Gibt es genug Einkaufsmärkte im Kreis Haßberge?

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Wer in Ebelsbach einkaufen geht, hat die große Auswahl: Rechts und links vom Kreisverkehr reiht sich ein Lebensmittelgeschäft neben das andere. Foto: Sarah Dann
Wer in Ebelsbach einkaufen geht, hat die große Auswahl: Rechts und links vom Kreisverkehr reiht sich ein Lebensmittelgeschäft neben das andere. Foto: Sarah Dann

In den letzten zehn Jahren ist die Zahl der Einzelhandelsgeschäfte in Bayern dramatisch zurück gegangen. In Ebelsbach blüht das Einkaufszentrum. Doch wie sieht es ansonsten mit der Nahversorgung im Landkreis Haßberge aus?

Brot, Joghurt, Käse, Eier, Milch, Waschmittel, Toilettenpapier... so oder so ähnlich dürfte der durchschnittliche Einkaufszettel aussehen. Der Gang in den großen Einkaufsmarkt gehört für viele Bürger dazu, oft geht es am Samstag mit der Familie zum Großeinkauf. Es lädt eine scheinbar grenzenlose Produktvielfalt in den Supermarktregalen.

Doch der Einzelhandel steht vor einem Strukturwandel - gerade in ländlicheren Regionen. Die Staatsregierung Bayern belegt das, was dramatisch Supermarkt-Sterben betitelt wird, mit folgenden Zahlen: In Unterfranken ist die Zahl der Supermärkte zwischen 2005 und 2014 um 15,1 Prozent gesunken. Wer von der Autobahn bei Eltmann in Richtung Zeil fährt, merkt davon kaum etwas: In Ebelsbach bietet sich rechts und links vom Kreisverkehr ein großes Gewerbegebiet, in dem sich nicht nur ein Lebensmittel-Geschäft hält.

"Wir sind sehr gut versorgt.
Ebelsbach ist ein wahres Zentrum zum Einkaufen", sagt ein Passant, der gerade mit einer Brötchentüte beladen aus einem Supermarkt läuft. "Das einzige, woran es mangelt, sind Bekleidungsgeschäfte. Das gibt es dann in Haßfurt und Schweinfurt." Zwei ältere Damen steuern zielsicher auf einen Laden zu. "Wir kaufen mal hier ein, mal dort", sagen sie und verraten ihre persönliche Einkaufsstrategie: "Man bekommt hier nicht alles. Ich habe drei Katzen, die mir zugelaufen sind, jede will ein anderes Futter - sonst fressen sie nicht." In einem Supermarkt hat der Kunde zwar oft die Auswahl, wenn es um ein bestimmtes Produkt geht, doch es sind lange nicht immer alle Marken vertreten.

Eigene Supermärkte vor Ort

In der Nachbarstadt kämpft Eltmann seit einigen Jahren um ein eigenes Einkaufsgebiet. Die ELT-Auen: Ein Einkaufszentrum, das die Stadt Eltmann auf dem Areal einer alten Kistenfabrik errichten möchte, Aldi und Edeka wollen sich hier ansiedeln. Aus landesplanerischer Sicht hat die Regierung das Projekt mittlerweile abgesegnet. Seit Anfang des Jahres dauert bereits die "Klärungs- und Prüfungsphase" der Fachbehörden an, ob auf dem Gelände Altlasten lagern oder Hochwassergefahr besteht. Wann die ELT-Auen konkret werden, kann die Stadt noch nicht sagen. Die Gemeinde Ebelsbach fürchtet derweilen die Konkurrenzsituation.

"Die Versorgung hier ist sehr gut", sagt ein Eltmanner über Ebelsbach. Werde das neue Einkaufszentrum, das neben der Autobahn realisiert werden soll, könne er künftig zu Fuß einkaufen. Ob sich "das Ganze lohnt", könne er nicht einschätzen.

In Ebern gibt es Lidl, Norma. Aldi, Edeka, Rewe - von einer Unterversorgung könne keine Rede sein, da die Supermärkte stets überlaufen seien, wie Eberner berichten. Auch in Zeil und Sand wird den Bürgern das Einkaufen vor Ort ermöglicht. Im Rewe-Markt in Sand am Main "ist alles so gut wie immer", sagt der Marktleiter Michael Lohnert. Er bekräftigt, dass das Geschäft gut laufe, genaue Zahlen könne er aber nicht preisgeben. "Ein Supermarkt muss sich immer überlegen, wie er seine Kunden hält: mit Aktionen, Angeboten, guten Preisen", sagt Lohnert. "Die Leute achten auf Nachhaltigkeit und das Geld." Hier zähle es sich immer wieder, Aktionen einfallen zu lassen. In Sand gibt es beispielsweise bald wieder für zwei Wochen eine Tafel-Aktion, bei der Einkaufstüten für die Tafel gepackt werden.

Gerhard Meyer vom Edeka in Zeil hat seinen Markt vor einigen Jahren modernisiert und vergrößert: "Die Kundenzahlen sind stabil. Aber als Händler muss man auch investitionsbereit sein", sagt er. Die größte Konkurrenz seien die Oberzentren und Discount-Märkte. Eine Alternative im mobilen Lebensmittel-Service sieht Meyer , der weitere Märkte etwa in Haßfurt und Theres betreibt, nicht: "Ein Lieferservice ist bei unseren niedrigen Preisen nicht realisierbar und eher unbedeutend." Das Online-Geschäft im Lebensmittelhandel liege unter einem Prozent. Mit Fachpersonal, "sehr viel Freundlichkeit" und starker Kassenbesetzung, damit Kunden nicht warten müssen, versucht Meyer sich als "Vollsortimenter zu behaupten".

Zu Fuß einkaufen gehen

Aber es gibt nicht nur die Supermärkte im großen Stil im Kreis Haßberge. Vier Dorfläden in Aidhausen, Kleinsteinbach sowie Westheim und Untermerzbach versorgen die Bewohner mit frischer Ware und dem Haushaltsbedarf, was man eben braucht. Fast 150 Mal ertönt in Untermerzbach täglich die Türklingel des Dorfladens "Mio". Hier gibt es seit drei Jahren nicht nur Lebensmittel in der Frische-theke und Haushaltsartikel. Zu dem Konzept gehören eine Lottoagentur, eine Postannahmestelle, Frühstücksservice, Sonderbestellungen, Geschenkkörbe...: "Die Umsätze bei Back- und Wurstwaren sind gut", sagt Sandra Schramm, "Mio"-Beiratsvorsitzende. Am besten kommen in Untermerzbach die regionalen Produkte bei den Kunden an. Zwar in überschaubareren Dimensionen, dafür aber umso existenzieller, buhlen die Betreiber mit den großen Handelsketten um die zahlende Kundschaft: "Wir müssen schauen, dass wir den Bonwert von aktuell rund acht Euro auf eine zweistellige Summe bekommen", sagt Schramm.

Dorfläden wie diese, mit traditionellem Tante-Emma-Charakter, könnten Vorbild für einen erfolgreichen Strukturwandel des Einzelhandels in ländlichen Regionen sein. Nicht trotz, sondern gerade weil die demografische Entwicklung - weniger Menschen bedeutet auch weniger potenzielle Kunden -, strukturschwächere Kommunen treffen wird.

So begründet die Regierung nämlich auch das Supermarkt-Sterben. Vier Gemeinden im Kreis Haßberge beweisen: Auch eine kleinere Ortschaft muss nicht zwingend auf eine eigene Einkaufsgelegenheit verzichten: "Manche Produkte mögen vielleicht ein paar Cent teurer sein als im Discounter, aber wenn man den Spritpreis mitrechnet, relativiert sich das", erklärt das "Mio"-Team, dem am heutigen Samstag ein großes Geburtstagsfest im Dorfladen in der Bachgasse 2 bevorsteht.

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