Die Ausgangsbeschränkungen wurden zwar bis zum 4. Mai verlängert, doch die lokale Wirtschaft schöpft dank der geplanten Wiedereröffnungen Hoffnung. In der Zwischenzeit hatten sich die Händler im Kreis Haßberge aufgrund der Corona-Krise moderne Notlösungen ausgedacht.
Es ist ein zaghafter Schritt in Richtung Normalität. "Wir bekommen das Virus langsam unter Kontrolle", beteuerte Ministerpräsident Markus Söder in der Corona-Pressekonferenz am 16. April. Doch anstelle einer unkontrollierten Exitstrategie gilt Umsicht, wenn ab dem 20. April einzelne Geschäfte wieder öffnen dürfen. Die Händler im Kreis Haßberge sehen den Lockerungen mit gemischten Gefühlen entgegen.
Michael Minnich, Inhaber zweier Schuhhäuser in Zeil und Bamberg, bewertet die gegenwärtige Unsicherheit für die Einzelhändler als unschön. "Wir sind vorbereitet," erklärt der Zeiler. "Wir haben Mundschutz, Desinfektionsmittel für die Hände, Kassenschutz- und Abstandsschilder." Dass es langsam losgehe, erwarte er schon, und das sei auch "dringend notwendig, dass wir uns präsentieren, gerade wenn die Mitbewerber im Internet schon zu 20 Prozent reduzieren". Es komme darauf an, die Mitarbeiter zu halten. "Jeden Tag ein paar Schuhe ausliefern, das ist kein Umsatz."
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Große Posten seien Personalkosten, Wareneinkauf und Miete. Wobei Minnich froh sei, in seinem Bamberger Vermieter und Vorbesitzer des Schuhhauses Limberg einen verständigen Partner zu haben, der die Miete bislang gestundet hat. Das und die Resonanz der kleinen Kundschaft ist es, was ihn in diesen Tagen so freue. So bekam er nach der Auslieferung von Kinderschuhen von seinem kleinen Kunden ein WhatsApp-Video mit der Botschaft: "Lieber Michael, danke, dass du mir Schuhe gebracht hast." "Das hält einen aufrecht", freut sich der Zeiler.
Schuhhändler stehen in den Startlöchern
Sonja Repp, Besitzerin des Schuhfachgeschäfts "Tragbar by Sonja" in Ebelsbach, kann es kaum erwarten, dass ihr Laden wieder öffnet. Denn die Nachfrage ist da: "Teilweise haben mir die Kunden schon um sechs Uhr morgens eine Nachricht geschrieben", berichtet die 39-Jährige. Wie ihr Kollege Minnich hat die Schuhhändlerin versucht, den fehlenden Umsatz durch Schuhlieferungen wett zu machen. "Ein riesiger Zeitaufwand", seufzt die Mutter, die derzeit auch ihren Sohn zuhause betreut.
Seit der Schließung ihres Ladens am 18. März hat Repp ihre Kunden über WhatsApp beraten. "Ich habe Fotos gemacht und die Ware beschrieben. Dann habe ich den Kunden auf Wunsch die Ware bis an die Haustür gebracht. Probieren mussten sie die Schuhe dann selber, ich durfte ja nicht rein."
Fünf bis sechs Paar konnte sie so pro Tag maximal verkaufen. "Das ist nicht einmal ein Viertel meines Ladenumsatzes", relativiert sie. "Jetzt ist die Hauptsaison, mir sitzt die Zeit im Nacken." Denn auch das Geld aus der Corona-Soforthilfe ist noch nicht da. Repp hofft, dass sie es irgendwie schafft, ihren Laden unbeschadet durch die Krise zu führen. "Ich liebe meinen Laden, ich habe so viel investiert. Im August würde ich mein Neunjähriges feiern."