Eine Ausstellung in der Haßfurter Berufsschule macht junge Leute auf die Gefahren des Straßenverkehrs aufmerksam. Die Schicksale erzeugen Betroffenheit.
Die Haßfurter Berufsschüler werden in den kommenden zwei Wochen überall im Schulhaus auf die Schatten von Benjamin, Jasmin, Roccy, Sissi, Sarah und Sascha treffen. Die jungen Leute, deren mannshohe Silhouetten die Ausstellung "Schatten - Ich wollte doch leben" bilden, sind alle bei Verkehrsunfällen ums Leben gekommen. Ihre Familien haben zugestimmt, dass ihre Geschichten dazu beitragen, junge Menschen für die Gefahren des Straßenverkehrs zu sensibilisieren. Die Ausstellung wurde jetzt an der Heinrich-Thein-Berufsschule eröffnet.
"Mit den Schattenseiten des Straßenverkehrs" konfrontiere diese Ausstellung, sagte der stellvertretende Schulleiter Jochen Brüggemann. Das tue sie sehr eindringlich und auf eine Art und Weise, die jungen Menschen unter die Haut gehe. Gerade Jugendliche tendierten ja dazu, Gefahren lieber wegzuwischen. Weil man merkte, dass das bei dieser besonderen Präsentation anders ist, bemühte sich die Schulleitung nach seinen Angaben, die Ausstellung nach vier Jahren ein zweites Mal an die Schule zu holen. Sie gehört zur Verkehrssicherheitswoche, die Kurt Helbig mit vielfältigen Veranstaltungen organisiert hat.
Im Studium entwickelt
Das Konzept "Schatten" entwickelte die Designerin Marlene Schlund während ihres Studiums als Beitrag zu einer Ausschreibung des Bayerischen Innenministeriums. Es wurde zwar ausgezeichnet, umgesetzt hat es dann aber der ADAC. Der stellt die Präsentation seitdem kostenlos vor allem Schulen zur Verfügung, wie das Vorstandsmitglied Thomas Dill in Haßfurt erklärte.
67 junge Fahrer kamen im vergangenen Jahr auf Bayerns Straßen ums Leben, darunter auch eine 19-Jährige aus dem Landkreis Haßberge. Jedes neue Gedenkkreuz an der Straße ist eines zu viel und deshalb will die Ausstellung wachrütteln. Dabei überschreitet sie auch gewisse Grenzen. Besonders betroffen macht die Tatsache, dass es sich um reale Fälle handelt. Die Familien haben zugelassen, sowohl den Unfallhergang als auch das Wesen des jungen Menschen zu beschreiben, den sie bei den Unfällen verloren haben.
Durchs Handy abgelenkt
Der 19-jährige Benjamin hat sich überschätzt, die 24-jährige Jasmin wurde übersehen, die 16-jährige Sissi vertraute blind auf die Fahrkünste ihres Bekannten und der 19-jährige Sascha war nicht angeschnallt.
Eine relativ neue, aber umso häufigere Ursache brachten sowohl Norbert Mohr, der Leiter der Polizeiinspektion Haßfurt, als auch Dritter Bürgermeister Stephan Schneider (SPD) ins Spiel: die Ablenkung vor allem durch das Handy. Schneider steuerte dazu aus seinem Alltag als Notfallsanitäter ein Erlebnis bei, bei dem eine nicht zu Ende geschriebene SMS deutlich mache, warum die beiden Fahrzeuge auf gerader Strecke zusammenstießen. Da stand die Frage "Was machst Du heute abend?", die Antwort "Nichts" wurde nicht mehr abgeschickt...
Polizei und Rettungsdienst gehören auch zu den durchschnittlich 113 Menschen, die von einem Verkehrstod unmittelbar betroffen sind. "Auch einen Polizisten wirft das aus der Bahn, wenn alle Bemühungen vergeblich sind", erklärte Norbert Mohr. Oft sei es ein Moment der Unaufmerksamkeit bei zu hoher Geschwindigkeit, der Leben auslöscht. Die Polizei im Landkreis Haßberge werde daher in den kommenden Monaten noch intensivere Kontrollen durchführen, bei denen es um die Geschwindigkeit, den Gut und das Handy geht.
Training hilft
Vor der Einstellung "Mir wird schon nichts passieren" warnte Thomas Dill. Der Diplom-Ingenieur ist heute Vorstandsmitglied Verkehr, Technik und Umwelt des ADAC Nordbayern, früher fuhr er zehn Jahre lang Autorennen. Er machte deutlich, dass es auf der Rennstrecke mit all den Sicherheitsvorkehrungen im Auto und darum herum viel sicherer ist als auf der Straße. Er forderte wie auch stellvertretender Landrat Michael Ziegler (CSU) dazu auf, am Fahrsicherheitstraining teilzunehmen. "Wer die Grenzen seines Fahrzeugs und seins Fahrverhaltens austesten will, der kann das in Schlüsselfeld gefahrlos tun", so Michael Ziegler. Alle Fahranfänger werden im Landkreis von der Verkehrswacht eingeladen "und die zehn Euro Unkostenbeitrag sind sicher gut investiertes Geld", so Ziegler.