Ein arbeitsscheuer Tubist gastierte in Haßfurt

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Andreas Hofmeir (rechts) und Guto Brinholi in der ausverkauften Rathaushalle Haßfurt. Foto: Ulrike Langer
Andreas Hofmeir (rechts) und Guto Brinholi in der ausverkauften Rathaushalle Haßfurt. Foto: Ulrike Langer

Ein Musiker, der sich als bequem bezeichnet, zudem nach eigenem Bekunden Texte liefert, die "fad und depressiv" sind - wer will sowas sehen? Viele: Tubist Andreas Hofmeir und Gitarrist Guto Brinholi nahmen sich in Haßfurt auf die Schippe.

"Mit den Memoiren eines Tubisten ist kein Staat zu machen. Daher können Sie alles, was Sie heute gehört haben, getrost vergessen", sagt der mehrfach ausgezeichnete Tubist und Kabarettist Andreas Martin Hofmeir. Andererseits ist jeder Ton, den er im Zusammenspiel mit dem brasilianischen Gitarristen Guto Brinholi seinem Instrument entlockt, der Erinnerung wert. Das Publikum in der ausverkauften Rathaushalle in Haßfurt jedenfalls war von der musikalischen Lesung, zu der das Kulturamt Haßfurt geladen hatte, äußerst fasziniert.

"Kein Aufwand" heißt das Programm, das Andreas Hofmeir nach Haßfurt mitgebracht hatte. Denn Tubisten sind von Natur aus bequem und scheuen jeden Aufwand. So zumindest heißt es in der "Autobiographie eines Tubisten", die er an diesem Abend präsentierte.
"Fad und depressiv" seien die Texte, so der charmante Autor, "aber zu 100 Prozent wahr!" Weil aber seine Geschichten weder fad noch depressiv, sondern witzig sind, hatten die Zuhörer viel zu lachen. Unter ihnen saßen etliche Tubisten, Posaunisten und Hornisten sowie "richtige Musiker", die gespannt den musikalischen Part erwarteten. Und sie wurden nicht enttäuscht.

Warm, rein, zart - perfekt

So warm, so rein, so zart und so perfekt gespielt hatten sie eine Tuba vorher noch nie gehört. Im Zusammenspiel mit dem brillanten Gitarristen Guto Brinholi entfaltete die Tuba "Fanny" ihre ganze musikalische Schönheit vom tiefsten bis zum höchsten Ton, stellte aber auch ihre Schnelligkeit unter Beweis. Zu Gehör brachte Andreas Hofmeir, Gewinner des Echo-Klassik als "Instrumentalist 2013", ehemaliger Tubist von "La Brass Banda" und Professor am Mozarteum in Salzburg, vorwiegend brasilianische Liebeslieder voller Melancholie und ungewohnter Melodien, unter anderem von Guto Brinholi. Doch auch eine rasante "Flötenfantasie" von Telemann und Sätze aus einer ungarischen Funk-Suite rangen den Zuhörern große Bewunderung ab. Während Andreas Hofmeir scheinbar ohne großen Aufwand aus den "Batzen" zwischen den Notenzeilen goldene Töne fabrizierte, ließ der Komponist, Dirigent, Sänger, Bassist und Gitarrist Guto Brinholi die Saiten seines Instruments flirren.

Doch das Publikum erlebte nicht nur ein atemberaubendes Spiel; es erfuhr auch einiges aus dem Leben von Andreas Hofmeir. Zum Beispiel, dass man nicht aus hehren Gründen Tubist wird, sondern weil man für ein "anständiges Instrument" keinen Ehrgeiz hat. Dass der Tubist aber bei einer Dvorak-Symphonie 18,75 Euro pro Note verdient, weil er nur neun Töne zu spielen hat, während der Geiger, der 20 000 Noten spielen und damit wesentlich mehr "Aufwand" betreiben muss, nur 1,5 Cent pro Note erhält.

Nicht ohne einen Tubisten

Oder dass Komponisten bei der Vertonung von Katastrophen an der Tuba nicht vorbeikommen, der Tubist aber kaum eine Wirkung auf Frauen erzielt. Mit seiner Lesung im lockeren Plauderstil hingegen, mit seiner Prosa und seiner Lyrik, seinem trockenen Humor und seiner großen Portion Selbstironie hingegen erzielte Andreas Hofmeir die gewünschte Wirkung auf seine Zuhörer. Am Ende des ebenso amüsanten wie musikalisch bereichernden Abends wurden beide Künstler mit enthusiastischem Beifall bedacht, der wiederum mit einem Tango als Zugabe belohnt wurde.