Flüchtlinge in Oberaurach geben Einblicke in früheres Leben

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Fähnchen wehten an der Decke: Voll besetzt war der Pfarrsaal Oberschleichach, in den die Ministranten zum Willkommens-Café mit syrischen Asylbewerbern eingeladen hatten. Foto: Sabine Weinbeer
Fähnchen wehten an der Decke: Voll besetzt war der Pfarrsaal Oberschleichach, in den die Ministranten zum Willkommens-Café mit syrischen Asylbewerbern eingeladen hatten.  Foto: Sabine Weinbeer

Beim Willkommens-Café im Oberauracher Pfarrsaal erzählten Flüchtlinge aus ihrer Heimat Syrien und vom dort herrschenden Bürgerkrieg.

Voll besetzt war der Pfarrsaal in Oberschleichach zum Willkommens-Café, das die Ministranten der Pfarrei für die Asylbewerberfamilien organisierten, die in Unterschleichach leben. Auch eine Familie, die mittlerweile nach Gädheim verlegt wurde, nahm die Einladung gerne an und berichtete aus ihrem Leben.
Die Pfarrgemeinderatsvorsitzende Sabine Weinbeer begrüßte zu dem Nachmittag viele Schleichacher, vor allem auch die direkten Nachbarn der Familie Taan, außerdem Bürgermeister Thomas Sechser, Pastoralreferentin Barbara Heinrich, die Koordinatorin von "Bürger helfen Bürgern" Anita Amend und die ehrenamtlichen Helferinnen, die sich bisher in die Betreuung der Asylbewerber einbringen.


Bilder aus Syrien

In einer Präsentation zum Einstieg vermittelte Sabine Weinbeer Informationen zu Syrien und zum Bürgerkrieg, der dort seit 2011 tobt.
Die Familien Taan und AlSaid hatten Bilder zur Verfügung gestellt, die Einblick gaben in ihr früheres Leben - und sehr eindrucksvoll in die Ursachen ihrer Flucht. Yasser AlSaid flüchtete mit seiner Familie zunächst aus Damaskus aufs Land, weil die Hauptstadt bombardiert wurde. Doch auch dort lag dann sein Haus in Trümmern. Firas Taan und seine Familie lebten in Hama, ebenfalls einer Großstadt. Er arbeitete dort als Apotheker "aber das geht nicht mehr". Mehr konnte und wollte er zur Flucht nicht sagen. Mit seiner Frau und vier Kindern, Mutter, Vater, drei Schwestern, Nichten und Neffen lebt der 35-Jährige seit November in Unterschleichach. 15 Personen, die alle eifrig Deutsch lernen, wie die Gäste des Willkommens-Cafés eindrucksvoll erleben konnten.
Die Bilder lösten Betroffenheit aus. Die von den Zerstörungen ohnehin, fast noch mehr aber die vom früheren Leben der heutigen Flüchtlinge.


Große Hilfsbereitschaft

Sabine Weinbeer dankte für die große Hilfsbereitschaft, die sich bisher schon gezeigt habe. Die Taans sind die dritte Familie, die das Haus in Unterschleichach bewohnt. Die Chancen stünden jedoch gut, dass sie nun länger bleiben. Einige der Erwachsenen besuchen inzwischen einen Deutschkurs in Haßfurt, die größeren Kinder sind in der Schule. Die Kleinen gewöhnen sich gerade im Kindergarten ein, seit einigen Wochen gibt es außerdem ein Neugeborenes im Haus.


Ehrenamtlicher Sprachkurs

Firas und Lana Taan möchten in Eltmann den ehrenamtlich organisierten Sprachkurs besuchen. Der findet jeden Mittwoch, Donnerstag und Freitag statt und beginnt jeweils um 9 Uhr (mittwochs um 9.15 Uhr). "Wir haben nach Eltmann keinen Bus, deshalb wäre es toll, wenn sich Leute melden würden, die an einem dieser Tage ohnehin regelmäßig nach oder durch Eltmann fahren und die beiden am Kolpinghaus absetzen würden", so Sabine Weinbeer. "Schön wäre es auch, wenn sich für die beiden Kindergartenkinder vor allem bei schlechtem Wetter eine Mitfahrgelegenheit nach Oberschleichach ergäbe", ergänzt sie.
Intensive Gespräche ergaben sich anschließend bei Kaffee, Tee und Kuchen. Angeboten wurde auch syrisches Gebäck. Einige der Teilnehmer avisierten ihre Unterstützung, vor allem für Einzelfahrten, wie sie beispielsweise immer wieder für Facharztbesuche nötig werden. "Die dezentrale Unterbringung wie sie hier bei uns im Landkreis praktiziert wird, ist sicherlich für die Integration hervorragend, aber sie zeigt uns auch die Schwächen unseres öffentlichen Personennahverkehrs noch deutlicher auf", erklärte Sabine Weinbeer dazu. Sie dankte den Ministranten, die die Initiative für dieses Kennenlernen ergriffen und sich um die Bewirtung kümmerten.
In Oberaurach gibt es bisher zwei syrische Familien, eine zweite Familie lebt in Tretzendorf und erfreut sich ebenfalls guter Unterstützung aus der dortigen Bevölkerung. Yasser AlSaid lebte nur wenige Wochen in Unterschleichach, doch habe er sich hier sehr wohlgefühlt, betonte er beim Wiedersehen mit seinen ehemaligen Nachbarn
Wer sich gerne in die Unterstützung der Flüchtlinge einbringen möchte, kann sich mit Sabine Weinbeer (Telefon 09529/950120, E-Mail s.weinbeer@t-online.de) in Verbindung setzen oder über die Facebook-Seite "Oberaurach hilft" Kontakt aufnehmen. sw