"Jazz mal anders": Brillante Spielweise begeisterte das Haßfurter Publikum

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Das Starkonzert der Reihe "Jazz mal anders" des Kulturamts Haßfurt live mit (von links) Bernhard Pichl (Klavier), Rudi Engel (Bass), Leszek Zadlo (Saxophon) und Florian Kettler (Schlagzeug) war dem polnischen Jazz gewidmet und faszinierte das Publikum. Foto: Ulrike Langer
Das Starkonzert der Reihe "Jazz mal anders" des Kulturamts Haßfurt live mit (von links) Bernhard Pichl (Klavier), Rudi Engel (Bass), Leszek Zadlo (Saxophon) und Florian Kettler (Schlagzeug) war dem polnischen Jazz gewidmet und faszinierte das Publikum. Foto: Ulrike Langer

Eine ganz neue Art der Jazzmusik spielten Bernhard Pichl (Klavier), Rudi Engel (Bass), Florian Kettler (Schlagzeug) und Leszek Zadlo (Saxofon) in Haßfurt.

Beim Starkonzert "Jazz mal anders" des Kulturamts Haßfurt live in der gut besetzten Rathaushalle in Haßfurt war die Musik hauptsächlich von dem aus Krakau stammenden Musiker und Komponisten Leszek Zadlo und seinen eigenen Werken geprägt. Das Publikum war davon fasziniert und vor allem von der brillanten Spielweise des Quartetts begeistert.

Leszek Zadlo, der schon seit gut 40 Jahren in Deutschland lebt, führte charmant durch das Programm und erzählte einiges aus seinem interessanten Leben. So berichtete er, dass er zum ersten Jazz-Lehrer für Saxofon und Flöte am Hermann-Zilcher-Konservatorium Würzburg berufen worden war. "Würzburg gilt als erste offizielle Jazzstadt in Bayern, und Leszek Zadlo gehörte zu den Pionieren", ergänzte Bernhard Pichl.

An Filmmusiken mitgewirkt

Doch der Künstler, der von 1986 bis 2017 Professor in Würzburg war, arbeitete auch ab 1991 am Richard-Strauss-Konservatorium in München und wurde 2012 mit der Medaille Gloria Artis, der höchsten polnischen Kulturauszeichnung, geehrt. Wie er mitteilte, bekamen Bernhard Pichl und Rudi Engel 2001 mit der Integration des Hermann-Zilcher-Konservatoriums in die Hochschule für Musik Würzburg ebenfalls Professuren. "Das war eine große Auszeichnung", sagte er und konstatierte: "Das Niveau der Jazzausbildung in Würzburg ist sehr gewachsen, und das Alter wird immer niedriger."

Da es auch in Polen eine große Jazzszene gebe, spiele er immer seltener, merkte er humorvoll an. Zadlo, der unter anderem auch an Filmmusiken mitgewirkt hat, komponierte einst eine "Polonez" für das Stadttheater Braunschweig, die er anschließend der Bewegung Solidarnosc gewidmet hat.

Mit diesem Stück, dem weitere Kompositionen von Zadlo folgten, eröffnete das Quartett das Konzert. Dabei offenbarte sich der Saxofonist als expressiver, emotionaler und unvergleichlich virtuoser Musiker. Da auch an der Hochschule verschiedene Stilistiken unterrichtet werden, überraschte es nicht, dass das eine Stück südafrikanisch, das andere funky und wiederum ein anderes sehr swingend klang.

Zwischendurch berichtete der Musiker von seiner Begegnung mit Udo Lindenberg, mit dem er eine Zeitlang zusammen wohnte, von Duke Ellington, der ihm 1967 in Wien persönlich zu seinem Solistenpreis gratulierte ("Da hat sich der Himmel über mir geöffnet!"), oder von seiner Frau, der polnischen Schauspielerin Barbara Lass.

"Crescent" absoluter Höhepunkt

Im zweiten Set kamen dann "Invitation" und "Rosemaries Baby" der polnischen Komponisten Bronislaw Kaper und Krzysztof Komeda zu Gehör, bevor Leszek Zadlo mit "Crescent" von John Coltrane den absoluten Höhepunkt setzte. "John Coltrane und seine Musik verfolgen mich schon mein ganzes Leben. Sein fantastischer Stil und seine großartigen Interpretationen haben mich am meisten beeindruckt", bekannte er und bewies, dass er seinem großen Vorbild durchaus ebenbürtig ist.

Natürlich erhielten auch seine Kollegen Raum für ihre bewundernswerten Improvisationen. So nahm Bernhard Pichl die Stilistik und Harmonik der Kompositionen auf eine sehr virtuose Weise und mit einer einfallsreichen Melodik gekonnt auf. Rudi Engel vervollkommnete nicht nur im Hintergrund den Klang, sondern setzte auch als Solist starke Akzente. Florian Kettler unterstrich die Intention der Komponisten mit einer rhythmischen Vielfalt und abwechslungsreichen Klangfarben.

Aus dem Elend entstanden

"Jazz ist die Musik des 20. Jahrhunderts und auch dieser Zeit. Sie entstand aus dem Elend und hat sich zu einem wunderbaren künstlerischen Ausdruck entwickelt. Heute ist sie eine der bedeutendsten Ausdrucksformen auf der ganzen Welt", sagte Zadlo nach dem begeisterten Schlussapplaus. Weil er "richtig Lust" gehabt habe, in Haßfurt zu spielen, gab er mit seinem Trio noch als Zugabe den Jazzstandard "Alone together".

Qualität alle Musiker gelobt

Als "großartig" bewertete der Musiklehrer Ron Rockhold das Konzert. Er stammt aus Kalifornien, lebt nun in Mechenried und war mit zwei seiner Saxofonschüler gekommen. "Ich finde die Technik von Leszek Zadlo unendlich beeindruckend, und es ist schön zu sehen, wie in dem Quartett Jung und Alt miteinander spielen und welche Qualität alle Musiker, besonders der junge Schlagzeuger, haben", sagte er. "Ich freue mich, dass Jazz hier so lebendig ist, denn in den USA muss man regelrecht dafür kämpfen, den Jazz populär zu erhalten."