Radeln, wo Hyundai, Kia und Toyota zuhause sind: Der Königsberger Manfred Wagner war mit einem Freund auf dem Rad durch Südkorea und Japan unterwegs. War die Unterkunft zu teuer, schliefen sie draußen in Zelt und Hängematte.
Thailand, Bali und China sind vielen Menschen hierzulande feste touristische Begriffe. Mit Japan und vor allem Südkorea dagegen können nur wenige etwas anfangen. Genau dorthin führte die jüngste Radtour, die der Königsberger Manfred Wagner (58) zusammen mit seinem Freund Dietmar Roth (73) aus Suhl unternahm. Mit völlig neuen Eindrücken aus diesen sicheren Reiseländern kehrten die Weltenbummler nach sechs Wochen wohlbehalten in ihre Heimat zurück.
Morgenstille, Autos und Tablets
Das Land der Morgenstille, wie Südkorea auch genannt wird, hat eine imposante Entwicklung hinter sich. Eingeklemmt zwischen den mächtigen Nachbarn China und Japan hat sich der 50-Millionen-Einwohner-Staat zu einer starken Export-Nation gemausert. Autos von Hyundai oder Tablets von Samsung sind weltweit ein Begriff.
Weit weniger bekannt sind die touristischen Highlights.
So stehen inmitten der Millionenstadt Seoul fünf gigantische Königspaläste. Und wenn man die Metropole auf dem Drahtesel verlässt, reibt man sich erst mal verwundert die Augen: Entlang von Flüssen und stark befahrenen Straßen gibt es zahlreiche vorbildlich angelegte Radwege.
Hier begegneten die Deutschen ständig einheimischen Radlern. Deren Anblick jedoch verursacht ungläubiges Staunen: Fast alle Biker sind von Kopf bis Fuß verhüllt, fast möchte man sagen vermummt - und das trotz hoher Temperaturen von über 30 Grad Celsius. Der Grund dafür liegt im Ästhetischen: Nur eine blasse Hautfarbe entspricht dem koreanischen Schönheitsideal.
Auch hier gilt: Wer schön sein will, muss leiden!
Knigge ist alles
Die Menschen sind sehr liebenswürdig und höflich, jedes Dankeschön im Restaurant oder Hotel wird begleitet von einer tiefen Verbeugung. Ohne jeden Zwist kommen Christen und Buddhisten, die Gläubigen der beiden Hauptreligionen, miteinander aus. Wer Fische, Meeresfrüchte und sehr scharfes Essen mag, wird dieses bergige Land sehr schätzen.
Nach der Durchquerung Koreas gelangen die beiden Franken mit der Fähre nach Japan. Schnell merken sie, dass in diesem Land alles wesentlich teurer ist. Um ihr Budget nicht zu überreizen, schlafen sie öfter unter freiem Himmel. Das kann man sich dann ungefähr so vorstellen: Wenn Roth sich abends in sein kleines Zelt rollt, liegt Wagner schon in seiner Hängematte.
Und während sie da so liegen, Nacht für Nacht, spüren sie eines Nachts ganz deutlich, was in Japan ständig passiert: Die Erde unter ihnen erzittert bei einem leichten Erdbeben.
Mehr als ein Umweltprotokoll
Hiroshima konfrontiert die Besucher mit der unheilvollen Vergangenheit. Bedrückend ragen die Ruinen des sogenannten Atombombendoms in den Himmel. Das ehemalige Industriegebäude zählt zu den wenigen Häusern, die von der verheerenden Druckwelle nicht völlig zerstört wurden. Das lag daran, dass die Bombe damals fast senkrecht darüber explodierte und der Druck sich hauptsächlich vertikal entfaltete. Eine weniger bedrückende touristische Attraktion bot sich in Kyoto als Kontrastprogramm. Kyoto ist vor allem durch das gleichnamige Protokoll bekannt.
Wer ahnt, dass in der alten Kaiserstadt antike Tempel und farbenprächtige Schreine unzählige Touristen anlocken. Mit 17 Unesco-Weltkulturstätten und über 1600 buddhistischen Tempeln hat die Stadt eine kulturelle und historische Vielfalt zu bieten, die seinesgleichen sucht.
Bevor die Radfreaks ihr Ziel Tokio erreichten, kamen sie in der Nähe des angeblich schönsten Berges der Welt vorbei: der 3776 Meter hohe Fuji. Bei nebelgrauen Wolkenschwaden blieb der Blick auf den Bergriesen mit der malerischen Schneekappe verwehrt. Aber, kleine Enttäuschungen gehören dazu, denn: Was wäre schon eine Reise wert, in der einem jeder Wunsch erfüllt würde?