Eberner Lehrer-Kreisverband wird 150 Jahre alt

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Günter Lipp beim Festvortrag.
Günter Lipp beim Festvortrag.
Die Orffgruppe der Grundschule zeigte unter Leitung von Konrektorin Jutta Helbig das Resultate erfolgreichen Musikunterrichts.
Die Orffgruppe der Grundschule zeigte unter Leitung von Konrektorin Jutta Helbig das Resultate erfolgreichen Musikunterrichts.
 
Die Chorklasse der Realschule stimmte unter Leitung von Bernd Schmidt auf den Festakt ein. Fotos: Ralf Kestel
Die Chorklasse der Realschule stimmte unter Leitung von Bernd Schmidt auf den Festakt ein. Fotos: Ralf Kestel
 
 
Gut besucht war die Jubiläumsveranstaltung im Awo-Saal.
Gut besucht war die Jubiläumsveranstaltung im Awo-Saal.
 
 
 
Lukas Müller glänzte mit einem Trompetensolo
Lukas Müller glänzte mit einem Trompetensolo
 
Geschenk für den Festredner: BLLV-Kreisvorsitzende Birgit Finzel und Günter Lipp.
Geschenk für den Festredner: BLLV-Kreisvorsitzende Birgit Finzel und Günter Lipp.
 

Der Eberner Lehrer-Kreisverband wurde vor genau 150 Jahren gegründet. Damals war der Zusammenschluss ein Aufbegehren gegen die kirchliche Aufsicht. Der Festabend mit Kreisheimatpfleger Günter Lipp entführte in Schulgeschichte(n).

Auch wenn es bei den Autokennzeichen (noch?) nicht deutlich wird: Es gibt noch Einrichtungen, die sich an den Grenzen der Altlandkreise orientieren: Beispielsweise die Kreisgruppierungen des Bayerischen Lehrerverbandes (BLLV). Der Eberner Kreislehrerverein wurde auf den Tag genau vor 150 Jahren gegründet. Ein Jubiläum, das am Dienstagabend im Awo-Saal kräftig gefeiert wurde. Dabei waren die damaligen Provinz-Pädagogen ziemlich schnell. Schon eineinhalb Jahre nach Gründung auf Landesebene in Regensburg schloss man sich auch im Bereich des Bezirksamtes Ebern zusammen, wie Vorsitzende Birgit Finzel heraushob.

Sechs Wochen später suchten die Pädagogen im Bezirksamt Baunach in Rentweinsdorf den Schulterschluss, wie Kreisheimatpfleger Günter Lipp, der die Festrede hielt, herausgefunden hat.
"Damit sind die beiden Bezirksverbände ein Jahr älter als der unterfränkische Dachverband", lobte Bezirksvorsitzender Gerhard Bleß aus Würzburg. Der Grund für das Zusammenrücken damals war die Forderung nach einer Umgestaltung der Lehrerausbildung - weg von den Kirchen und der geistlichen Schulaufsicht hin zur akademischen Ausbildung.

"Wir brauchen keine Aufsicht durch die Pfarrer, auch noch durch unterschiedliche Konfessionen", lautete laut Bleß die Klage. Ein Durchbruch wurde mit der Einführung des Beamtenstatus erreicht. "Das schuf Freiheit, die aber bis heute immer wieder in Gefahr gerät, aber dadurch sind Lehrer unabhängig von Finanzen, Parteien und Konfessionen."

Das Schulmeister-Dasein war auch nach Meinung von Landrat Rudolf Handwerker (CSU) damals "kein Zuckerschlecken, da viel von den Kirchen reglementiert wurde". Doch Probleme gibt es auch in der Gegenwart: "Es wird zu viel an unserem Schulsystem herumgepfuscht", schimpfte der Landrat und manche Diskussion erinnerte ihn an "Glaubenskriege, die besonders schlimm werden, wenn es auf Wahlen zugeht".

Beim "falschen" Jubiläum

Deshalb wünschte sich Handwerker bei der Suche nach dem richtigen Schulsystem "mehr Ruhe und Gelassenheit, wie sie bei uns auf dem Land noch weit verbreitet ist". Diese Erkenntnis belegte der Landrat auch mit einem gewichtigen Argument: "Bei uns verlässt kein Jugendlicher eine Schule ohne Abschluss."

Den BLLV bezeichnete Handwerker als "starkes Sprachrohr" und hoffte, dass seine Vorschläge auf fruchtbaren Boden fallen - besonders im Kultusministerium.

Seine Hausaufgaben nicht ordentlich verrichtet hatte Bürgermeister Robert Herrmann (CSU), der geschichtliche Daten für ein 100. Jubiläum herausgesucht hatte, aber schnell die Kurve kriegte: "Der BLLV-Kreisverband Ebern hält die Fahne des Altlandkreises hoch, was zeigt: Königreiche vergehen, der Kreisverband bleibt bestehen."

Die Lehrerschaft bezeichnete Herrmann als "wichtiges Glied im Lebenslauf eines jeden Menschen". Der Bürgermeister: "Ihr Beitrag zur Gesellschaft ist enorm wichtig, ansonsten hätten wir alle ein großes Problem."

Solche gab es für die Pauker alter Prägung zuhauf, wie Günter Lipp bei seinen Recherchen festgestellt hatte. "Die Dorfschulmeisterlein waren damals schlecht besoldet, wurden zum Teil in Naturalien bezahlt und es gab keinerlei Ruhestandsbezüge oder Witwenversorgung." Also mussten Nebenjobs her: Als Orgelspieler, Gemeindeschreiber oder Mesner.

Gefährliches Gedankengut?

Für Lipp war es kein Wunder, dass die älteste Schule im Kreis, in Ebern, gleich neben der Kirche stand. "Pfarr- und Lateinschulen waren die Wurzeln der späteren Volksschulen." Dabei waren, und Lipp muss es wissen, die Lehrer oft liberalen und sogar sozialdemokratischen Ideen zugeneigt, wie er an einer ostelbischen Begebenheit ablas, da ein Gutsbesitzer sich über eine Stimme für die Sozialdemokratie entrüstete und darob verfügte: "Der Lehrer erhält ab sofort keine Kartoffeln mehr."

Einen Wandel in der bayerischen Schulpolitik machte Lipp ab 1861 aus, wobei er drei Persönlichkeiten aufzählte, die daran großen Anteil und zum Teil enge Bezüge zu Ebern hatten: So Nikolaus Ritter von Koch, der drei Jahre in Ebern gelebt hatte und unter Ludwig II. Minister für Kirchen- und Schulangelegenheiten aufstieg (1864). Von 1817 bis 1838 war Karl Freiherr von Stein zum Altenstein Kultusminister "allerdings in Preußen", sowie Georg Adam Huller (1829 in Ebern geborener Schustersohn), der als Ministerialrat wesentliche Reformen im Volksschulwesen in Bayern durchbrachte.

Fast schwärmerisch ging Lipp auf das Kapitel einklassige Schulen ein. "Wir unterschrieben das Zeugnis links und rechts, weil wir Klasslehrer und Schulleiter zugleich waren und Gymnasiasten und Sonderschüler gleichzeitig unterrichteten." Weiter sprach Lipp die Residenzpflicht von früher an: "Jetzt hat Ebern statt ehemals 3 über 160 Lehrer und die Parkplätze sind voll."

Und als Hausaufgabe gab er den Besuchern mit auf den Heimweg, darüber nachzudenken, was Solidarität unter den Kollegen in den vergangenen 150 Jahren bewirkt habe.