Experte in eigener (Wohn)Sache in Ebelsbach

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Die neuen Häuser an den Standorten Zeil und Ebelsbach (siehe Foto) sind vollständig barrierefrei. Das war bei Schloss Ditterswind nur das Hauptgebäude. Fotos: Matthias Hoch
Die neuen Häuser an den Standorten Zeil und Ebelsbach (siehe Foto) sind vollständig barrierefrei. Das war bei Schloss Ditterswind nur das Hauptgebäude.  Fotos: Matthias Hoch
Erhard Fischer hat die Studie mit seiner Kollegin Tina Gebert gemeinsam durchgeführt.Foto: Matthias Hoch
Erhard Fischer hat die Studie mit seiner Kollegin Tina Gebert gemeinsam durchgeführt.Foto: Matthias Hoch
 
Günter Schubert ist Regionalleiter von der Rummelsberger Diakonie.Foto: Matthias Hoch
Günter Schubert ist Regionalleiter von der Rummelsberger Diakonie.Foto: Matthias Hoch
 
Diakon Günter Schubert und das Team der Rummelsberger Diakonie haben sich nach der Veröffentlichung der Studie darum gekümmert, dass möglichst viele Wünsche der Bewohner - wie die Wahl des Zimmernachbarns - umgesetzt werden können. Foto: Matthias Hoch
Diakon Günter Schubert und das Team der Rummelsberger Diakonie haben sich nach der Veröffentlichung der Studie darum gekümmert, dass möglichst viele Wünsche der Bewohner - wie die Wahl des Zimmernachbarns - umgesetzt werden können. Foto: Matthias Hoch
 
Erhard Fischer erklärt, dass zwischen wohnen und wohlfühlen Unterschiede liegen.Foto: Matthias Hoch
Erhard Fischer erklärt, dass zwischen wohnen und wohlfühlen Unterschiede liegen.Foto: Matthias Hoch
 

Die Bewohner von Schloss Ditterswind stehen vorm Umzug. Ein neues Zuhause finden die Wohngruppen in Zeil und Ebelsbach, später dann noch in Ebern. Auch Meinungen und Wünsche der Bewohner spielten beim Umzug eine Rolle.

Noch vor dem Recht auf Bildung und Beschäftigung steht in der UN-Behindertenrechtskonvention im Artikel 17, dass Menschen mit Behinderung die gleichen Wahlmöglichkeiten wie andere Menschen haben, in der Gemeinschaft zu leben. Als der Umzug in die neue Wohnanlagen in Zeil, Ebelsbach und Ebern feststand, haben sich die Rummelsberger Dienste für Menschen mit Behinderung Gedanken darüber gemacht, wie sie ihre Bewohner einbeziehen können. Schließlich wurde eine Studie am Lehrstuhl für Sonderpädagogik und Pädagogik bei Geistiger Behinderung an der Julius-Maximilian-Universität Würzburg in Auftrag gegeben. Denn, letztlich ist jeder Mensch, auch mit einer Einschränkung, "Experte in eigener Sache", sagte der "Rummelsberger"-Regionalleiter, Diakon Günter Schubert, bei der Übergabe der Begleitstudie und ersten Besichtigung des neuen Standorts am Donnerstag in Ebelsbach.


Welche Wünsche und Gedanken die Menschen mit mehrfachen und schweren Behinderungen beschäftigen, ist nicht ganz einfach herauszufinden. Oft sind es auch Sprachbarrieren, die mit Hilfe von Beobachtern überwunden werden müssen. Aber mit speziellen Fragen, was sie etwa in ihrem Zuhause wichtig oder schön finden, konnten die Interviewer auch raushören, was einen Einzelnen vielleicht eher stört oder wo er sich nicht so wohlfühlt.

Umzug im neuen Jahr

"Ich war selbst erst im Krankenhaus. Das Wohnen in einem Krankenhauszimmer, so schön das Zimmer auch war, ich hab mich nicht wohlgefühlt", sagte Erhard Fischer, der die Studie der Universität vorstellte. Der Lehrstuhl-Sonderpädagoge verdeutlichte damit, dass sich Menschen meist erst dann bewusst werden, was sie vermissen, "wenn man anders gewohnt hat". Manchmal sind es Urkunden, ein eigener Sessel, Fotoalben und ganz oft Kuscheltiere und ein eigener Fernseher auf dem Zimmer.

Bislang wohnten die Schwerstbehinderten auf Dloss Ditterswind. Als es nun um die Aufteilung der Bewohner auf künftig drei Standorte ging, war das Ziel, die Wohngruppen künftig kleiner zu fassen, eher im Großfamilien-Stil. Ein wichtiger Teil der Studie ließ sich schon umsetzen.

"Für den Belegungsplan war die Studie sehr hilfreich. Wir konnten über 90 Prozent der Anregungen und Wünsche berücksichtigen", sagte Diakon Schubert. Damit meint er den Punkt, wer mit wem zusammen wohnen möchte - oder eben auch gar nicht. In einer Großaktion am 14. und 15. Januar ziehen 48 Menschen von Maroldsweisach nach Ebelsbach und Zeil. In Ebern beziehen die Bewohner wohl bis Mitte 2015 den neuen Standort.
Außer Kisten auspacken gehört für Behinderte mehr zu einem Umzug dazu, bis sie sich in den neuen Räumen wohlfühlen können.

Diakon Schubert weiß, dass viele Bewohner erst Mal verstehen müssen, dass sie nicht nur einen Ausflug mit ihrer Wohngruppe unternehmen, sondern jetzt in Zeil und Ebelsbach leben werden. Deshalb: "Spannend wird es erst nach zehn Tagen, nach Monaten, einem Vierteljahr", sagte Schubert, wenn die Betreuer nach einer gewissen Zeit einschätzen können, wie die Bewohner ihre neuen Heimatstätte annehmen.