Die modischen Boshi-Mützen erwärmen nicht nur die Ohren. Zwei Initiativen aus Ebern zeigen, wie der Häkelspaß auch die Herzen erwärmen kann.
Eltern kennen das von früher. Draußen ist's eisig kalt, doch die Kinder wollen partout keine Mütze aufsetzen. Das war einmal. Heutzutage sieht man kaum mehr ein Kind ohne Kopfbedeckung, und die meisten davon haben die gleiche Form. Boshis, so heißen die Mützen, sind der absolut letzte Schrei.
Das Wort "Boshi" bedeutet schlicht Mütze und stammt aus dem japanischen . Doch die Modeerscheinung ist überwiegend deutsch, genauer gesagt fränkisch. Junge Leute lieben die Mützen nicht nur der warmen Ohren wegen, sondern , weil sie unkompliziert sind, farbenfroh und für Lebensfreude und Modebewusstsein stehen. Und Omas, Tanten und Mütter lassen die Häkelnadeln eifrig spielen. Die Abnehmer sind ihnen gewiss.
Das besondere an "Boshis" ist, dass sie einfach und schnell zu häkeln sind. Für eine Häkelmütze dieser Art benötigt man nur etwas dicke Wolle, auch Reste sind tauglich, eine Häkelnadel und - je nach Fertigkeit - ein paar Stunden Zeit.
Skilehrer fädeln ein Wie einfach die Mützen herzustellen sind, zeigt die Geschichte ihrer "Erfinder", Thomas Jaenisch und Felix Rohland. Wie sie zu ihrer Erfolgsmasche kamen, wird oft erzählt. Die beiden Studenten jobbten nebenher als Skilehrer und so kamen sie im Winter vor fünf Jahren zu einem internationalen Austausch nach Japan. Eines Abends ließen sie sich von einer Kollegin das Häkeln zeigen. So fädelten die Skilehrer ein und ließen sich zu einem regelrechten Wettbewerb anspornen - immer in der Runde, weil's am einfachsten ist.
So entstanden die ersten Mützen mit dem japanische Namen. Und als die Boshi-Erstlinge obendrein noch spontan Käufer fanden, haben die beiden den Faden immer weiter gesponnen. Häkeln sei "wie eine Sucht" sagen die heute 28-Jährigen, die fortan abends vor dem Fernseher häkelten und immer mehr Mützen im Bekanntenkreis loswurden. Aus der Häkelei strickten die Studenten eine raffinierte Geschäftsidee und machten damit Karriere, ganz ohne Marktforschung, Business-Plan oder Existenzgründer-Zuschüsse. 2009 gründeten die Studenten ihr Unternehmen mit Sitz in Hof und dem Label "MyBoshi" und starteten den Handel per Internet und virtuellem "Mützen-Konfigurator" für die individuellen Wünsche. Was mit zehn Euro für die ersten Mützen begann, wirft inzwischen siebenstellige Umsätze ab und hat die Handarbeitsszene in Deutschland verändert. Die Boshi-Bücher sind Bestseller geworden und immer mehr Menschen hängen an der Nadel - an der Häkelnadel.
In ihrem Eifer denken die Häkler dabei nicht nur an Kind, Enkel oder Nichte, sondern widmen ihre Handarbeiten einem guten Zweck. Nehmen wir zum Beispiel die Hilfe für den leukämiekranken Linus, die in Ebern und Umgebung bis heute nicht abebbt. Sie war Ansporn für die heute 86-jährige Mathilde Streng, nach ihren Möglichkeiten zu helfen.
In eineinhalb Jahren hat die Ebernerin Garn und Wolle aus den Restbeständen im Bekanntenkreis gesammelt und damit 430 (!) Mützen im Boshi-Stil gezaubert. Die wurden nun an der Grundschule in Ebern zum Verkauf angeboten. "Eine tolle Initiative der alten Dame", würdigt Schulleiterin Ingrid Mandery. Für "zwei Euro plus Spende" fanden die Kopfbedeckungen reißenden Absatz bei Schülern, Eltern, Großeltern und Lehrern. So kamen inzwischen 1200 Euro zusammen. Einige der Mützen aus Mathilde Strengs "Werkstatt" werden am Samstag am Weihnachtsmarkt in Sendelbach angeboten und auch in der Realschule, die am Sonntag zu adventlichen Stunden ihre Türen öffnet, kann man für den guten Zweck solche Mützen erwerben. Der Erlös wird dann, wie es an der Grundschule hieß, der Elterninitiative krebskranker Kinder zugehen, zum Teil auch einem Patenschaftsprojekt in Bolivien.
Auch neun Frauen aus dem "Dunstkreis des Bürgervereins", Freundinnen und junge Mütter ließen in den vergangenen Monaten fleißig die Nadeln klappern. Für ihre Häkelabende haben sie sich regelmäßig im Heimatmuseum getroffen. "Gemeinsam macht es mehr Spaß und geht schneller von der Hand", waren sich die jungen Frauen einig. Mit vereinten Kräften haben sie es - auch das unterstreicht die Leistung Mathilde Strengs - auf etwa 90 Mützen gebracht.
Das Besondere dabei: Die Mützen sind alle in schwarz und gelb gehäkelt. Nicht etwa, weil es in der Haßberge-Stadt so viele Borussia-Dortmund-Fans gäbe. Vielmehr handelt es sich um die Eberner Stadtfarben. Dazu kommt das Etikett: kein "normales" Boshi-Etikett, wie es jeder haben kann, sagt Christina Schanz, eine der fleißigen Häklerinnen .Auf die Idee ist sie besonders stolz: "Unser eigenes Ebern-Etikett mit dem Wappen der Stadt." Das mache die stylischen Mützen für bekennend heimatverbundene Eberner zum passenden Modeaccessoire für den Winter. Diese Mützen sollen am Sonntag am Weihnachtsmarkt im Hof des Heimatmuseums Ebern verkauft werden. Der Erlös fließt in die Arbeit des Bürgervereins und des Museums.