Hat es eventuell noch während ihrer Ausbildung Zweifel oder Unsicherheiten gegeben, dass Sie die richtige Entscheidung getroffen haben?
Während der Ausbildung nicht, aber durch die Arbeit neben dem Beruf hat es manchmal schon Schwierigkeiten gegeben, dranzubleiben. Als Bauleiter musste ich ja meinen Mann stehen und dort verdiente ich ja auch mein Geld. Aber diese Zweigleisigkeit und dazu noch die Notfallseelsorge und Hospizarbeit führten schon zu der Frage, ob es so weitergehen kann. Meine Vision war ja, als "Arbeiterpriester" tätig zu werden und dabei bin ich durchaus mit Arbeitskollegen bei vielen Fragen gut ins Gespräch gekommen. 
Aber ich habe bald gemerkt, dass mein Beruf in der freien Wirtschaft und das Diakonat nebenbei, das ich über eine Zeit von drei Jahren ausübte, mich auf Dauer überfordern würden. Deswegen habe ich mich bei einer Stellenausschreibung vor sechs Jahren für das ständige Diakonat beworben. 
  
  
  
  
  
    
    
    Sie sind nun schon seit Jahren in wechselnden Pfarreien unterwegs und haben sicherlich gespürt, dass die Aufgaben des Diakonats sehr vielseitig sind. Gibt es hier Lieblingsbereiche oder besondere Herausforderungen?
Ich hätte es mir vor einiger Zeit noch nicht vorstellen können. Die Firmvorbereitung mit Jugendlichen über acht bis neun Monate mit Jugendgottesdiensten, besonderen Aktionen und Katechese ist mir zu einer Lieblingsbeschäftigung geworden. Aber auch die Gottesdienste mit "kleinen Leuten und Kindern" bereiten mir viel Freude und bei Taufen unterhalte ich mich gerne mit den jungen Familien. Man muss aber auch offen sein für Dinge und Anfragen, die die Gläubigen bewegen. Eine besondere Herausforderung ist es mir, auch in Krisenzeiten auf Leute zuzugehen. 
Sie waren bisher vorwiegend im Maintal eingesetzt und haben sich nun für die Stelle in der Pfarrei "Heilige Länder, Kirchlauter" beworben. Was reizte sie an dieser Stelle?
Ich war seit fast sechs Jahren zu je 50 Prozent in den beiden Pfarreiengemeinschaften "Maintal/Steigerwald" und in "Maintal/Heilige Länder" tätig. Auf Dauer muss man sich aber auch emotional für einen Raum entscheiden und zu 100 Prozent dort seinen Platz haben. Aber auch im Blick auf das Fehlen von Seelsorgern im Gebiet "Maintal/Heilige Länder" erschien und erscheint mir diese Entscheidung sinnvoll. Zudem fühle ich mich von den Menschen in meinem neuen Dienstbereich sehr gut und herzlich aufgenommen.
In den vergangenen Wochen saßen die Bischöfe beisammen und haben viele Themen gewälzt wie den Missbrauch in der Kirche, aber auch den Zölibat im Priestertum.
Natürlich muss man über Strukturen der Kirche sprechen und es gibt Argumente in verschiedene Richtungen. Der Zölibat beginnt ja eigentlich mit der Weihe zum Diakon. Allerdings gilt es nicht für einen Diakon mit einer bestehenden Ehe. Im Fall des Todes der Frau tritt dann aber der Zölibat in Kraft.  
Bischof a.D. Friedhelm Hofmann hat vor einer Woche in den "Heiligen Ländern" in seiner Festpredigt davon gesprochen, dass sich die Kirche in einer für sie schwierigen Situation befinde. Wie sehen Sie die Zukunft des Christentums?
Die Zukunft des Christentums sehe ich positiv, denn bei den Menschen ist eine Sehnsucht nach Glauben und Perspektiven vorhanden. Aber die Zukunft der Kirche hat die Kirche selbst in der Hand und sie muss dabei über viele Strukturen nachdenken. Der Seelsorger muss für Fragen der Menschen offen sein und er muss einen Weg finden, um die Menschen zu erreichen. Die Sprache der Leute zu sprechen und damit ihr Herz zu erreichen, ist mir ein besonderes Anliegen. Hohe Theologie ist nicht mein Ding, sondern eher die einfache Botschaft, die ein Handwerker spricht und selbstverständlich auch die zupackende Hand eines Bauarbeiters auf der sogenannten "Baustelle Kirche".
  Die Fragen stellte Günther Geiling