Der Jazzpianist Tizian Jost griff ausnahmsweise mal nicht in die Tasten, sondern zum Schlägel: In Haßfurt zeigte der Musiker sein Können auf dem Vibraphon. Und das kam beim Publikum sehr gut an.
Als Jazzpianist hat sich Tizian Jost aus München einen großen Namen gemacht. Doch seine zweite Liebe gehört dem Vibraphon. So kam das Publikum beim Konzert in der Jazzreihe des Kulturamts Haßfurt "Jazz mal anders" im Gewölbekeller der Stadthalle in den Genuss, diesen großartigen Vibraphonisten zusammen mit dem Trio Bernhard Pichl (Klavier), Rudi Engel (Bass) und Florian Kettler (Schlagzeug) zu erleben.
Kurz gesagt, war dieser Abend ein musikalisches Vergnügen und eine Labsal für die Seele. Ein Konzert, um zu entspannen, einer außergewöhnlichen und wunderbaren swingenden Musik zu lauschen und alle Alltagshektik zu vergessen.
Im Mittelpunkt stand das Vibraphon, das zwar mittlerweile eine feste Größe im Jazz darstellt, aber eher selten zu hören ist.
Durch Platten aus einer Aluminiumlegierung mit Messing, Röhren, die den Klang verstärken, ein Pedal zur Klangverlängerung und einen Vibrator zur Erzeugung von Tonschwankungen hat es eine besonders faszinierende Ausstrahlung.
Konzentriert und lässig zugleich Zumal Tizian Jost, Dozent an der Hochschule für Musik und Theater in München, ein Künstler an diesem Instrument ist, den Bernhard Pichl als den "besten Vibraphonisten, den ich kenne, und ich kenne viele Vibraphonisten!" vorstellte. Konzentriert und lässig zugleich, mit beeindruckender Virtuosität und einer großen Bandbreite an Ausdrucksmöglichkeiten, mal mit zwei, mal mit vier Schlegeln, spielte Tizian Jost Kompositionen von Bernhard Pichl, vom Modern Jazz Quartet, von Chick Corea und von ihm selbst.
Aber auch Stücke von berühmten Vibraphonisten wie Bobby Hutcherson und Milt Jackson, vom Pianisten Mulgrew Miller, ein Blues des Saxophonisten Jimmy Heath und - weil Tizian Jost die brasilianische Musik liebt - der Bossa Nova "Corcovado" von Tom Jobim standen auf dem Programm. Dass Bernhard Pichl, Rudi Engel und Florian Kettler in der Vielfalt des Jazz "zuhause" sind, haben sie schon in vielen Konzerten mit Jazzgrößen offenbart. Sie ordnen sich einem Solisten nie unter, sondern musizieren mit ihm auf Augenhöhe. Wenn sie sich in einen Dienst stellen, dann immer in den der Musik und der jeweiligen Stilrichtung des Jazz, den sie dem Publikum näher bringen möchten.
Leichthändig unterwegs Bernhard Pichl war an diesem Abend wie immer leichthändig unterwegs, mal mit minimalistischen Sequenzen, mal vor musikalischen Ideen sprühend.
Rudi Engel erwies sich wiederholt als Meister der filigranen Rhythmus- und melodiösen Tonfolgen, während Florian Kettler die Kunst beherrscht, sein Instrumentarium feinsinnig und rhythmisch ansprechend einzusetzen und in den Soli durch eine brillante Spieltechnik und erstklassige Gestaltungskraft zu beeindrucken.
Herrlich war der Kontrast zwischen den warmen Klangfarben des Vibraphons und des Kontrabasses sowie den "kühleren" Tönen des Klaviers und den metallischen Klängen der Schlaginstrumente.
Faszinierende Klangfülle Den Künstlern gelang es, ihre unterschiedlichen musikalischen "Sprachen" zu einer faszinierenden Klangfülle zu vereinen, mit Feingefühl, Witz, Fantasie, Improvisationskunst und einem in jeder Hinsicht perlenden Ideenreichtum. Nach dem begeisternden Schlussapplaus verabschiedete sich das Quartett mit dem Standard "Bags Groove" von Milt Jackson.