Die Lehren aus dem Volkstrauertag ziehen

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Abordnungen von Behörden, Vereinen und Verbänden reihten sich mit Kränzen und Fahnen in den Trauerzug ein. Foto: Ralf Kestel
Abordnungen von Behörden, Vereinen und Verbänden reihten sich mit Kränzen und Fahnen in den Trauerzug ein. Foto: Ralf Kestel
Bürgermeister Robert Herrmann beim Gedenken vor dem Kranz der Stadt.
Bürgermeister Robert Herrmann beim Gedenken vor dem Kranz der Stadt.
 
Mehrere Abordnungen legten Kränze nieder.
Mehrere Abordnungen legten Kränze nieder.
 
 
Der Trauerzug wurde vom Blasorchester Ebern angeführt.
Der Trauerzug wurde vom Blasorchester Ebern angeführt.
 
Winfried Golonka (links) und Michael Hofmann richteten den Kranz des VdK-Ortsverbandes.Fotos: Ralf Kestel
Winfried Golonka (links) und Michael Hofmann richteten den Kranz des VdK-Ortsverbandes.Fotos: Ralf Kestel
 

In Ebern wurde bei der Feier am Ossarium neben der Stadtpfarrkirche nicht nur an die Opfer von Kriegen und Terror erinnert. Pfarrer Grosser wählte einen aktuellen Bezug: die Quartiersuche für Asylbewerber.

Das Gedenken galt den zehn Millionen Opfern des Ersten Weltkrieges und den 55 Toten des Zweiten Weltkrieges. Eugen Scherer (88) kennt einige davon. "Ich war selbst Kriegsteilnehmer, wurde mit 16 Jahren Soldat." Zwölf seiner Klassenkameraden aus Ebern sind gefallen oder werden vermisst. Deshalb ist es für Scherer eine Pflicht, an der Gedenkfeier am Volkstrauertag teilzunehmen. "Da bin ich in Gedanken bei ihnen." Und ihm wird auch bewusst, welches Glück er hatte, wieder heimgekehrt zu sein

Während sich viele der Gottesdienstteilnehmer am Sonntagvormittag auf den Heimweg machen, rückte Scherer mit seinem Rollator extra an. Neben ihm steht Helen Schmitt (69). Auch sie hat ein persönliches Schicksal im Sinn: "Mein Vater ist im April 1945 gefallen und ich kam erst im Oktober zur Welt. Ich habe ihn also nie kennen gelernt. Aber in solchen Momenten bin ich in Gedanken bei ihm.
Ich glaub', das ist wichtig."

Das sieht auch Rainer Schor (33) so: "Es ist wichtig an die Opfer zu erinnern. Krieg und Terror haben doch fast in jeder Familie Spuren hinterlassen."

Das meinen nicht mehr viele aus der jüngeren Generation. Außer den Kranz- und Fahnenabordnungen lauschten nur wenige Zuhörer den Reden von Bürgermeister Robert Herrmann (CSU) und der Geistlichkeit. Während Herrmann von der Versöhnung in Europa sprach, die er selbst bei einem Besuch in der Normandie verspürte, stellte Pfarrer Bernd Grosser ganz aktuelle Bezüge her: "Gedenken erfordert Mitgefühl, zeigen wir also, dass wir mitfühlende Christen sind." Aus Erzählungen der damals Vertriebenen weiß Grosser, dass sie anfangs nicht immer willkommen gewesen seien. "Und jetzt kommen bald Asylbewerber zu uns mitten in die Stadt. Damit werden deren Schicksal und Leid ganz konkret."

Daher habe der Volkstrauertag für ihn eine pädagogische Bedeutung, weil "er uns lehrt Mitgefühl zu zeigen". Grosser weiter: "Die Art und Weise, wie wir mit den Asylbewerbern umgehen, wird zeigen, ob wir aus dem Volkstrauertag gelernt haben."

Pater Rudolf Theiler verlas den Brief eines russischen Soldaten, der als Atheist von der Tiefe eines Bombenkraters aus, die Schöpfung Gottes erkannt und diese Erleuchtungen aufge