Der Leiter des Eberner Gymnasiums hat sich in Richtung Würzburg verabschiedet. Dort übernimmt er am Montag die Chefstelle am Röntgen-Gymnasiums.
Erst nur witzig, dann wortgewaltig, aber auch unerwartet spaßig und locker. Im Rahmen zweier Veranstaltungen wurde Oberstudiendirektor Klauspeter Schmidt am Mittwoch als Chef des Friedrich-Rückert-Gymnasiums in Richtung Würzburg verabschiedet. Kam die Mitteilung über seinen Weggang kurz vor den Weihnachtsferien, aber inmitten des (Schul-)Jahres für viele Beteiligte überraschend, haben die Verantwortlichen in der Zwischenzeit wieder die Fassung und die richtigen Worte gefunden, spekulieren bzw. ermutigen diverse Nachfolgekandidaten. Abschiedsschmerz war dennoch spürbar.
Die Schüler haben sich mit dem Wülflinger seit dessen Start im September 2010 nach anfänglichen Problemen richtig angefreundet, wie es bei der Verabschiedungsfeier mehrfach anklang. Mit Humor, einem Film und Esprit nahmen sie Abschied und den Schulleiter so richtig hoch. Die Feier war von der Schülermitverwaltung organisiert worden, mit einem kräftigen Augenzwinkern. Dem Hauptdarsteller (und Opfer) gefiel's. So als er in einem Video-Clip wegen seines Hundes "Dexter" im Chefzimmer veräpp(f)elt, oder als "zeitgenössischer Schulleiter aus der Region, der immer ein Rückert-Zitat parat hat," parodiert wurde.
Auch einem Freundschaftstest aus der "Bravo" unterzog sich Klauspeter Schmidt artig, wobei ihm ob seines Talents ein Auftritt bei "Wetten, dass..." angeraten wurde, um zu testen, ob er tatsächlich alle 680 Schüler beim Namen kennt (wie er selbst vollmundig behauptet hatte). Beim Styling des "Chefs" ist den Schülervertretern der Vollbart in Erinnerung geblieben. "Die Vollbehaarung steht Ihrem Hund besser."
Und zu Nachfragen aus der neuen Schule, dem RöntgenGymnasium in Würzburg, antworteten die Eberner: "
Jetzt ist das Verhältnis wirklich sehr gut." Der Dank für die gemeinsamen Jahre klang aufrichtig.
Cooler Schulsong
Schulchor und Bigband sorgten für den musikalischen Rahmen. Unter anderem mit der Schulhymne, die später die Ministerialbeauftragte als "den coolsten Warteschleifen-Song, den ich kenne", bezeichnete.
Die Klassensprecher aller Jahrgangsstufen verabschiedeten ihren "Ober"-Lehrer mit persönlichen Worten und die Geschenke füllten einen "How-to-survive-in-Würzburg"-Koffer. Die Auswahl reichte vom Hundefutter (für "Dexter") über Globus (für die Orientierung), Besen-Set (fürs Reinemachen), Schulhonig, eine Sonnenbrille (für den Cabrio-Fahrer) bis zum Freßkorb, damit "er uns nicht vom Fleisch fällt (nicht der Dexter)".
Das Vermächtnis des 57-Jährigen beschrieb die Ministerialbeauftragte Monika Zeyer-Müller beim Festakt am Nachmittag so: "Er hinterlässt eine souverän aufgestellte Schule." Sie bezeichnete den Oberstudiendirektor als Kunstliebhaber und Tausendsassa, der vorzüglich Rinderroulade zubereite.
Der Kohlrabi-Fan
Sein Essens-Faible klang auch beim Lehrer-Chor und Personalrat an, da er einen Gutschein zum Erdkohlrabi-Essen in seiner Lieblings-Gaststätte in Rattelsdorf geschenkt bekam.
Es ging aber nicht nur ums Essen. Landrat Wilhelm Schneider (CSU) stellte die Projekte heraus, die Schmidt in seinen sieben Jahren vorangetrieben hat: Ganztagesklasse, Referenzschule für Medienbildung, Berufsmesse, Unseco-Schule, Erholungsgarten, DFB-Stützpunkt.
Und Schneider sah in Schmidt ein verbindendes Glied zwischen dem Osten und dem Westen des Landkreises. "Er lebt das Zusammengehörigkeitsgefühl, das auch nach 40 Jahren noch Entwicklungspotenziale hat."
Bedauern äußerte der Landrat, dass die anstehende 26-Millionen-Investition zu Generalsanierung oder Neubau über die in den nächsten Monaten entschieden werde, ohne Schmidt angegangen wird. Der verriet seinen Wunsch, dass " die Damen aus dem Sekretariat den gewünschten Wintergarten in einem Neubau verdient hätten".
Bürgermeister Jürgen Hennemann (SPD) stellte zwei Schwerpunkte heraus: "
Ebern ist durch das Gymnasium unter der Führung Schmidts internationaler geworden." So streben Gymnasium wie auch Stadt aktuell eine Partnerschaft mit einer Stadt in der Normandie an.
Zusammenarbeit gefördert
Außerdem habe Schmidt stets die Zusammenarbeit mit den anderen Schulleitern am Standort gesucht, was "nicht bei allen seiner Vorgänger der Fall gewesen ist". Der Bürgermeister: "Er hat alle unserer gemeinsamen Projekte und Ideen in bester Weise mitgetragen und umgesetzt. Und das sagt ein Eberner über einen Haßfurter, was nicht so oft passiert."
Elternbeiratsvorsitzender Uli Nembach, auch ein Pendler im Landkreis, attestierte dem versetzten Schulleiter, dass unter seiner Ägide "die Intensität der Kommunikation spürbar zugenommen hat, womit Verständnis und Transparenz gefördert wurden ". Nembach: "An der Schule herrscht ein gutes Betriebsklima, für Herrn Schmidt war der Begriff der Schulfamilie keine leere Worthülse, sondern sie war ihm wichtig."
Wieder mehr Konstanz gewünscht
In Richtung Ministerialdirigentin äußerte Nembach einen Wunsch bezüglich der Nachfolgeregelung: "Klaus Vierbücher war 30 Jahre Direktor, Dr. Popp elf Jahre lang und Schmidt geht nun nach sieben Jahren. Diese Abwärtsspirale müssen wir wieder umkehren."
Mit einer Fotopräsentation sowie einem Medley des Schulchores mit humorvoll umgewandelten Texten brachte das Kollegium seine Wertschätzung Schmidt gegenüber zum Ausdruck, es klang aber auch Unverständnis für seine Versetzungs-Entscheidung an.
Stellvertretender Schulleiter Martin Pöhner und Martin Wolf zeichneten viele gemeinsame Erlebnisse im Kollegium nach und beschrieben Schmidts Zielsetzung so. "Es ging ihm nicht nur um das Vermitteln von Wissen, sondern er wollte klare Wertevorstellungen entwickeln und zur Charakterbildung beitragen." Martin Wolf: "Seine absolute Stärke ist die Nähe zu seinen Schülern. In jedem Halbjahr hat er bei einer Vollversammlung Rede und Antwort gestanden. Und er war auch Kollege, der den Chef gerne mal beiseite gelegt hat." Martin Pöhner: "Bei ihm waren Tür und Ohr stets offen. Und er brilliert als eloquenter Redner."
Das tat Klauspeter Schmidt dann auch , obgleich er gegen eine Rührung von innen heraus ankämpfte. Seine Erfahrungen aus sieben Jahren als Schulleiter fasste er so zusammen: "Ein Schulleiter allein kann gar nichts ausrichten. Er braucht die anderen viel mehr als sie ihn brauchen", urteilte er über Kollegen, Schulfamilie und Umfeld.
Dazu zählt auch der Landkreis als Sachaufwandsträger: "Der Landrat hatte für mich stets ein offenes Ohr und meist auch einen offenen Geldbeutel. Man merkt ihm an, dass er mit der Schule persönlich eng verbunden ist." Und da es schon ums Geld ging, würde er den Kreiskämmerer Marcus Fröhlich am liebsten mit nach Würzburg nehmen.
Zum Grund seines Wechsels sagte Schmidt, dass es "sicherlich für keinen Schulleiter ein Paradies gibt, aber Ebern hat schon Schulgarten-Qualität". Warum also? "Vielleicht eröffnet der Weg aus dem Garten Eden bzw. Ebern neue Sichtweisen auf die Welt da draußen."