Die Schule ist für immer aus

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Das Schloss von Gleisenau wird in wenigen Tagen leer stehen und wartet auf eine neue Nutzung. Foto: Günther Geiling
Das Schloss von Gleisenau wird in wenigen Tagen leer stehen und wartet auf eine neue Nutzung. Foto: Günther Geiling
An der sanierten Schule in der Oberen Heuernte sollte genügend Platz sein, Schritt für Schritt die gesamte Grundschule anzusiedeln.
An der sanierten Schule in der Oberen Heuernte sollte genügend Platz sein, Schritt für Schritt die gesamte Grundschule anzusiedeln.
 
In diesem Gebäudeteil war schon einmal die Grundschule untergebracht. Fotos: Günther Geiling
In diesem Gebäudeteil war schon einmal die Grundschule untergebracht. Fotos: Günther Geiling
 
Bürgermeister Walter Ziegler vor dem Schloss Gleisenau Foto: Andreas Lösch
Bürgermeister Walter Ziegler vor dem Schloss Gleisenau Foto: Andreas Lösch
 

Die Grundschule in Gleisenau schließt zum Ende des Schuljahres, bleibt der Gemeinde Ebelsbach aber andernorts erhalten. Schlechter schaut es dagegen mit der Mittelschule aus.

VON Günther Geiling
und Andreas Lösch

Ebelsbach — Irgendwer hat die Grundschule im Schloss von Gleisenau einmal als schönste Schule Bayerns bezeichnet. Ebelsbachs Bürgermeister Walter Ziegler, quasi der Schlossherr (die Gemeinde hatte das Gebäude 1994 gekauft), weiß nicht mehr genau, wer das gesagt hat, aber die Feststellung ist nicht ganz von der Hand zu weisen. Doch den inoffiziellen Titel ist die Schule bald los: Es wird sie in wenigen Tagen nicht mehr geben.

"Unser Weg führt nach Eltmann"

Die Grundschüler ziehen dann in das Mittelschulgebäude an der "Oberen Heuernte" um, wo die Grundschule früher schon untergebracht war. Gleichzeitig werden die fünften und sechsten Klassen der Mittelschule Ebelsbach nach Eltmann verlegt.
Was das bedeutet für den Schulstandort Ebelsbach: Eine Mittelschule (früher Hauptschule) wird es in der Gemeinde nicht mehr allzu lange geben. In drei Jahren spätestens, so vermutet es der Bürgermeister (BNL), können keine Klassen mehr gebildet werden. Die Mittelschule "wird praktisch abgeschmolzen", sagt Ziegler im Gespräch mit dem Fränkischen Tag. Ebelsbacher Kinder und Jugendliche werden dann woanders unterrichtet: "Unser Weg führt nach Eltmann."

Besorgter Gemeinderat

Informationen und die Perspektiven zur Neugliederung der Schulorganisation im Raume Ebelsbach musste auch tags zuvor der Gemeinderat Ebelsbach bei seiner letzten Sitzung vor der Sommerpause schlucken und hatte dazu viele Nachfragen.
Bürgermeister Ziegler hatte auch den bisherigen Rektor der Mittelschule Ebelsbach, Raimund Willert, eingeladen. Zuvor teilte Ziegler mit, dass Informationen eben schon von seinem Bürgermeisterkollegen in Stettfeld "herausposaunt" wurden, was eigentlich nicht so angedacht war (im Verband mit Stettfeld betreibt Ebelsbach die Grundschule). Es habe nämlich noch eine Entscheidung des Stadtrates von Zeil hinsichtlich der Aufnahme von drei Förderklassen ausgestanden, die nun von Eltmann nach Zeil verlegt werden. "Bei einer gemeinsamen Zusammenkunft mit den Rektoren und den Bürgermeistern aus dem Einzugsbereich wurde dann aber eine Einigung erzielt, in welche Richtung es gehen soll."

Platz war da

Schulverbandsvorsitzender Walter Ziegler brachte die Situation auf einen kurzen Nenner. "In der Grundschule haben wir jetzt in Ebelsbach noch drei Klassen im Schloss und im nächsten Jahr würden es nur noch zwei Klassen sein, während die Klassen eins und zwei in Stettfeld sind. Voraussetzung für die Verlegung der Schüler aus dem Schloss war, dass dort oben in der Mittelschule Platz wird und der ist jetzt gegeben."

Willert wechselt nach Eltmann

Rektor Raimund Willert, der ab August der neue Rektor an der "Georg-Göpfert-Mittelschule" in Eltmann sein wird, schilderte dazu die Schülersituation in der Mittelschule Ebelsbach. "Wir erleben hier das, was wir überall erleben. Wir haben einfach in den fünften und sechsten Klassen sehr wenige Schüler und damit sehr kleine Klassen. Wie sollen wir das abstellen?", fragte er. "Nachdem nun die Förderklassen von Eltmann nach Zeil kommen, war auch die Möglichkeit gegeben, die fünften und sechsten Klassen von Ebelsbach nach Eltmann zu verlagern. Der Schulstandort bleibt, aber innerhalb des Mittelschulverbundes Eltmann-Ebelsbach-Zeil wollen wir zukünftig eine großes Stück in Richtung Verbund gehen."
Mit dieser klaren Aussage war einerseits "das Eis gebrochen" in der Entwicklung der Schulorganisation im Raume Ebelsbach, wobei aber die Räte doch überrascht waren, denn bei Nachfragen in den letzten Monaten und Jahren habe dies oft anders gelautet.

Wie lange noch mit Mittelschule?

Martin Wasser (CSU) interessierte die Frage, ob denn nach dem Abzug der fünften und sechsten Klassen zumindest die siebten bis neunten Klassen in Ebelsbach bleiben würden, worauf Willert entgegnete: "Ich gebe keine Prognosen für die nächsten drei Jahre ab und im Anschluss wachsen eben keine Klassen nach. Natürlich besteht die Gefahr, dass diese auch wegbrechen."
Bürgermeister Walter Ziegler will in dieser Hinsicht keine falschen Hoffnungen wecken. Diese Entwicklung sei absehbar gewesen, aber "dass es so schnell geht, überrascht uns alle", sagte er dem Fränkischen Tag. "Wir können die Kinder nicht herzaubern."

Was ist gut für die Schüler?

Auch dass sehr viele Schüler den Weg Mittelschule gar nicht mehr wählen, sondern an Realschule und Gymnasium wechseln, sei ein Grund für die geringen Klassenstärken in Ebelsbach. "Das ist das Ergebnis der bayerischen Schul- und Bildungspolitik. Der Elternwille zählt mehr als die fachliche Beurteilung der Lehrer", sagt Ziegler. "Ob alle Schüler, das ist meine private Meinung, geeignet sind, auf Realschule oder Gymnasium zu gehen, darf bezweifelt werden. Manche wären an der Mittelschule besser aufgehoben."
Die Entwicklung in Ebelsbach als Schulstandort geht langfristig dahin, dass es dort nur noch eine Grundschule gebe. Die wird laut Ziegler an einem Standort, nämlich in Ebelsbach an der "Oberen Heuernte", etabliert werden. "Auch in Stettfeld wird einmal keine Schule mehr sein und das Gesamtkonzept ist, dass alle Schüler aus dem Sprengel Ebelsbach/ Stettfeld in Ebelsbach beschult werden."

Keine guten Bedingungen

Er erinnerte an die erst vor kurzem durchgeführte Evaluation in der Grundschule Ebelsbach, bei der es der sehnlichste Wunsch war, das Schloss als Schulhaus aufzugeben. Es habe einfach keine guten Bedingungen für eine Schule. "Die angeblich schönste Schule hat ein Problem mit dem fehlenden zweiten Fluchtweg", sagte Ziegler dieser Zeitung. Der zweite Fluchtweg war damals als Konsequenz des Amoklaufs an einer Erfurter Schule im Jahr 2002 gesetzlich verpflichtend geworden.

Zukunft des Gebäudes unklar

Das über 450 Jahre alte Schloss ließ da wenig Möglichkeiten zu. Schließlich behalf man sich mit einer modernen Brandmeldeanlage und den zweiten Fluchtweg über die Drehleiter der Feuerwehr. Ein wenig mulmig war Ziegler dabei hin und wieder schon zumute. "Ich bin heilfroh, dass in dieser Zeit nichts passiert ist", sagt er.
Ob es schon für das Schloss in Gleisenau ein Nutzungskonzept gebe, interessierte die Ortssprecherin Anette Kutzner aus Schönbach. Dies verneinte Bürgermeister Walter Ziegler. Es werde nun leer stehen. Allerdings soll das nicht zu lange der Fall sein. "Da wird sich was ergeben."