Gibt es für das Gedenken ein "Verfallsdatum"?

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Harry Bohl und Rainer Dehler in der Gedenkecke im Garnisonsmuseum.
Harry Bohl und Rainer Dehler in der Gedenkecke im Garnisonsmuseum.
Fackeln, Fahnen und Fanfarenklänge umrahmten die Gedenkfeier
Fackeln, Fahnen und Fanfarenklänge umrahmten die Gedenkfeier
 
 
 
Rainer Dehler (vorne) und Harry Bohl legten Bukette an den Gedenksteinen nieder. Fotos: Ralf Kestel
Rainer Dehler (vorne) und Harry Bohl legten Bukette an den Gedenksteinen nieder. Fotos: Ralf Kestel
 
Bürgermeisterin Gabi Rögner bei ihrer Ansprache.
Bürgermeisterin Gabi Rögner bei ihrer Ansprache.
 

Ist das Gedenken zum Sterben verurteilt? Am Sinn des Volkstrauertages scheiden sich die Geister. Immer weniger Teilnehmer bei den Feiern zeugen vom schwindenden Interesse. Im Raum Ebern ist aktuell sogar ein Streit entfacht, ob ein Weihnachtsmarkt - wie er am Sonntag in Rentweinsdorf abgehalten wird - an diesem stillen, weltlichen Feiertag angemessen ist?

"Wenn in den Schulen und Elternhäusern nicht wieder mehr über den Volkstrauertag und dessen Sinn gesprochen wird, wird es ihn in einigen Jahren nicht mehr geben. Die Jugend von heute interessiert sich doch für ganz andere Dinge", findet beispielsweise Peter Lossi, einstiger Berufssoldat im Panzergrenadierbataillon 101/103. Er organisierte zusammen mit weiteren Angehörigen der beiden in Ebern stationierten Bataillone bereits am Freitagabend eine Gedenkfeier. Einer langen Tradition folgend fand sie am Ehrenhain in der einstigen Kaserne statt.

Viele Schicksale im Sinn

"Wir ehren dabei alle Kameraden, die zwischenzeitlich verstorben sind", sagte Rainer Dehler, der Vorsitzende der Kameradschaft ehemaliger Panzergrenadiere. Dabei kommen den früheren Soldaten viele Schicksale in den Sinn.

Harry Bohl, einstiger Panzeraufklärer, denkt dabei an Soldaten seiner Nachfolgekompanie, die in Zweibrücken stationiert ist: "Zwei Soldaten sind beim Absturz eines belgischen Hubschraubers im Kosovo umgekommen." Auch an den aus Ebern stammenden BGS-Beamten Thomas Hafenecker, der im Irak-Krieg getötet wurde, erinnern sich die einstigen Soldaten, wie Rainer Ludwig oder Udo Werner.

Und es schießt ihnen das Schicksal der drei Kameraden durch den Kopf, die bei einem Truppenübungsplatz-Aufenthalt in Grafenwöhr im MTW erstickt sind, oder die beiden, die bei einem Unfall mit dem Panzer Luchs in Wildflecken ihr Leben verloren.

Ihnen allen haben sie im Garnisonsmuseum in den Kellerräumen des Landhotels "Stadl" eine besondere Ecke gewidmet, um die Erinnerung wachzuhalten. "Wenn die Traditionsverbände und die Bundeswehr das Gedenken nicht hochhalten, stirbt die Tradition", ist sicher Peter Lossi sicher und auch Harry Bohl hat die Tendenz ausgemacht: "Lasst es uns vergessen." Dabei stelle das Gedenken doch eine Hilfe fürs Leben dar und eine Mahnung, solche Untaten nie mehr zuzulassen.

Jugend hat doch Interesse

Rainer Dehler teilt den Pessimismus nicht: Er schöpft Hoffnung durch die Jugendarbeit der Kriegsgräberfürsorge. "Dafür engagieren sich sehr viele junge Menschen und die Jungen weinen ob des Leids, mit dem sie konfrontiert werden."

Dehler weiß von Beispielen, da bei den Arbeiten auf Soldatenfriedhöfen Erkennungsmarken gefunden wurden und die jungen Menschen begannen, intensiv nach dem Schicksal des Gefallenen zu forschen.

Die Gedenkfeier in der Kaserne am Freitagabend geht darauf zurück, dass zu Bundeswehrzeiten die meisten Soldaten am Sonntag in ihren Heimatorten gebunden waren. Auch nahmen Delegationen der beiden Eberner Bataillon stets an den Feiern in den Patengemeinden teil. Rainer Dehler: "Wir waren stets mit einem neunköpfigen Trupp am 95er-Ehrenmal in Coburg dabei." Harry Bohl fährt nach Torgau, um am Husaren-Denkmal einen Kranz nieder zu legen, da seine Panzeraufklärer die Traditionspflege für das preußische Reiterregiment 10 übernommen hatten.