Heilung lässt lange auf sich warten

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Gegen die Grippeviren hilft gar nichts - da muss man ab ins Bett und ruhen. Antibiotikum wirkt gegen die Bakterien, die den durch die Viren geschwächten Körper erobern. Eitersekret ist das Symptom bei Schnupfen und Husten, wenn die körpereigenen Abwehrstoffe die Störenfriede bekämpfen und abkapseln. Alles schön und gut: Doch welcher Arbeitnehmer kann es sich heute leisten, länger als zwei Wochen auszufallen?
Gegen die Grippeviren hilft gar nichts - da muss man ab ins Bett und ruhen. Antibiotikum wirkt gegen die Bakterien, die den durch die Viren geschwächten Körper erobern. Eitersekret ist das Symptom bei Schnupfen und Husten, wenn die körpereigenen Abwehrstoffe die Störenfriede bekämpfen und abkapseln. Alles schön und gut: Doch welcher Arbeitnehmer kann es sich heute leisten, länger als zwei Wochen auszufallen?
Bei allen Arten von Ansteckungskrankheiten superwichtig: ausgiebiges Händewaschen mit Seife und am besten anschließend Einreiben mit einem Händedesinfektionsmittel wie etwa Sterillium. Fotos: Archiv
Bei allen Arten von Ansteckungskrankheiten superwichtig: ausgiebiges Händewaschen mit Seife und am besten anschließend Einreiben mit einem Händedesinfektionsmittel wie etwa Sterillium. Fotos: Archiv
 

Die Influenza hat in den letzten Wochen den Landkreis Haßberge sozusagen im Schwitzkasten gehabt. Die Hausärzte hatten einiges zu tun mit Patienten, die es diesmal richtig lange erwischt hatte.

Mit ein bisschen Im-Bett-liegen und Schwitzen war es heuer in Sachen Grippe nicht getan. "Die Leute waren richtig krank," betont Petra Ziegler aus der Eltmanner Gemeinschaftspraxis Schröpfer/Winkler/Luckhardt. In den Arzträumen in der Wallburgstraße hat man in den letzten vier Wochen deutlich mehr Grippefälle behandelt.
Und viele Patienten fielen nach der Beobachtung der langjährigen Arzthelferin nicht nur für zwei Tage aus, sondern waren tatsächlich zwei bis drei Wochen ausgeknockt.

Nicht genug Impfstoff im Herbst

Aus dem Blickwinkel der medizinischen Fachkraft, die sich im Übrigen auf das Thema Impfen spezialisiert hat und hier auch regelmäßig Fortbildungen besucht, eine klare Sache, denn schließlich hatte es, wie sie schildert, im Herbst einfach nicht genug Grippeimpfstoff gegeben, um alle Wünsche zu befriedigen.

Nicht nur Senioren und Geschwächte wünschen eine Grippe-Impfung, auch immer mehr normale Arbeitnehmer. Denn so wie heuer beispielsweise zwei bis drei Wochen auszufallen, das mag sich mancher bei der Arbeit gar nicht leisten, wie Petra Ziegler schon des öfteren gehört hat.

Bei Weitem nicht alle Interessenten bekamen ihre gewünschte Impfung, weil der Hersteller es nicht schaffte, genug Impfstoff herzustellen. Und später verloren es viele aus den Augen, wie Petra Ziegler meint.

Aus dem Praxisalltag kann sie bestätigen, dass die Grippewelle wie gemeldet in Bayern (und Baden-Württemberg) am heftigsten ausfiel. Genau in den Ländern, in denen die Krankenkasse diesmal beschlossen hatte, den Impfstoff zentral einzukaufen von einem Hersteller. Bis dahin hatten die Praxen, erklärt Ziegler, immer selbst bei den Firmen den günstigsten Impfstoff heraussuchen und bestellen können. Das ging diesmal nicht.

In der Eltmanner Hausarztpraxis hofft man nun, dass die Krankenkassen ihre Lehre aus ihrer Fehlentscheidung zu Lasten der Patienten ziehen: Es hat sich sicherlich nicht ausgezahlt, meint Petra Ziegler, am Impfstoff "drei Euro zu sparen, wenn Arbeitnehmer dafür drei Wochen ausfallen".

Heilung dauert Wochen

Ganz ähnlich wird die Lage in Haßfurt gesehen. Etwa in der Hausarztpraxis Heike Mohler-Riegel: "Es ging eine Woche vor dem Fasching los, ebbt jetzt aber langsam ab", beschreibt es dort die Fachkraft Uta Deiters. Wie in vielen anderen Haßfurter Praxen hatte man auch hier mit dem knappen Impfstoff gekämpft, jedoch Glück gehabt und immer wieder genug erhalten. "Es gab sehr viele, die sich impfen ließen."

Der lang anhaltende Husten, teilweise Fieber und ein großes Schwächegefühl, das prägte in diesem Jahr das zähe Erscheinungsbild der Influenza nach den Beobachtungen von Uta Deiters. Seit 18 Jahren arbeitet sie in der Praxis Mohler-Riegel am Tränkberg, und auch sie hofft sehr, dass die Kassen ihre Lehre ziehen aus diesem "totalen Chaos".

Bislang 38 Fälle

Einige Zahlen nennt der Hygienehauptsekretär am Haßfurter Gesundheitsamt, Stephan Leitschuh. "Die Grippe heuer ging Mitte Januar los", liest er aus den Aufzeichnungen heraus, und merkt an: "Es war nichts Weltbewegendes, aber sehr hartnäckig diesmal." Seit Anfang Januar verzeichnet die Haßfurter Behörde 38 Grippefälle.

Zum Vergleich: "Im Jahr 2012 war es relativ ruhig mit fünf Fällen im ganzen Jahr." 2011 hatte es dagegen 90 Fälle gegeben; 2010 wiederum "nur" vier Fälle. Die Behörde erfasst "nur die Spitze des Eisbergs", unterstreicht Stephan Leitschuh. Und erklärt auch warum: Die Hausärzte entscheiden darüber, ob sie überhaupt einen Rachen- oder Nasenabstrich machen und ins Labor schicken, um den Influenza-Typus ermitteln zu lassen. Bekanntester Typ: H1N1, Schweinegrippe. Kennt ein Arzt die Erscheinungsformen der Grippe in diesem Jahr zur genüge, so kann er sich einen solchen Abstrich natürlich sparen.

Meldekette kommt in Gang

Wurde Influenza festgestellt, kommt die Meldekette wie nach dem Gesetz zur Verhütung und Bekämpfung von Infektionskrankheiten beim Menschen vorgeschrieben in Gang: Das Gesundheitsamt meldet seine Fälle an das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, dieses gibt die bayerischen Werte weiter an das Robert-Koch-Institut (RKI). Und das erstellt Woche für Woche den Influenza-Index.