Kanonenschläge und Böllerschüsse krachen durch den Nebel ins Maintal bei Zeil

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Die 40 Böllerschützen mussten unter der Kommandofolge von Carola Vetter aus Heilgersdorf für den strikten Schießablauf gehorchen, auch Harald Lehnert mit seinem Schaftböller.
Die 40 Böllerschützen mussten unter der Kommandofolge von Carola Vetter aus Heilgersdorf für den strikten Schießablauf gehorchen, auch Harald Lehnert mit seinem Schaftböller.
Bei dieser Kanone fliegt das Laub. Wer keinen Gehörschutz hatte, der musste sich beim Neujahrschießen hoch über der Stadt Zeil nicht nur bei der lautesten Kanone die Ohren zuhalten.
Bei dieser Kanone fliegt das Laub. Wer keinen Gehörschutz hatte, der musste sich beim Neujahrschießen hoch über der Stadt Zeil nicht nur bei der lautesten Kanone die Ohren zuhalten.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Der neunjährige Leo Bergmann aus Unfinden bewundert den Pranger Stützen, hergestellt in Berchtesgaden, vom Schützen Reinhold Schütz aus Ebensfeld: Er wiegt 13 Kilogramm. Fotos: Renè Ruprecht
Der neunjährige Leo Bergmann aus Unfinden bewundert den Pranger Stützen, hergestellt in Berchtesgaden, vom Schützen Reinhold Schütz aus Ebensfeld: Er wiegt 13 Kilogramm. Fotos: Renè Ruprecht
 
Die Mutter aller Kanonen beim Neujahrsböllern in Zeil. Jürgen Burger aus Prappach lädt die wuchtigste Kanone mit einem Kaliber von 17 cm nach, ein Nachbau des Mörsers von Belgrad.
Die Mutter aller Kanonen beim Neujahrsböllern in Zeil. Jürgen Burger aus Prappach lädt die wuchtigste Kanone mit einem Kaliber von 17 cm nach, ein Nachbau des Mörsers von Belgrad.
 
 

Fast jeder kennt die literarische Figur "Baron von Münchhausen" aus dem 18. Jahrhundert. Zwar war der Baron beim fünften Neujahrsböllern hoch über der Stadt Zeil am Zeiler Käppele nicht dabei, aber die uniformierten Kanoniere erinnerten an den Märchen- und Filmhelden, der auf einer Kanonenkugel durch die Lüfte geflogen sein will. Mit Standböllern, Schaftböllern, Gewehrsalven und historischen Kanonen feuerten die Böllerschützen des Schützengaus Schweinfurt vom Zeiler Käppele aus in das Maintal, so dass sich die gewaltigen Druckwellen bis in den Steigerwald hinein ausbreiteten.

Das Böllerschießen läutete mit fünf Salven (Eröffnungssalut, langsames und schnelles Reihenfeuer, Doppelschlag und Ehrensalut) in historischer Tradition das neue Jahr ein.

Den Auftakt durfte wieder der Zeiler Bürgermeister Thomas Stadelmann (SPD) machen, indem er das Neujahrsböllern mit der Kanone von den Zeiler Böllerschützen eröffnete.
Stadelmann freute sich, dass "die Zuschauerresonanz gestiegen ist, man kann sagen, dass sich im fünften Jahr das Neujahrsböllern in Zeil als Tradition etabliert hat." Rund 100 große und kleine Besucher schauten und hörten sich das Spektakel trotz Nebelwetters an.

Schade, denn von hier aus hat man einen herrlichen Blick ins Maintal.
Im Vorjahr waren gut 40 Zuschauer bei Sonnenschein dabei gewesen.

Fränkische Neujahrstradition

Der 55-jährige Böllerreferent und Zeiler Udo Naß vom Schützengau Schweinfurt ist seit 15 Jahren Böllerschütze: "Die Neujahrstradition ist in Franken eingeschlafen, und wir sind froh, dass wir es seit vier Jahren hier in Zeil wieder aufleben lassen, um die bösen Geister zu vertreiben."

Der Schweinfurter Schützengau besteht seit 1952. Damals waren es gerade einmal sechs Vereine. Heute zählt der Schützengau über 40 regionale Vereine mit über 5000 Mitgliedern.
Am Zeiler Böllerschießen nahmen die Schützenvereine aus Zeil, Kirchaich, Steigerwald, Sennfeld und Heilgersdorf mit knapp 40 Böllerschützen teil. Das Kommando hatte Carola Vetter aus Heilgersdorf. Ihr Vereinskamerad Harald Lehnert hofft, dass "die Tradition weiterhin hier in Zeil erhalten bleibt".

Dieses Treffen in Zeil ist für die Besucher ein Erlebnis in mehrfacher Hinsicht, denn die Schützen erklären gerne ihr Hobby. So durfte der neunjährige Leo Bergmann aus Unfinden zwar mit dem Pranger Stützen, hergestellt in Berchtesgaden, von Reinhold Schütz aus Ebensfeld nicht schießen, aber er durfte ihn halten und das Gewicht von 13 Kilogramm in den Muskeln spüren. Ein wertvolles Stück. Schütz kaufte sich vor fünf Jahren das Gerät zu seinem 50. Geburtstag für 1700 Euro.

Echtes Erlebnis

Ein tolles Erlebnis war der Nachmittag auch für Felix Reinhardt Der Vierjährige aus Nürnberg besuchte nicht nur die Oma in Zeil, sondern auch das Neujahrsböllern; er durfte mit Udo Naß (links) die Zeiler Kanone mit einer Patrone ohne Schießpulver zünden. Die Mutter aller Kanonen hatte Jürgen Burger aus Prappach dabei. Es ist die wuchtigste Kanone mit einem Kaliber von 17 cm, ein Nachbau des "Mörsers von Belgrad".