Der Stadtrat behandelte erneut das Thema Waldfriedhof - und kam doch zu keinem endgültigen Ergebnis.
Ein Waldfriedhof für Ebern ist erst einmal in die Ferne gerückt. Dem Beschlussvorschlag von Bürgermeister Jürgen Hennemann (SPD) und der Verwaltung, einen eigenen Waldfriedhof (der Stadt) ins Auge zu fassen, folgte der Stadtrat Ebern bei seiner Sitzung am Donnerstagabend nicht. Dabei hatte sich der Bürgermeister viel Mühe gegeben und die bisherigen Schritte in Richtung Waldfriedhof in allen Details erläutert.
Hennemann legte in seinen Ausführungen dar, dass der Trend zu Urnenbestattungen gehe. "Zwei Drittel aller Bestattungen sind Urnenbestattungen", sagte er. Diskutiert wurde nach seinen Angaben in einer Arbeitsgruppe die Projektidee von Hermann von Rotenhan für einen Begräbniswald. Nach seinen Worten und denen des neuen Verwaltungsleiters Dirk Suhl kann nur die Stadt Träger eines Friedhofes sein. Eine absolute Notwendigkeit, neue Bestattungsmöglichkeiten zu schaffen, sahen der Bürgermeister und die eingesetzte Arbeitsgruppe indes nicht. "Wir haben im Stadtgebiet ausreichend Friedhöfe, auf denen zusätzliche Angebote für Urnengräber möglich sind", sagte Hennemann. Auch seien in der Umgebung schon ausreichend Waldfriedhöfe vorhanden. Rückmeldungen aus der Bevölkerung und von Kirchen seien hinsichtlich der Schaffung eines Waldfriedhofes eher negativ gewesen. Aber: In der dritten Sitzung der Arbeitsgruppe sei die Grundsatzentscheidung getroffen worden, einen kommunalen Friedhof nach dem Konzept des Naturfriedhofes Sankt Ursula bei Trappstadt ins Auge zu fassen. Eine Vorstellung weiterer Betreiber sei nicht notwendig. "Dieser Beschluss war einstimmig", so der Bürgermeister. Das Ergebnis der Beratungen sei in der vorliegenden Beschlussvorlage verwirklicht worden.
"Ich glaube, ich bin im falschen Film", sagte Stadtrat Thomas Limpert (FWE) in der Diskussion. Damit trat er der Aussage des Bürgermeisters entgegen, dass ein Beschluss bereits in einer Arbeitsgruppe gefasst wurde. "In der Arbeitsgruppe wurde ein Meinungsbild erarbeitet, was in die Stadtratssitzung eingebracht werden sollte, aber kein Beschluss gefasst", sagte Limpert, weshalb er den vorliegenden Beschlussvorschlag nicht für korrekt hielt. Der FWE-Stadtrat stellte den Antrag, nicht über den Beschlussvorschlag abzustimmen, sondern ihn erst unter den Gesichtspunkten, wie von der Arbeitsgruppe vorgeschlagen, zu überarbeiten. Auch eine private Initiative sei nochmals zu prüfen.
Stadtrat Werner Freibott (SPD) stimmte im Grundsatz den Ausführungen von Limpert zu. "Es ist noch einiges zu prüfen", meinte er. Auch sollte aus dem Beschluss herausgestrichen werden, dass Privatpersonen nicht berücksichtig werden können. Auch Stadträtin Isabell Zimmer (JL) konnte Limpert zustimmen, allerdings möchte sie erst nähere Informationen über Kosten haben. "Und warum kann der Friedhof nicht jemandem in Auftrag gegeben werden, der das gerne machen würde? Bestimmen können wir ja trotzdem."
Zweiter Bürgermeister Harald Pascher (FDP) sagte, dass es nach wie vor seine Grundeinstellung sei, private Betreiber einzubeziehen. Er schlug vor, dass die Verwaltung mit Rotenhan einen Vorschlag erarbeiten sollte mit dem Ziel, dass für die Stadt keine Kosten entstehen. "Wenn dem nicht gefolgt werden kann, sollten wir nach der Beschlussvorlage abstimmen", sagte Pascher. Das unterstützte Stadträtin Marion Müller (CSU). Ihr fehlten allerdings noch einige Informationen. Vor- und Nachteile sollten aufgezeigt werden, wünschte sie. Jedenfalls sollte Rotenhan noch einmal die Gelegenheit erhalten, sich nach der heutigen Diskussion zu äußern.
Auch Stadtrat Dieter Gerstenkorn (CSU) sprach sich für einen privaten Betreiber aus. "Wir sollten uns mit dem Beschluss nicht überrollen lassen, da ein privater Betreiber es wohl besser macht, als die Stadt das kann", sagte Gerstenkorn.
Bürgermeister Jürgen Hennemann äußerte Unverständnis darüber, dass nun alles wieder auf den Kopf gestellt werden soll. Er verteidigte den Beschlussvorschlag: "In dem ist alles enthalten, was die Arbeitsgruppe vorgeschlagen hatte", sagte er. Es sei eine Entscheidung nötig, um zu wissen, wie es weitergehen könne. In der Vorlage wird den Angaben zufolge auch auf die Haushaltslage der Stadt hingewiesen, aufgrund derer die Planung des Projekts zurückgestellt werden sollte und in die Finanzplanung der nächsten Jahre einfließen solle.
Ich kann mir nicht so richtig vorstellen, dass man sich mit der Thematik gründlich befasst haben kann, wenn man den Begriff "Waldfriedhof" benutzt. Das Ding, um das es geht, heißt "Naturfriedhof". Ein Waldfriedhof ist ein herkömmlicher Friedhof, einziger Unterschied: dort stehen so viele Bäume herum, dass man eben "Waldfriedhof" sagt.