Es ist eine Pflichtaufgabe für den Landkreis Haßberge: In Haßfurt im Anstaltsgässchen steht Wohnungslosen auf der Durchreise ein Haus zur Verfügung. Und mehr: Es gibt sogar eine Übergangswohnung für die, die wegwollen von der Straße.
Das Elend mit der fehlenden Obdachlosen-Unterkunft in der Kreisstadt hat ein Ende. In nichtöffentlicher Sitzung schauten sich die Mitglieder des Kreis-Sozialausschusses das Haus im Haßfurter Anstaltsgässchen an, das der Landkreis gekauft und als Heim für Wohnungslose hergerichtet hat. Vier Betten gibt es dort, ein Bad, eine Küche, ein Zimmerchen mit einem Bett, falls einmal eine Frau ein Quartier für die Nacht sucht, und eine separate Übergangswohnung. Die ist für denjenigen gedacht, der den Entschluss gefasst hat, sein Leben als "Tippelbruder" aufzugeben.
Erster Ansprechpartner Hugo Gerber aus Haßfurt ist derjenige, den die Polizei auch noch spätabends anrufen kann. Er besitzt die "Schlüsselgewalt" und lässt - nach den Anmeldeformalitäten in der Polizeiinspektion - Obdachlose in die Unterkunft.
Der 65-Jährige öffnet nicht nur die Türe zur Übernachtungsmöglichkeit, manchmal gelingt es ihm auch, in ein Herz hineinzuschauen - er verurteilt niemanden, den das Leben aus der Bahn geworfen hat.
"Man muss die Hintergründe wissen, und die erfährt man dann hier, wenn sie ein Bierle getrunken haben", sagt er, und hat schon oft geduldig zugehört. Gerber nimmt sich Zeit, und das ist im Grunde unbezahlbar.
Die Vertreter des Kreis-Sozialausschusses waren bei der Begehung erfreut über die blitzblanken Räume, die ihnen Gerber und der Vorsitzende des Diakonievereins Haßfurt als Träger der Einrichtung, Bernd Veitengruber, zeigten. Und sie freute auch das Lob von Gerber, das der dem Leiter des Sozialamts, Dieter Sauer, aussprach. Er habe bei der Sanierung alle Hebel in Bewegung gesetzt.
Lange war die Obdachlosenunterkunft im Fröschgraben.
Als das Haus abgerissen wurde, begann eone Odyssee über dreieinhalb Jahre. Bei einem Haus in der Centstraße, als man schon glaubte, das Problem gelöst zu haben, rebellierte die Nachbarschaft. Nun fand sich endlich eine Bleibe. Mitten in der Stadt, so wie von Landkreis-Chef Rudolf Handwerker gewünscht.
Mittlerweile, also seit gut einem Jahr, hat sich hier alles gut eingespielt. Es kommen weniger Menschen als früher, informierte Veitengruber, bis zu vier in der Woche. Freilich gab es in den kühlen und regnerischen Wochen hier Höchstbesetzungen. Aber jeder kam bislang unter.
In der Übergangswohnung lebt aktuell ein Mann, der weg will von der Straße. Diakonie und Landratsamt helfen ihn, wie Werner Mahr vom Jobcenter Haßberge am Landratsamt schilderte - Vermieter haben da eher Angst.
Mahr erklärt, "die nächste Übergangswohnung gebe es erst wieder in Würzburg." Als der Kreis das Gebäude kaufte, sei früh festgestanden, dass das Amt hier ein solches Angebot schaffen wolle.
In der Übergangswohnung können "Tippelbrüder" in aller Ruhe erste Schritte in ein geregeltes Leben tun. Papiere müssen beantragt, ein Konto eingerichtet werden. Wer Jahre auf der Straße gelebt hat, der muss sich daran gewöhnen, regelmäßig einzukaufen, seinen eigenen Haushalt zu führen und die Wohnung sauber zu halten. Da sind Gerber und Veitengruber voll des Lobes für ihren "Aussteiger". Er hilft auch mit bei der Pflege der Unterkunft für Wohnungslose.