Eberns Gymnasium "mobbt" in Bayern am besten

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Fertig machen zum Breakdance: In der Dreifachturnhalle übten die Gymnasiasten die unterschiedlichen Choreografien mit dem Rapper "2schneidig" aus Hannover ein. Fotos: Rudi Hein/Kultusministerium.
Fertig machen zum Breakdance: In der Dreifachturnhalle übten die Gymnasiasten die unterschiedlichen Choreografien mit dem Rapper "2schneidig" aus Hannover ein. Fotos: Rudi Hein/Kultusministerium.
Daniel Heß, Lukas Mittelstaedt, Lukas Ender und Lukas Reinmund nahmen den Preis aus den Händen von Ministerialdirigentin Elfriede Ohrn-berger (im Bild von links) entgegen.
Daniel Heß, Lukas Mittelstaedt, Lukas Ender und Lukas Reinmund nahmen den Preis aus den Händen von Ministerialdirigentin Elfriede Ohrn-berger (im Bild von links) entgegen.
 
Den Zusammenhalt demonstrierten beim Projekttag Fünftklässler unter Leitung von Bettine Natterer.
Den Zusammenhalt demonstrierten beim Projekttag Fünftklässler unter Leitung von Bettine Natterer.
 

Das Eberner Friedrich-Rückert-Gymnasium hat für den Projekttag "Mobben stoppen - Werte stärken" als beste Schule in Bayern einen Preis bekommen. Die nächste Aktion ist schon angelaufen.

Was passiert, wenn sich ein ganzes Lehrerkollegium als Breakdancer versucht? Sie werden von den Schüler zunächst belächelt, doch beim Tanz kommt man sich schnell näher und Vorbehalte werden abgebaut. So geschehen zum Ende des vergangenen Schuljahres am Friedrich-Rückert-Gymnasium. Der Rapper "2schneidig" aus Hannover führte Regie und verknüpfte seine eigene Biografie, da er als Farbiger oft ausgegrenzt wird, mit dem Motto des Projekttages "Mobben stoppen - Werte stärken". Und was passiert, wenn eine ganze Schule unter diesem Motto tanzt? Sie wird zur Besten in ganz Bayern gekürt.
Zumindest fand das Landesschülerrat so, der einen entsprechenden Wettbewerb ausgelobt hatte. Am Dienstag fand im Kultusministerium in München die Preisverleihung statt, wo eine kleine Delegation aus Ebern stellvertretend für die gesamte Schule Urkunde und Geldpreis entgegennahm.

Initiativen zusammengefasst

Der Breakdance war nicht der alleinige Programmpunkt des Projekttages. Jede Menge Workshops und Rollenspiele fanden jahrgangsbezogen statt. "Alles unter dem Gesichtspunkt unseres Schulprofils der Werteerziehung und Persönlichkeitsbildung", wie ein erkennbar stolzer Schulleiter Klauspeter Schmidt verriet. So setzten sich die Neunt- und Zehntklässler unter der Leitung von Sozialpädagogin Michaela Schäfer mit Biertischparolen auseinander: "Politiker taugen zu nichts" lautete eine, "So einen kleinen Hitler könnten wir auch wieder gebrauchen" beispielsweise eine andere.
Es wurde heftig diskutiert und die Rollenspiele immer lebhafter, blickt Fachbetreuer Daniel Heß, einer der Organisatoren aus dem Kollegium, auf die Veranstaltung kurz vor Ferienbeginn zurück.
Fast das ganze Schuljahr habe man sich auf diesen Projekttag vorbereitet, berichtet Heß und verweist dabei die vielen Initiativen, die am Gymnasium längst laufen und zusammengeführt wurden.
Die durchdachte Organisation und das sinnvolle Einbetten unterschiedlicher Ansätze habe die Jury überzeugt, weiß Heß aus Gesprächen mit den Verantwortlichen in München.
Das bestätigen auch Schüler, die sowohl bei der Vorbereitung des Projekttages aktiv eingebunden, wie auch beim Festakt vertreten waren. "Der Projekttag und die Preisübergabe haben richtig Spaß gemacht", schwärmt Lukas Ender aus Pfarrweisach, der nunmehr die elfte Klasse besucht. Und nachschiebt: "Ein Projekttag im Schuljahr reicht, sonst ist er ja nicht mehr Besonderes."

Urkunde "beschlagnahmt"

Der Tag in München sei schon aufregend gewesen: "Wenn man da so im Kultusministerium herumspaziert", staunt Lukas Ender, der zusammen mit Luks Mittelstaedt aus Untermerzbach und Schülersprecher Lukas Reinmund aus Marbach und Daniel Heß stellvertretend für die gesamten Schulfamilie mit dem Zug nach München "düste". Der Ausflug habe Spaß gemacht "und wurde durch die Verleihung des ersten Preises noch getoppt." Lukas Ender: "Ich war so stolz, dass ich die Urkunde gar nicht mehr hergeben wollte."
Dabei hat er richtig Eigenkapital investiert. Denn zeitgleich mit der Preisverleihung in München hatte sich das Bayerische Fernsehen in Ebern angesagt.
Und weil die Reporterin auch auf Bildmaterial zugreifen wollte, musste der Datenaustausch per Handys erfolgen, da Lehrer Daniel Heß sein Laptop auf die Zugfahrt mitgenommen hatte. "Unsere Handy-Akkus waren wegen der Datenübertragung am Ende alle leer."

Fernsehsendung für die Jugend

Ein Erfolg für die Fernsehmacher: Selten dürften so viele junge Menschen die Frankenschau am Abend eingeschaltet haben. "Die Reporterin plauderte von der Zielgruppe der Sendung für 50- bis 70-Jährige, am Dienstag hat aber mit Sicherheit mindestens die halbe Schule zugeschaut", ist sich Oberstudiendirektor Klauspeter Schmidt sicher. Also 360 von 720 Schülern.
"Obwohl der Besuch des Fernsehteams ganz kurzfristig angemeldet worden war, ging's zu wie in der großen Politik und wir haben unsere Schüler per Aushang noch über die Ausstrahlung am Abend informiert." Lukas Ender und Lukas Mittelstaedt waren da nicht live dabei: "Wir saßen ja noch im Zug, hatten aber daheim angerufen, dass es aufgezeichnet wird."
Augenzeuge indes war ein überfroher Schulleiter, der sich über den Gemeinschaftserfolg freute, da das Engagement der unterschiedlichen Steuergruppen im Kollegium, der Schülermitverantwortung, des Schulforums und des Elternbeirates einer überregionale Beachtung Wertschätzung erfahren habe. "Toll und Tatsache ist es doch, dass viele Ideen aus dem Kreis unserer Schüler kamen."
Und weil es einen 400-Euro-Preis gab, wird dieses Geld auch für die Möblierung des Schulhofes verwendet. "Damit alle etwas davon haben, weil alle auch ihren Beitrag geleistet haben", verrät der Direktor.
Und noch eine Überzeugung schiebt Schmidt nach: "Wir machen solche Aktionen nicht wegen irgendwelcher Preise, sondern aus eigener Überzeugung und da "passiert an unserer Schule schon so viel". Was auch Daniel Heß unterstreicht: "Wir machen dies nicht wegen eines Wettbewerbes, nur in diesem einem Fall hat unser Programm halt perfekt gepasst."
Das könnte sich wiederholen: "Unser nächstes Projekt läuft schon, ein Video haben wir schon gedreht, daran muss aber noch bearbeitet werden, denn an unserer Schule läuft so viel", lobt Heß. Läuft viel? - Da war doch vor Jahren etwas mit einem Film mit Schuhen!