Freiluft-Gottesdienste und Geburtstagsständchen auf dem Balkon: In der Coronakrise heißt es für Altenpfleger und Angehörige, kreativ zu sein - wie in Knetzgau.
"Ich habe schon manches erlebt, aber so war es noch nie", erklärt Martha* am Telefon. Die 88-Jährige wohnt im Seniorenzentrum der Arbeiterwohlfahrt (AWO) Knetzgau. Auch hier müssen sich alle an die Schutzmaßnahmen halten, die die Regierung erlassen hat. Das heißt: Keine Besuche und die Pfleger laufen mit Mundschutz durch die Gänge. Doch das heiße nicht, dass der Kontakt zur Familie abreißt, meint auch Martha: "Gerade darf ich keinen Besuch haben. Aber ich telefoniere mit meiner Familie. Mal rufen sie mich an und mal ich sie. Da müssen wir jetzt durch."
Eine Ausbreitung verhindern
Aber nicht nur für die Bewohner ist die Situation neu und ungewiss. "Nach dem, was in Würzburg in der AWO-Einrichtung gerade passiert, habe ich schon ein mulmiges Gefühl. Aber die aktuelle Situation bei uns ist noch sehr ruhig. Es fühlt sich ein bisschen an wie die Ruhe vor dem Sturm. Wir tun alles dafür, dass wir das Virus nicht bekommen", erklärt die Heimleiterin Annika Kuhbandner.
Um eine Ausbreitung des Coronavirus zu verhindern, gilt seit dem 13. März striktes Besuchsverbot in Knetzgau, das konsequent durchgezogen wird. Bis auf eine Ausnahme, erklärt Kuhbandner: "Das Besuchsverbot wird ausgesetzt, wenn Bewohner im Sterben liegen. Wir hatten den Fall auch schon, dann informieren wir die Angehörigen, dass sie vorbeikommen dürfen. Sie werden am Eingang abgeholt, mit Mundschutz ausgestattet und ins Zimmer begleitet. Verabschieden und Begleiten müssen immer möglich sein, das ist so wichtig für den alten Menschen, aber auch für seine Bezugspersonen."
Verstärkte Hygienemaßnahmen sollen die Bewohner und Pflegekräfte schützen
Auch verstärkte Hygienemaßnahmen sind in Kraft getreten. "Jeder Mitarbeiter, der Kontakt mit Bewohnern hat, trägt Mundschutz, um den Bewohner zu schützen. Es wird auch verstärkt desinfiziert, zum Beispiel an Handläufen und Türklinken. Auch lassen wir Bewohner, die eine Erkältung haben, in ihren Zimmern und sprechen mit dem Arzt oder dem Gesundheitsamt ab, ob ein Test auf Corona ratsam ist", erklärt sie.
Ein weiterer Risikofaktor seien Bewohner, die aus dem Krankenhaus zurückkommen, erläutert Kuhbandner: "Wir bestehen vor der Rückkehr des Bewohners auf einem Corona-Test. Was nicht ganz einfach ist, weil die Krankenhäuser auch nur eine begrenzte Anzahl an Tests haben. Aber wir versuchen hier alles, um eine Infektion zu verhindern. Bis wir das Testergebnis haben, wird der Bewohner bei uns im Zimmer isoliert. Es wäre ein Drama, wenn jemand infiziert zu uns zurückkommt."
Martha hat Verständnis für die Situation: "Man muss es nehmen, wie es kommt. Ich war schon mal in einer Herzklinik, da hatten sie auch einen Virus, und es durfte mich keiner besuchen. Oder vor kurzem hatte ich die Masern, da war das auch so."
Für die Pflegekräfte hat die Situation etwas Gutes: "Dadurch, dass die Besuche der Angehörigen wegfallen, rückt das Team mit den Bewohnern näher zusammen. Das Arbeiten allgemein ist störungsfreier, und wir haben mehr Zeit für die Bewohner." Aufgaben, die sie jedoch eventuell bald ohne die nötige Schutzausrüstung erledigen müssen, denn auch Kuhbandner ist besorgt über Engpässe: "Was die Versorgung mit Desinfektionsmitteln sowohl für die Hände als auch für Oberflächen angeht, konnten wir uns im Vorfeld gut ausrüsten.