Hat er sie geschlagen oder nicht? Warum hat sie ihn mit Pfefferspray attackiert? Und wer sagt die Wahrheit? Alles Fragen, die vor dem Amtsgericht Haßfurt geklärt werden müssen.
Ein offenbar handfester Ehestreit beschäftigt das Amtsgericht in Haßfurt. Auf der Anklagebank sitzt der 31-jährige Mann. Ihm wird Körperverletzung vorgeworfen. Aber die Beweisaufnahme weckte erhebliche Zweifel an der Schuld des Angeklagten. Mit der Maßgabe, dass weitere Zeugen geladen werden, vertagte das Gericht in Haßfurt den Prozess.
Die Ehe, so die Angaben der Verheirateten, stand von Anfang an unter keinem guten Stern. Ständig gab es Stress und Ärger.
Bei der Verhandlung ging es um einen Vorfall, der sich am Abend des 11. Dezember 2013 in der ehelichen Wohnung im Kreis Haßberge abspielte. Zwischen den Eheleuten flogen wieder einmal die Fetzen. Anlass für den Zoff war nach den Worten des Angeklagten, dass er sich vom gemeinsamen Konto 600 Euro geholt hatte, um ein Auto zu kaufen.
Die getrennt lebende Noch-Ehefrau nannte dagegen als Motiv, dass er herum moserte, weil ihm das Abendessen nicht geschmeckt habe.
Wie auch immer, jedenfalls gab ein Wort das andere und im Schlafzimmer ging's dann richtig zur Sache. Im Zeugenstand sagte die Frau, dass sie bereits im Bett gelegen habe, als ihr Mann hereingekommen sei und sie gefragt habe, ob sie ihn noch liebe. Und als sie darauf "ich weiß es nicht" antwortete, habe er "wie von Sinnen auf sie eingeprügelt", sagte sie. Um sich zu verteidigen, habe sie daraufhin ein Pfefferspray gezogen und ihn besprüht. Dann sei ein Gerangel entstanden, der Mann habe ihr das Spray aus der Hand gerissen und wild um sich gesprüht.
Bei ihrer Aussage ist die Frau dermaßen aufgewühlt, dass sie laut schluchzt, woraufhin Amtsrichterin Ilona Conver eine kurze Pause anordnet.
Als Folge der damaligen Auseinandersetzung sei ihr linkes Trommelfell geplatzt und ihr Oberkörper von Hämatomen übersät gewesen, beschrieb sie ihre Verletzungen. Der Beschuldigte dagegen erklärte, Probleme mit dem Ohr seien schon vorher da gewesen.
Eine andere Version Völlig konträr ist die Version des Angeklagten, der zusammen mit seinem Verteidiger Jens Urban erschienen ist. "Ich schwöre, dass ich nicht geschlagen habe", beteuert der 31-Jährige. Vielmehr habe seine Frau in einem Anfall von Eifersucht ihn mit dem Pfefferspray attackiert.
Am Tag nach dem Streit suchte er einen Arzt auf. Dessen Attest bescheinigt, dass der Mann gerötete Schwellungen am Auge und am Mund hatte.
Das Bild, das ein Arbeitskollege und eine Beratungsfachkraft der Caritas von dem Mann zeichnen, entlastet den Angeklagten.
Die Zeugin sprach von einer "extremen Notsituation", in der sich der nicht vorbestrafte Angeklagte befunden habe.
Auf Antrag des Anwalts werden die Nichte und die Mutter der Frau als neue Zeugen geladen. In einem Fortsetzungstermin soll geklärt werden, wessen Angaben die richtigen sind.