Wer macht was?
Wenn jeder das passende Gewand hat, gibt es eine Probe für den Gottesdienst am Sonntag. Einiges gibt es zu klären, wie Lorenz aufzählt: "Wer sitzt wo, wer macht die Kyrie-Rufe, die Fürbitten, die Lesung? Wer sammelt bei den Gläubigen, wer ist für die Gabenbereitung zuständig?" Zudem wird der große Einzug ins Gotteshaus geübt und bestimmt, welche Sternsinger-Gruppe am Altar den Segen für die Gottesdienstbesucher sprechen darf.
Eine Gruppe überbringt den Segen in die evangelische Kirche
Ein Punkt ist ganz wichtig: Wer wird ausgesandt, um den Segen in die evangelische Kirche nach Gleisenau zu bringen? "Das machen wir seit ein paar Jahren so, weil sich das der evangelische Pfarrer so gewünscht hat", sagt Lorenz, "Wir nehmen dann auch immer Weihrauch mit." So sieht gelebte Ökumene aus.
Am 6. Januar heißt es früh aufstehen. Ab 8.30 Uhr beginnt für die neun Gruppen in der Sakristei die Verwandlung in Könige oder Sternträger. Ein letztes Mal werden die Gewänder kurz gebügelt "und wir dürfen uns auch noch Schmuck aussuchen", erklärt Lorenz. Wichtig ist natürlich die Wettervorhersage. Ist regenfeste Kleidung empfehlenswert? Soll es schneien? Wird es kalt oder eher mild? "Je nach Wetterlage muss man sich sehr wind- und wetterfest, oder auch sehr warm anziehen. Wir laufen ja bei jedem Wetter."
Auf geht's
Spätestens bei den Glockenschlägen um 10 Uhr verfliegt die größte Anspannung bei den Vieren. "Es ist einfach ein tolles Gefühl, mit so vielen anderen Sternsingern gemeinsam einzuziehen", sagt Moritz. Nach dem Gottesdienst geht es gleich los. Lorenz' Wunsch ("wir hoffen immer, dass wir Brüder zusammenbleiben können") hat sich nicht ganz erfüllt: Während Moritz und Lukas im Bereich "Siedlung" unterwegs sind, dürfen Lorenz und Franz ihre Erfahrung im Berggebiet an Jüngere weitergeben. Macht aber nichts, sondern trotzdem Spaß.
"Meistens brauchen wir bis 16.30 Uhr, bis wir unser Gebiet fertig haben", sagt Moritz. Die große Tüte neben der Spendenbüchse und Kreide muss dabei sein. "Weil es von ganz vielen Leuten auch etwas als Belohnung für uns gibt." "Manchmal", meint Franz, "hängen die Leute, wenn sie nicht daheim sind, sogar eine Tüte an die Haustür, um uns etwas zu geben."
Der schwierigste Teil sind fast ein bisschen die am Ende prall gefüllten Tüten. Für Moritz gleicht das Aufteilen der Naschereien einer Sisyphusarbeit. Doch auch darin haben die Reinwands bereits Routine: "Wir breiten bei uns auf dem Küchentisch alles aus, und es darf sich jeder der Reihe nach etwas nehmen. Lorenz fängt immer an. Das machen wir dann so lange, bis wir alles aufgeteilt haben." Sind die Gaben kinder- und jugendfrei? "Na ja", räumt Lukas ein, "einmal war auch 'was mit Alkohol dabei. Das hat dann die Mama bekommen", grinst der Grundschüler.
Damit ist der Sternsingertag nicht vorbei. Um 17.15 Uhr treffen sich alle Gruppen im Pfarrsaal. "Dort geben alle ihre Kasse ab sowie die Gewänder", erklärt Lorenz. Jeder ist auf die Sammelergebnisse der anderen gespannt. Erst dann neigt sich "Dreikönig" langsam dem Ende zu. Aber halt: Zwei Dinge dürfen nicht fehlen. Pizza. "Das ist auch Tradition", sagt Franz. Und dann Duschen. Die Farbe muss wieder ab. "Das ist manchmal auch gar nicht so leicht", lacht Mama Claudia.