Am Dienstag kamen 37 Bewerber aus Syrien, Albanien und Serbien in die Stadt. Ein Willkommenspaket und die Arbeiter vieler Ehrenamtlicher soll ihnen die Eingewöhnung erleichtern.
Es ist Dienstag, 11 Uhr. Franz Josef Zeheter läuft den Gehsteig vor der Gemeinschaftsunterkunft für Asylbewerber in der Graf-Stauffenberg-Straße 2 im ehemaligen Kasernengelände auf und ab. Aus dem zweiten Stock des Gebäudes winken die Helfer von Franz Hümmer. Er ist Mitarbeiter bei der Regierung von Unterfranken und für die Gemeinschaftsunterkünfte von Flüchtlingen und Asylbewerbern im Landkreis Haßberge zuständig.
Ali und seine Freundin Yedersky haben gerade noch die letzten Töpfe und Teller auf den Zimmern verteilt und Türschilder angebracht. Helen und Sanaid aus Äthiopien haben das Haus von innen auf Hochglanz poliert und durften schon einige Nächte in dem frisch renovierten Haus verbringen. Alle vier sind Asylbewerber, wohnen in der Gemeinschaftsunterkunft in Zeil und bekommen für jede geleistete Arbeitsstunde 1,05 Euro. "Wenn es diese Leute nicht gäbe, hätten wir dir Unterkunft in Ebern nicht so schnell herrichten können", zeigt sich Franz Hümmer über deren Engagement dankbar. Ali arbeitet nicht des Geldes wegen. "Ich will Leute kennen lernen. Die Sprache sprechen. Und die Kultur sehen", sagt der junge Mann aus dem Iran, "das geht bei der Arbeit am besten."
17 Kinder unter den Flüchtlingen Franz Josef Zeheter koordiniert die Arbeit der Ehrenamtlichen, die sich im Asylunterstützerkreis in Ebern zusammen gefunden haben. Er läuft noch ein paar Schritte. Dann richtet sich sein Blick auf das Tor der ehemaligen Kaserne. Ein Reisebus passierte die Einfahrt. Nun wird endlich gut, was lange währt: Die ersten Asylbewerber und Flüchtlinge kommen in der Gemeinschaftsunterkunft in Ebern an. Insgesamt 37 Personen aus Syrien, Albanien und Serbien. Darunter 17 Kinder zwischen drei Monaten und 16 Jahren. Zwei hochschwangere Frauen.
Franz Josef Zeheter spricht nicht arabisch. Franz Hümmer auch nicht. "Welcome to Ebern", muss somit ausreichen. Dann treffen auch Bürgermeister Jürgen Hennemann und sein Mitarbeiter Josef Müller an der Gemeinschaftsunterkunft ein. Der Bürgermeister hat Stadtpläne in der Hand. "Unsere Auszubildenden haben diese in den letzten Tagen vorbereitet. Ärzte, Supermärkte, Spielplätze und alles was man so für das Leben braucht ist darin eingezeichnet", sagt das Stadtoberhaupt, "natürlich auch auf Englisch." In der anderen Hand hält er Gutscheine: "Wir laden unsere Neubürger heute zum Essen in die AWO ein."
Großstädte bevorzugt Weder die Stadt Ebern noch Franz Josef Zeheter wussten so recht Bescheid, welche Personen der Unterkunft in Ebern zugeteilt wurden. "Fast täglich gab es neue Informationen. Das hat natürlich die Organisation der Begrüßung nicht sehr einfach gemacht", meint Franz Josef Zeheter. Und tatsächlich sitzt eine Familie, die für Ebern gemeldet war, nicht im Bus. Seit 1990 arbeitet Franz Hümmer schon in Sachen Asylbewerber. "Natürlich ist Ebern in der Pampa. Die wollen lieber in Aschaffenburg, Würzburg oder Schweinfurt bleiben", erklärt er. Ein zweiter Bus fährt vor und Familie Maggi steigt aus. Jetzt sind es fast alle Menschen, mit denen man gerechnet hat.
In der Unterkunft gibt es das, was die Menschen zum Leben brauchen. Im Gegensatz zu den Unterkünften, in denen die meisten der Asylbewerber die letzten Tagen zugebracht haben, bietet ihnen ihre neue Bleibe in Ebern saubere und ausreichende sanitäre Einrichtungen und Raum für Privatsphäre. Eine Mutter fragt nach Vorhängen. "Das müssen wir noch irgendwie organisieren. Die Fenster sind ja auch groß. Das ist dann schon recht hell in der Nacht", ergänzt Franz Hümmer. "Where children can look TV?" - Gibt es denn für die Kinder auch einen Fernseher? Bis jetzt wurden die Zimmer zwar mit Anschlüssen ausgestattet, doch fehlt es noch an der Installation der Geräte und dem nötigen Zusatzmaterial. "Internetanschluss brauchen die Menschen auch."
Herzlicher Empfang Es ist ruhig vor den Stufen, die zur Gemeinschaftsunterkunft hinaufführen. Als der erste Bus ankam, haben die Nachbarn von gegenüber mal die Tür aufgemacht und geschaut, was da los ist. Bürgermeister Jürgen Hennemann begrüßt alle persönlich und überreicht die Stadtpläne. Er kennt zwar fast die ganze Welt, aber auch seine Sprachkenntnisse sind begrenzt. Sanaid "Sunny" muss aushelfen. Das klappt. Die Familien wissen jetzt, dass er der "Boss" und "Chef" von Ebern ist. Darum geht es ihm aber nicht. Er will die Menschen einfach nur herzlich empfangen.
In seiner Verwaltung sind die Hausaufgaben in Sachen Asylbewerber längst erledigt. Im Einwohnermeldeamt warteten die Mitarbeiterinnen bereits gestern Nachmittag auf die ersten Menschen. Auch Christian Raehse vom Bauhof schaut kurz in der Unterkunft vorbei. Josef Müller hat ein gutes Gefühl: "Ich denke, dass wir mit diesen Menschen keine Probleme haben werden."
Reden mit Händen und Füßen Franz Josef Zeheter hält sich jetzt im Hintergrund. Er plant schon den Stadtrundgang, den er mit den Neuankömmlingen und anderen Ehrenamtlichen machen wird. Ob die Menschen mit Geld nach Ebern gekommen sind, weiß er nicht. Erst morgen werden sie mit dem Asylbus nach Haßfurt fahren und im Sozialamt ihr Taschengeld abholen. Katrin Ruppert und Sabine Klüpfel verteilen deshalb Lebensmittel an die Familien. "Die brauchen ja heute auch noch was zum Essen", so Sabine Klüpfel. Bei Verständigungsproblemen wechseln die beiden Frauen einfach auf die Hand-und-Fußsprache. Die verstehen Menschen aus allen Kulturen.
Zwei Stockwerke der Gemeinschaftsunterkunft im ehemaligen Kasernengelände sind nun belegt. Bis Ende des Monats wird es in diesem Haus kein freies Bett mehr geben. Drei weitere Familien leben derzeit in einer privaten Unterkunft in Jesserndorf. Zwei Familien bewohnen das Benefiziatenhaus in der Stadt. "Wir müssen jetzt noch mit der Regierung abklären, dass auch das hintere Gebäude der Frauengrundhalle angemietet wird", sagt Bürgermeister Jürgen Hennemann. Dort soll die Caritasmitarbeiterin Linda Wagemann ihr Büro finden. Der Asylunterstützerkreis will diesen Raum nutzen, um Deutschkurse abzuhalten und vor allem in den bevorstehenden Wintermonaten eignet er sich sehr gut zum Spielen. "Ein geschützter Raum für die Asylbewerber und Flüchtlinge ist wichtig", betont Jürgen Hennemann, "im Innenhof ist auch ein Garten. Dann müssen sie nicht ständig hier auf der Straße herumstehen."
Stimmt es denn, das der Städtische Kindergarten die Kleinkinder aufgenommen hat ? Für diesem Fall auch hier ein Lob von mir. Denn es ist wohl eine Menge an Mehrarbeit zu bewältigen, vor allem da es ja Wartelisten selbst für alleinstehende Mütter gibt. Aber es gibt ja genug Leute, die es für gut finden und damit zufrieden sind, sonst würden die Wahlen wahrscheinlich anders aus sehen

Ach jo, wieviele von den armen Kinderchen finden eigentlich in dem kirchlichen Kindergarten Unterschlupf ?
Hab mal gehört, das dort einige Pllätze frei sein sollen..
Meinen Dank an diesen ehrlichen Artikel, er spiegelt so manche Meinung der Menschen in Ebern wieder. Mit hat vor allem sehr gefallen, das die 4 Zeiler Asylbewerber erwähnt werden, die sich so tatkräftig engagiert haben. Es zeigt uns allen, das es doch einige gibt, die wirklich arbeiten wollen. Negativ fällt mir dabei leider aber auf, das anscheinend nicht die in Ebern selber ansässigen Asylbewerber, die bereits seit einigen Monaten ansässig sind, mit eingebunden wurden. Soviel ich weis, ist der eine Familienvater Maler. der andere Mechaniker und somit beide handwerklich begabt und wären sicherlich beide für etwas Abwechslung dankbar gewesen.

Aber alles in allem wird es sicher ein sehr interessantes Experiment werden und der eine oder andere wird so manche Erfahrung für sich mit nehmen können.