Eine Schau in Ebern spiegelt die 200jährige Zugehörigkeit Unterfrankens zu Bayern aus verschiedenen Blickwinkeln. Kreisheimatpfleger Günter Lipp steuert seine Sicht bei. Dabei zeigt sich, dass die Beziehungen der Menschen in den Haßbegen zu den Altbaiern durchaus zwiespältig sind.
Im Jahr 2014 jährt sich die Eingliederung wesentlicher Teile Unterfrankens und damit auch der Region um Ebern in den neubaierischen Staat zum 200. Mal. Die Weichen dafür stellte damals der "Wiener Kongress". 200 Jahre, so etwas will natürlich gewürdigt sein.
Der Bezirk Unterfranken hat mit Unterstützung des Lehrstuhls für Fränkische Landesgeschichte an der Universität Würzburg einen historischen Atlas dazu herausgebracht. Titel: "200 Jahre Unterfranken in Bayern (1814 - 2014)". Die gleichnamige Wanderausstelllung ist aktuell in der "xaver mayr galerie" in Ebern zu sehen. Am Sonntag hielt Kreisheimatpfleger Günter Lipp zur Eröffnung die Festrede.
Er ist ein Altbayer, und machte den Unterfranken klar, wie sie seit 200 Jahren aus dem Süden des Freistaats gelenkt und geführt werden.
Der gebürtige Münchener kann sich nach mehr als fünf Jahrzehnten in den Haßbergen, als Kommmunalpolitiker (SPD) und Kreisheimatpfleger (seit 1962) getrost als in Unterfranken eingebürgert und mit den Entwicklungen bestens vertraut bezeichnen.
Stets von Würzburg dominiert So konnte er als Festredner ein differenziertes Bild eines zwiespältigen Verhältnisses zeichnen. "Manche Altbayern", meint er launig, "wissen nicht mal, wo genau Unterfranken liegt." Lipp beschränkte sich auf die Frage "Wie Ebern Unterfranken in Bayern erlebt hat" und blättert weit im Geschichtsbuch zurück. So zeigte er, dass Ebern seit seiner Erstnennung an Würzburg gebunden war als "bischöfliche Bastion im Osten".
Die Eberner hätten diese Herrschaft fast immer brav hingenommen - mit kleinen Ausbrüchen.
Etwa 1399 als man, wenn auch nur für einige Monate "Reichsstadt" spielte oder 1525, als die Stadt mit den aufständischen Bauern paktierte.
Ab 1802 kurbayerisch Ab 1802 aber wurde Ebern kurbayerisch, und 1806 für acht Jahre lang großherzoglich, unter der Herrschaft von Ferdinand III, eines Habsburgers. Mit dem Regierungswechsel, der für die Untertanen ein Obrigkeitswechsel war, wurde Ebern ab 1814 königlich-bayerisch. Unter der Max I. Joseph waren im Königsreich Bayern acht Kreise entstanden, allesamt benannt nach Flüssen. Das frühere Großherzogtum wurde 1817 zum "Untermainkreis".
Ludwig I., der zweite bayerische König, aber wollte eine Bezeichnung nach Stammesnamen, weshalb 1838 die Umbenennung in Unterfranken und Aschaffenburg erfolgte. "Weiß-blau sind die Franken damals tatsächlich ungern geworden," so Lipp.
Weil Spekulanten sich bei "Eingemeindung Frankens nach Bayern" eine goldene Nase holten. Fränkische Kunst und Kleinodien waren schon 1802 bei der Säkularisation nach München gewandert.
Bayern zeigt Strenge Die Bayern, konstatiert Lipp, "hatten eine deutlichere Handschrift als der Österreicher". Nicht ohne Grund habe das Eberner Gefängnis bis vor einigen Jahrzehnten noch "s'Moschela" geheißen, nach dem strengen Graf Montgelas. Lipp: "Unterfranken fühlte grundsätzlich fränkisch und deutsch, also pro Reich." In München habe man sich im Gegenzug angestrengt, um die Franken bayrisch-loyal zu stimmen. Man wollte ja die Zuneigung der neuen Untertanen gewinnen. "Vereinigung war Staatsziel im jungen Königreich", sagt Lipp. So tauchte das alte Würzburger Herzogssymbol, der Rechen, als Zeichen für Franken im Staatswappen auf.
Beim ersten Oktoberfest durften Trachtenpaare aller acht Kreise mitmarschieren - von hier war keiner dabei.
Immerhin. Ebern feierte das 25. Thronjubiläum des Königs 1824 mit Parade, Kanonenschüssen und Hochamt. Vor 1848 gab es in der Stadt sogar einen monarchistischen Bürgerverein.
Doch das Verhältnis blieb zwiespältig. Wenn man die Besatzung nicht verhindern kann, so charakterisierte Lipp das Denken der Franken, "muss man sie unterwandern": Ebern stellte in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts fünf Landtagsabgeordnete, den Regierungspräsidenten von Oberfranken, einen Staatsminister des Innern und den Direktor des Verwaltungsgerichtshofs. In München wurde bald beklagt, Bayern werde jetzt nur noch von Franken regiert. 1938 hat man den Regierungsbezirk "Unterfranken" in "Mainfranken" umbenannt, analog zum NS-Gau "Mainfranken", aus Bezirksämtern wurden die heutigen Landkreise.
1946 hieß es wieder "Regierungsbezirk Unterfranken".
Heute schwappten "die Wellen der Regierung nur noch ganz sanft an den Rand der Haßberge". Aus Würzburg kämen die Genehmigungen für große Projekte, Zuschüsse und Segnungen wie die Meisterschule für das Schreinerhandwerk.
Ganz sei den Altbayern die Vereinnahmung Frankens und Eberns noch nicht gelungen, bilanzierte Lipp. "Gott sei Dank, ich bin a Frank", stehe auf Autos, und mancher lliebäugle gar mit einem eigenständigen Bundesland Franken.
Sehenswerte Darstellung Die Ausstellung in Ebern bietet auf 25 großformatigen Tafeln einen Querschnitt durch 200 Jahre unterfränkische Geschichte, von den historischen Veränderungen, den wirtschaftlichen Umbrüchen, dem Weinbau, der Bevölkerungs- und Stadtentwicklung, der Konfessionsstruktur bis hin zur differenzierten Dialektstruktur in
Unterfranken.
Flurbereinigung als Extrathema Zwei Sondertafeln des Amtes für Ländliche Entwicklung Unterfranken zum Thema Weinberg flurbereinigungen und Feldflurbereinigungen runden außerdem das Ausstellungsangebot ab.
Die Ausstellung Das Heimatmuseum Ebern und der Bürgerverein als dessen Träger zeigen vom 25. Mai bis 9. Juni in der "xaver-mayr-galerie" am Fuß des Stadtbergs die Sonderausstellung "
Unterfranken in Bayern (1814 - 2014)".
Organisatoren Die Schau wurde vom Bezirk und der Regierung von Unterfranken, dem Amt für Ländliche Entwicklung Unterfranken sowie der Uni Würzburg als Gemeinschaftsprojekt erstellt.
Öffnungszeiten an den Sonn- und Feiertagen jeweils von 14 bis 17 Uhr sowie nach Vereinbarung (Ruf 09531/4756 oder 62914).
Hätte man damals, und würde man heute, die Bevölkerung des Altkreises EBN befragt/ befragen, hätten wir sehr wahrscheinlich eine Riesenmehrheit die für einen Anschluss an den Lkr. Bamberg wäre/ gewesen wäre. Rein aus dem einfachen Grund: Dass man außer der Zwangszuordnung nichts gemein hat, mit den Gebieten Steigerwald, Maintal und Haßgau. Ebenso wenig wie ein Eltmanner etwas mit einem Maroldsweisacher gemein hat. Klarstellend muss auch gesagt werden: Wären damals nicht Politiker aus dem Maintal im Raum Ebern gewesen (nachdem man es zuerst in GEO vergeblich versucht hatte) um ihr Kunstgebilde existenzfähig zu machen, und hätten ein paar einzelne Politiker mit Posten gelockt und man hätte uns ganz einfach in Ruhe gelassen, dann wären wir jetzt, wie auch die Baunacher, Reckendorfer, Geracher, etc. waschechte Oberfranken und Lkr.-Bamberger! Dies stand bereits fest! Und bis heute habe ich noch niemanden aus den genannte Orten gehört, der dies jemals bereut hat, im Gegenteil!
Fragt bitte jedoch auch Kirchlauter, Maro usw. wenn diese auch nach Bamberg wollen sollen sie doch. Wenn nicht kann ja Ebern als Enklave in den Landkreis Bamberg. Fraglich ist jedoch, ob Bamberg dann diese ewigen Noergler ueberhaupt will.
Manche, insbes. Eberner, liebäugeln seit der Gebietesreform mit einem Blick nach Oberfranken, konkret mit einer Zugehörigkeit zum Lkr. Bamberg! Zumindest weg von diesem Kreiskunstgebilde, mit dem sich die wenigsten in Ebern identifizieren. Und dass Ebern den Regierungspräsidenten von Oberfranken stellte??? Schön wär´s gewesen, ist aber sehr wahrscheinlich nur ein Schreibfehler...
Diese zweifellos wertvolle und interessante Ausstellung ist bestimmt nicht völlig zufällig nach Ebern gekommen. Natürlich soll damit auch die Zugehörigkeit von Ebern zu Unterfranken betont werden. Natürlich nicht hauptsächlich, aber der Nebeneffekt ist nicht ganz vom Tisch zu wischen. Aber, was nutzt das historisch verklärte Schwelgen in der Vergangenheit. Für die Zukunft ist Ebern aus pragmatischer und funktionaler Sicht in Oberfranken besser aufgehoben. Es nutzt nichts, eine Haßberg-Seeligkeit mit aufgesetzter rosaroter Brille zu pflegen. Wie in allen anderen Bundesländern wird eine zweite Kreisgebietsreform kommen. Auch wenn Bayern möglicherweise wieder das letzte Bundesland ist, in dem sie stattfindet. Sie wird trotzdem kommen. Alle demografischen und verwaltungswissenschaftlichen Erkenntnisse legen das sehr nahe. Dabei darf die Trennung Frankens in Unter-, Ober- und Mittelfranken nicht überbewertet werden. Obwohl sich die Bezirksgrenzen ganz grob an den Grenzen der alten Fürstbistümer Würzburg, Bamberg und der Markgrafschaft Ansbach-Bayreuth orientieren, ist die Grenzziehung letzten Endes willkürlich erfolgt (würzburgisches Seßlach in Oberfranken usw.). Für Franken spielen Bezirksgrenzen keine Rolle, sie sind leicht überwindbar, wie nicht nur Baunach bewiesen hat. Alles Heulen und Zähneklappern vom westlichen Haßbergtrauf nutzt nichts. Eine zweite Kreisgebietsreform kommt.
Sorry! Ein geb. Eberner war tatsächlich Regierungspräsident von Oberfranken in der Zeit 1863/64, und zwar Nikolaus Koch. Das Internet weiß ja so viel....