Lebt die Haselmaus auch im Landkreis Haßberge?

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Auch die Kinder des Kindergartens St. Jakobus Burgwindheim gehören zum UN-Projekt "Aus die Haselmaus?" und kennen sich schon gut aus mit den Mäusen, die keine Mäuse sind. Fotos: Sabine Weinbeer
Auch die Kinder des Kindergartens St. Jakobus Burgwindheim gehören zum UN-Projekt "Aus die Haselmaus?" und kennen sich schon gut aus mit den Mäusen, die keine Mäuse sind. Fotos: Sabine Weinbeer
Thomas Köhler (links) ist der Hauptinitiator des Projekts "Aus die Haselmaus?". Als symbolischen Gruß schickte er eine kleine Plüsch-Haselmaus durch Dr. Hünnerkopf an Umweltministerin Ulrike Scharf nach München.
Thomas Köhler (links) ist der Hauptinitiator des Projekts "Aus die Haselmaus?". Als symbolischen Gruß schickte er eine kleine Plüsch-Haselmaus durch Dr. Hünnerkopf an Umweltministerin Ulrike Scharf nach München.
 
Über die Auszeichnung als Projekt der UN-Dekade Biologische Vielfalt freuten sich mit den Projektpartnern auch politische Vertreter aus der Region Steigerwald, neben MdL Dr. Otto Hünnerkopf auch Schweinfurts stellvertretender Landrat Florian Töpper und der stellvertretende Landrat des Landkreises Haßberge Oskar Ebert.
Über die Auszeichnung als Projekt der UN-Dekade Biologische Vielfalt freuten sich mit den Projektpartnern auch politische Vertreter aus der Region Steigerwald, neben MdL Dr. Otto Hünnerkopf auch Schweinfurts stellvertretender Landrat Florian Töpper und der stellvertretende Landrat des Landkreises Haßberge Oskar Ebert.
 
Maximilian Stangl absolviert beim Forstbetrieb Ebrach sein Freiwilliges Ökologisches Jahr und betreut dabei das Haselmaus-Projekt. Von seinen ersten Ergebnissen berichtete er gestern im Rahmen der Preisverleihung.
Maximilian Stangl absolviert beim Forstbetrieb Ebrach sein Freiwilliges Ökologisches Jahr und betreut dabei das Haselmaus-Projekt. Von seinen ersten Ergebnissen berichtete er gestern im Rahmen der Preisverleihung.
 

"Aus die Haselmaus?" - Diese Frage stellt ein Projekt, das gestern als offizielles Projekt der UN-Dekade "Biologische Vielfalt" ausgezeichnet wurde. Es geht darum, sich auf die Spur der Haselmaus im Steigerwald zu begeben, und die führt durch Rauhenebrach und Oberaurach bis nach Zell am Ebersberg.

Bisher hat noch niemand versucht, das Vorkommen der Haselmaus hier zu belegen, obwohl gerade der Mischwald der ideale Lebensraum der Haselmaus ist. "Wir haben uns sieben Jahre gegeben, damit auch wirklich wissenschaftliche Nachweise geführt werden können", erklärte Hauptinitiator Thomas Köhler. Wer demnächst beim Waldspaziergang zwischen Zell, Oberaurach und Handthal bunte Nisthilfen an den Bäumen sieht, ist dem Projekt auf der Spur.


Partner für das Haselmaus-Projekt

Für dieses Projekt suchte und fand die Organisation "Artenschutz in Franken" Partner im Forstamt Schweinfurt, dem Forstbetrieb Ebrach, der Naturschutz- und Umweltstiftung, dem Kindergarten St. Jakobus Burgwindheim, der Steigerwald-Realschule Ebrach und der Naturschutzgrupe der Offenen Behindertenarbeit Bamberg.

Die Ehrung der UN wird an Projekte verliehen, die sich in nachahmenswerter Weise für die Erhaltung der biologischen Vielfalt einsetzen. Deshalb wollte eigentlich Umweltministerin Ulrike Scharf persönlich die Urkunden überreichen. Kurzfristig jedoch wurde sie in München gebraucht, und so übernahm der Landtagsabgeordnete Otto Hünnerkopf die Ehrung.

Von ihm erfuhren die Gäste der Feierstunde, dass von den 72 000 Arten in Deutschland jede dritte gefährdet sei. Es sei lobenswert, sich um die Sicherung des Bestandes zu kümmern, bevor die Haselmaus auf der roten Liste steht. Der Ansatz, neben der wissenschaftlichen Arbeit Kinder und Jugendliche einzubinden, sei der einzig richtige.


Vernetzte Natur

Thomas Köhler meinte, gehe nicht allein darum, den Bestand der Haselmaus zu sichern, sondern aufzuzeigen wie vernetzt die Natur ist, wie die Arten miteinander verbunden sind, was es bedeutet, wenn eine Art verschwindet. So gibt es Forscher, die an der Haselmaus und ihrem Winterschlaf Erkenntnisse gewinnen, die eventuell Koma-Patienten künftig helfen. Zudem sei die Haselmaus auch ein "Lebensraumindikator", weise also auf ein spezielles Umfeld hin.

"Wir wissen bisher nur sehr wenig über die Welt der Kleinsäuger wie die Haselmaus. Deshalb sind wir dankbar für die Initiative von Artenschutz Franken und waren von Anfang an begeistert, das Projekt mitzutragen", erklärte der Leiter des Forstbetriebs Ebrach, Ulrich Mergner. Die Fachleute von den Staatsforsten suchten die geeigneten Standorte für 60 Haselmauskästen, die jetzt auf einer Gesamtfläche von rund 20 000 Hektar im Wald und an Waldrändern zu finden sind. Man erkennt sie gut, denn die Realschüler haben sie bemalt.

Maximilian Stapf betreut die Kästen jetzt in seinem Freiwilligen Ökologischen Jahr. Er hat die erste Erhebung gemacht. Von den 60 Kästen waren 44 bewohnt, allerdings nicht von der Haselmaus. "Ich habe Vögel, Fledermäuse, Wespennester gefunden. Also für die Artenvielfalt sind die Kästen auf jeden Fall gut", so Maximilian, der gespannt darauf ist, wer im nächsten Jahr hier zu finden ist.


Ein nachtaktives Tierchen

Leicht ist es jedenfalls nicht, dem "Muscardinus avellanarius" auf die Spur zu kommen, denn sie ist nachtaktiv. "Bisher gibt es keine Kenntnisse zu ihrer Verbreitung in Franken, meist sind es Zufallsfunde, die auf die Präsenz des kleinen Wesens hinweisen", erklärte Thomas Köhler im Gespräch mit unserer Zeitung. Die weißen Flecken auf der Karte sollen dank dieses Projekts jetzt gefüllt werden. Am Ende soll es aussagekräftige Datensätze zur Verbreitung der Haselmaus und Rückschlüsse auf ihre Gefährdung geben.

Die UN-Dekade Biologische Vielfalt wurde von den Vereinten Nationen für den Zeitraum von 2011 bis 2020 ausgerufen. Ziel ist es, den weltweiten Rückgang der biologischen Vielfalt aufzuhalten. Dabei ist es der UN wichtig, das gesellschaftliche Bewusstsein zu schärfen, die Menschen zum Mitmachen zu bewegen. "Das setzt das Projekt beispielhaft um und wurde daher ausgewählt", zitierte Dr. Hünnerkopf die Umweltministerin aus ihrem Grußwort.