Aktuell zwölf Migrantenkinder stellen die Lehrer an der Grundschule in Ebern vor neue Herausforderungen. Sprachunterricht steht im Vordergrund. Die Pädagogen sind begeistert vom Leistungswillen der Kinder und davon, wie sie den Unterricht bereichern.
Seit der Belegung der Gemeinschaftsunterkunft für Asylbewerber und Flüchtlinge im ehemaligen Kasernengelände pilgern nicht nur viele Kinder und Jugendliche in die Mittelschule, um dort den passenden Schul- und Sprachunterricht zu besuchen. Auch die Schülerzahlen bei Ingrid Mandery in der Grundschule sind angestiegen: "Zu uns gehen im Moment zwölf Kinder von Asylbewerbern und Flüchtlingen. Wir haben alle in einer Regelklasse unterbringen können."
Aber es ist nicht allein die Regelbeschulung, die Rektorin Ingrid Mandery und ihr 28-köpfiges Kollegium den nicht deutsch sprechenden Kindern bieten kann. "Wir sind in der glücklichen Lage, dass wir die Kinder auch zehn Stunden pro Woche individuell fördern können. Die Personaldecke im Landkreis ist zufriedenstellend und das Schulamt hat sich wirklich sehr bemüht", freut sich die Rektorin über diese Situation. Das bedeutet: Alle Kinder von Asylbewerbern und Flüchtlingen sowie anderen Migranten bekommen in der Grundschule einen notwendigen Sprachunterricht.
Zwei Stunden deutsch Pünktlich zur dritten Schulstunde trommeln die Lehrerinnen Silke Schweikert und Birgit Bühler die Kinder aus Italien, Serbien, Syrien und Tschetschenien im Schulhaus zusammen. Dann steht für zwei Stunden die deutsche Sprache in Kleingruppen auf dem Stundenplan. "Wir gestalten das flexibel. Wenn für die Klasse in diesen Stunden gerade Sport oder Kunst auf dem Plan steht, nehmen wir die Kinder nicht heraus", sagt Birgit Bühler, die das Lehrfach "Deutsch als Zweitsprache" an der Universität Nürnberg belegt hat. Denn in derartigen Schulstunden würden sich die Kinder gegenseitig befruchten.
Das Ziel der Grundschule sei es zwar, dass die Kinder möglichst schnell die deutsche Sprache lernen. Aber der noch viel größere Wunsch ist: die Integration. "In der Zeit, in der die Kinder bei uns sind, sollen sie sich wohl fühlen. Sie sollen Freundschaften schließen und am sozialen Leben teilhaben." Schulische Leistungen können sie nur auf ihrem mit eigenen Niveau erbringen. Manche kennen nicht einmal die lateinischen Schriftzeichen. "Da muss man jetzt einfach umdenken." Die Maßstäbe, wie sie für ein deutsches Kind gelten, hier anzulegen, würden zu keinem Erfolg führen.
Obwohl Ingrid Mandery bereits diese andere Erfahrung machen konnte. Amina aus Tschetschenien hat im vergangenen Schuljahr die erste Klasse der Grundschule besucht. Davor hatte sie einige Monate im Kindergarten in Jesserndorf verbracht: "Amina war schon wirklich sehr gut. Sie ist ein Paradebeispiel. Vom Leistungsvermögen hat sie fast schon einen Sonderstatus." Das Fazit ihrer Begegnung mit dem Mädchen, das Ende Oktober mit der Familie freiwillig wieder in die Heimat zurückkehren wird: "Wir haben durch Amina gelernt, was eigentlich möglich ist. Zu welchen Fortschritten die Kinder fähig sind." Dass sie geht, findet Ingrid Mandery sehr schade. "Sie ist ja fast ein deutsches Mädchen."
Kinder als Dolmetscher Fest steht, dass nicht nur Amina, sondern alle Kinder aus den fremden Ländern den Schulalltag in der Grundschule bereichern. "Wir sind froh, dass wir viele Kinder aus zweisprachigen Familien haben. Die können uns beim Übersetzen helfen, wenn wir mit Hand und Fuß nicht mehr weiterkommen", gibt die Grundschulrektorin zu. Serbisch, kroatisch, arabisch, polnisch - die Liste der "Dolmetscherkinder" von Frau Mandery ist lang. Verteilt sind sie auf allen Klassen: "Die Kinder wollten alle jemanden, der aus dem Ausland kommt. Das ist etwas Besonderes, und die Hilfsbereitschaft ist groß."
Nicht nur bei den Schülern ist die Hilfsbereitschaft groß. Auch sonst. "Wir stehen im direkten Kontakt mit Schulamt und der Stadt Ebern. Sie tun das, was sie für uns machen können", berichtet Ingrid Mandery. Beim Ausfüllen von Formularen hilft auch immer wieder der Asylunterstützerkreis, der sich in Ebern gebildet hat. Schulmaterial wird über das Bildungs- und Teilhabepaket finanziert, das gesetzlich für hilfebedürftige Kinder und Jugendliche zur Verfügung steht.
Ingrid Mandery freut sich über den Ehrgeiz, den sie Tag für Tag bei den Kindern entdecken kann. Deshalb wird in wenigen Tagen auch wieder das individuelle Sprachbetreuungsprogramm, finanziert durch den Rotary Club Haßfurt, starten. "Schüler aus weiterführenden Schulen betreuen die Kinder einmal pro Woche für eine Stunde ganz individuell. Sie werden von unserer Fachkraft Birgit Bühler angeleitet und bekommen fünf Euro pro Stunde gezahlt. Dabei geht es um ganz praktische Dinge, wie beispielsweise Einkaufen." Im Laufe des vergangenen Schuljahres wurde dieses Projekt von sieben Schülerinnen und Studenten an der Grundschule durchgeführt.
Individuelles Lernen Im Werkraum des Schulgebäudes lernen Hala, Adnan, Ayman und Esmeralda gerade die Farben. Ayman und Esmeralda leben schon seit vier Monaten in Deutschland. Adnan und Hala aus Syrien sind erst seit knapp vier Wochen in Ebern. "Bei solch heterogenen Gruppen ist das natürlich schwer, mit einem Schulbuch zu arbeiten. Die Kinder sind unterschiedlich weit fortgeschritten und lernen ganz individuell", sagt Silke Schweikert und ruft Ayman auf, der sich ganz eifrig zum Vorlesen meldet.
Die Heterogenität beim Sprachunterricht wird bleiben. Denn während dem Schuljahr werden immer wieder neue Kinder kommen und andere Kinder gehen. Das macht die Asylpolitik aus. "Es sind alles sehr liebenswerte Kinder", ergänzt die Rektorin. Für Birgit Bühler ist die Vorbereitung des Sprachunterrichtes im Moment der zeitintensivste Teil am Schreibtisch zu Hause. Aber das macht ihr nichts. Für sie ist das selbstverständlich: "Diese Kinder gehören einfach mit dazu."
Seit Monaten nur gute Nachrichten zum Thema. Negatives gibts anscheinds nichts. Nur begeisterte und glückliche Lehrer. Fleißge und ehrgeizige Schüler und genug Personal ist auch da. Kleingruppen sind wohl kein Problem. Hier läuft alles rund. Es gibt anscheinds auch keine Mädchen, die in ihrenZimmer bleiben müssen, damit sie keinen Mann anschauen mpüssen. Ich guck jetzt im wetsfernsehen nach, ob das alles stimmt.
Henryk M. Broder sagt: "Aber wir haben es nicht mit "Einwanderern", sondern mit Flüchtlingen zu tun. Und die wissen genau, wohin sie wollen ... und das aus guten Gründen, die mit der Sozialgesetzgebung zu tun haben."
http://www.welt.de/debatte/henryk-m-broder/article133470941/Wir-sind-doch-nicht-am-Fluechtlingselend-schuld.html
" Fest steht, dass ... alle Kinder aus den fremden Ländern den Schulalltag in der Grundschule bereichern" kann man mittlerweile nicht mehr hören.
Jeder der kein oder nur gebrochenes Deutsch spricht ist mittlerweile eine Bereicherung.
Aus meiner Jugendzeit kenne ich diese Situation, damals tobte der Algerienkrieg. Für kurze Zeit hatten wir zwei algerische Mädchen in der Klasse (ohne Dolmetscherkind) ~ da lief nix wegen der Sprachbarriere, außer im Rechenunterricht konnten sie nicht zeigen was sie drauf hatten. Von einer Bereicherung, abgesehen davon dass ich sie als wunderschöne Mädels in Erinnerung habe, konnte keine Rede sein.
Der heutige Bericht mag zwar nicht falsch sein, klingt aber doch sehr geschönt.
m.f.G.
Gut, dann ist Aus,-Abwandern für Sie genau der richtige Weg.
Ich schon! Schön das Ebern etwas multikultureller wird.
Noch schöner wäre es wenn nicht bei jedem entsprechendem Bericht sofort die ausländerfeindlichen Kommentare einiger engstirniger Mitbürger erscheinen würden.
Mehr als die Überschrift haben Sie scheinbar auch gar nicht gelesen, oder?