Elektromobilität ist die Zukunft

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Günter Lieberth lädt sein Elektroauto an einem extra dafür vorgesehenen Parkplatz mit Ladesäule. Foto: Friederike Stark
Günter Lieberth lädt sein Elektroauto an einem extra dafür vorgesehenen Parkplatz mit Ladesäule.  Foto: Friederike Stark

Der Bundesrat will ab 2030 keine Benzin- und Dieselautos mehr neu zulassen. Doch bis dahin muss noch viel passieren, weiß Energieberater Günter Lieberth.

Vor 20 Jahren war Günter Lieberth noch ein Exot. Wenn er angefahren kam, haben sich alle nach ihm umgedreht. Wenn er den Supermarkt verlassen hat und seine Einkäufe ins Auto laden wollte, hatte sich schon eine Traube um sein Auto gebildet. "Alle wollten wissen, was das für ein Fahrzeug ist", erinnert sich Lieberth an die Zeit mit seinem CityEl, einem der ersten Autos mit Elektroantrieb.

Doch nachgekauft hat es damals trotz des Interesses so gut wie keiner. "Früher kannte ich jeden Elektroauto-Fahrer im Landkreis persönlich", sagt Lieberth. Genau genommen, fügt er hinzu, kannte er noch bis vor etwa zwei Jahren jeden einzelnen Elektroauto-Fahrer im Landkreis.


Aus der Szene in die Masse

"Aber heute sehe ich doch ab und an ein E-Auto mit HAS-Kennzeichen, das ich noch gar nicht kenne." Eine Entwicklung, die Lieberth freut. "So schön es zwar ist, viele Gleichgesinnte zu kennen. Doch die Entwicklung zeigt, dass es immer mehr Leute gibt, die auf Elek-tromobilität setzen", sagt Günter Lieberth.

Und tatsächlich ist die Zahl an Elektro-Fahrzeugen im Kreis in den vergangenen Jahren stetig gestiegen. Wie das Landratsamt auf Nachfrage mitteilt, gibt es inzwischen insgesamt 115 Elektro-Fahrzeuge, wovon 45 tatsächlich rein strombetriebene Autos sind (Hybrid Benzin: 57, Hybrid Diesel: 4, Hybrid Benzin/extern aufladbar: 7, Hybrid Diesel/extern aufladbar: 2).


Bundesrat will Aus für Verbrenner

Eine Entwicklung, die der Forderung des Bundestages entgegenkommt. So hat der Bundesrat Ende September mehrheitlich für die Forderung gestimmt, ab 2030 keine Autos mit Verbrennungsmotoren mehr neu zuzulassen. Anlass für die Stellungnahme des Bundesrates war die Mitteilung der EU-Kommission unter dem Titel "Eine europäische Strategie für emissionsarme Mobilität".

Grünen-Parteichef Cem Özdemir sagte gegenüber der Presse dazu: "An der E-Mobilität führt kein Weg vorbei - und zwar nicht nur im Sinne des Klimaschutzes, sondern vor allem im Sinne der Wettbewerbsfähigkeit deutscher Autobauer."

Ein Argument, das Lieberth nachvollziehen kann. "Andere Länder in Europa sind schon deutlich besser aufgestellt, zum Beispiel die Niederlande", sagt Lieberth. Seiner Meinung nach hat man in Deutschland zu spät reagiert. "Die deutschen Autobauer haben sich erst vergleichsweise spät an der Entwicklung von Elektro-Autos beteiligt", sagt er. Und das, obwohl es sich schon seit zwei Jahren abzeichne, dass strombetriebene Autos die Zukunft sind. Daher findet er die Forderung sinnvoll, denn so würden die Firmen unter Druck gesetzt werden, die E-Mobilität auszubauen.

Lieberth ist kein Idealist. Er weiß genau, welche Schwächen es noch gibt. Zwar kann er nicht alle Argumente, die es gegen Elektro-Fahrzeuge gibt, verstehen. "So sehe ich die Reichweiten-Problematik nicht", sagt er und erklärt dazu: "Studien zeigen, dass die meisten Autos von einer Person etwa 20 Kilometer am Tag gefahren werden. Den Rest der Zeit steht das Auto nur rum." Und könnte aufgeladen werden.

Doch Lieberth sieht andere Probleme. "Einen Motor mit einer Batterie zu tauschen, ist das kleinste Problem." Die viel größere Schwierigkeit sei es, E-Tankstellen flächendeckend anzubieten. "Das ist vergleichbar mit der Entstehung der Automobilität. Da musste man sein Benzin erstmal auch in der Apotheke kaufen", sagt Lieberth.


Keine Reise ohne Recherche

Momentan müsse er vor längeren Fahrten mit seinem Elektroauto erstmal im Internet gründlich recherchieren, wo er sein Fahrzeug aufladen kann. "Und das geht nicht mal auf einer einheitlichen Seite. Nicht mal der ADAC listet alle E-Tankstellen auf, sondern nur die eines einzigen Stromanbieters", kritisiert der Energieberater. Lediglich ein paar ehrenamtlich betriebene Seiten versuchen, alle Stromtankstellen aufzulisten. "Die sind aber natürlich von der Mitarbeit anderer Privatleute abhängig", erklärt Lieberth.

Aber im Landkreis kennt er sich aus, da er an der Planung und Umsetzung einiger Ladestationen selbst beteiligt war. "Im Kreis Haßberge gibt es zur Zeit 14 Ladestationen."

Doch nicht jede ist auf gleiche Art nutzbar. "Man braucht verschiedene Karten, um an den unterschiedlichen Stationen sein Fahrzeug aufladen zu können", erklärt Lieberth und holt ein Täschchen mit mehreren Plastikkarten im Scheckkartenformat heraus. Ein weiterer Stein, der dem emissionsfreien Straßenverkehr im Weg liegt. "Es fehlt an einem einheitlichen Konzept", bemängelt Lieberth. Und nicht nur die Karten erschweren das Aufladen. "Noch dazu gibt es drei verschiedene Steckersysteme, so dass ich selbst mit der richtigen Karte mein Auto nicht an jeder Ladestation aufladen kann", sagt der Energieberater.

Für Lieberth ist klar: Es führt kein Weg an der Elektromobilität vorbei, doch bis zur Alltagstauglichkeit ist es noch weit hin.


E-Tankstellen im Landkreis Haßberge

Ebern Bahnhofstraße 41 (Betreiber: Gelder und Sorg),
Parkplatz Bahnhof (Betreiber: Stadt Ebern und Bayernwerk)

Haßfurt Parkplatz Bahnhof (Betreiber: Stadtwerk Haßfurt), Großer Anger 1 (Betreiber Stadtwerk Haßfurt), Godelstatt 8 (Betreiber: Firma Euronics Schlegelmilch)

Euro-Rastpark Knetzgau
Steinbruch 12 (Betreiber: Überlandzentrale Lülsfeld eG)
Untermerzbach Neubaustraße 11 (Betreiber: Gemeinde)

Oberschleichach
Parkplatz Gemeinde (ÜZ Lülsfeld eG)

Prölsdorf
Rothstraße 3
(Betreiber: Johann Neff)

Zeil Parkplatz Mittelweg
(Betreiber: Stadtwerke Zeil)

Zell Oberm Stück 2 (Betreiber: TNM/Mitsubishi Feustel) (Quelle: www.lemnet.org) fis