Bei der Fastenpredigt von Wilhelm Wolpert zum Starkbieranstich in Zeil gab es heuer mehr nachdenkliche Zwischentöne.
Die Fastenpredigt von Wilhelm Wolpert zum Starkbieranstich der Brauerei Göller war noch nie reißerisch oder böse. In diesem Jahr jedoch gab es mehr nachdenkliche Zwischentöne als sonst und wie ein roter Faden zog sich die Aufforderung zu mehr Nachdenklichkeit, zu Rücksichtnahme und aufeinander Zugehen durch sein Programm, das donnernden Applaus erntete.
Traditionsgemäß eröffnete Franz-Josef Göller die Benefizveranstaltung zugunsten der Göller-Stiftung, um aber sehr schnell das Wort "an die Jugend" zu übergeben. Er sei sehr froh, dass zwei seiner drei Söhne im Betrieb Verantwortung übernehmen, nämlich Max im Vertrieb und Fritz in der Brauerei. Max Göller wies auf das Jubiläum 500 Jahre Bayerisches Reinheitsgebot hin, das am 16. April auf dem Haßfurter Marktplatz begangen wird, und auf die Kulinea am kommenden Wochenende. Fritz wiederum stellte das helle Bockbier vor, das schon bei den Vorverkostungen gut angekommen sei. Das Anstechen des ersten (Frei-)Bierfasses übernahm dann der erste Bierprinz des Landkreises Haßberge, Sebastian Gocker.
Parkprobleme und andere Sorgen
Dann kam Wilhelm Wolpert auf die Bühne und statt die Tradition der Haßfurt-Zeiler Rivalitäten fortzuführen, baute er Brücken, denn nachdem Haßfurt keine Brauerei mehr hat, gelte der Grundsatz: "Krombacher rettet den Regenwald, Göller rettet uns". Andererseits wollten auch viele Zeiler nach Haßfurt- "zum Parken, aber seid uns net bös, mir könna net alla aufnehm".
In Zeil seien Parkplätze ja Mangelware, so dass sogar der Pfarrer mit dem Motorrad fahren müsse. Und beim Zeiler Weinfest hätten jetzt sogar zwei Haßfurter Vereine Stände betrieben. "Mir ham ja unner Meefest - g'habt". Einen kleinen Seitenhieb konnte er sich dann doch nicht verkneifen: "An euern Christbaam hat mer desmal gsehn, dass ihr kenn gscheitn Stadtwald habt".
Aber Rivalitäten passten nicht in die Zeit, stellte er fest. Zeiler wie Haßfurter seien jedes Jahr unterwegs bei der Kreuzbergwallfahrt. "Und sogar zwanzig Prozent Teilnehmer mit Reformationshintergrund, aber des fällt gar net auf", zwinkerte er.
Ein einmaliges Programmangebot fand Wolpert im Zeiler VHS-Programm: "Seite 93: Nacktwanderung im Steigerwald. Des iss ke Tippfehler. Den Termin vereinbaren die angemeldeten Teilnehmer unter sich - des müssert doch rauszukriegen sei", gab er einen Rechercheauftrag an die anwesende Presse. "Ich verlass mich drauf, dass da ein Bericht drüber in der Zeitung kummt", grinste er.
Kostenkontrolle
Vieles hatte sich Wilhelm Wolpert notiert. Wie lange die Behebung des Dachschadens an der Haßfurter Stadtpfarrkirche schon dauert, der "etwas andere Kniefall der Dorothea", die erhöhten Müllgebühren und die Frage, ob im Landratsamt Couchen oder Coaches eingesetzt werden. Die Baumängel am Eberner Hallenbad gaben Anlass, auf Kostenkontrolle beim Tierheimbau zu achten. Und auf das Defizit der Haßberg-Klinken schaute Wolpert: "So viel Spezialisten da in Haßfurt am Krankenhaus, aber nur einer schreibt schwarze Zahlen: Der Bäcker Wolf".
Aussagen von Papst Franziskus nutzte Wolpert zur Feststellung: "Es is besser, aufenanner zuzugehen, als aufenanner loszugehen". Aus seinen Erfahrungen mit "Haßfurt hilft" bat er darum, Osteuropa ebenso freundschaftlich die Hand zu reichen wie vor Jahrzehnten Frankreich oder England.
Keinen Hass zulassen
Unverständnis zeigte er für den Hass, der oft beim Asylthema sichtbar wird. "Vor 25 Jahren hieß es noch ,wir sind das Volk" jetzt gilt eher ,wirr ist das Volk'" und er warnte: "des sin alta Nazis, a wenn sa nuch jung sin". Wolperts Rat an alle Anwesenden: "Reden, reden, reden - und zwar miteinander".