Der Kulturring Ebern ist auf Herbergssuche und hofft auf mehr Ehrenamtliche.
"Das Ehrenamt wird im Jahr 2015 weiterhin sehr zurückgehen", zitierte Bezirkstagspräsident Erwin Dotzel beim Ehrenabend der Stadt Ebern vor wenigen Tagen aus einer Studie. Bei Eberhard Wohl hallt dieser Satz noch heute nach. Er ist der alte und neue Vorsitzende des Kulturringvereins Ebern. Auch wenn er am Mittwochabend neue Mitstreiter für den Ausschuss des Vereins gewinnen konnte, hat er Sorge, wie lange es mit dem Kulturring noch so gut weitergehen würde.
Der Kulturring ist derzeit die Dachorganisation von 106 Mitgliedsvereinen. So gesehen hatWohl vollkommen recht: "Ohne Ehrenamtliche in den Vereinen würde unser Städtchen Ebern sehr arm dran sein."
Traudl Dominka, Michael Baisersdorfer, Klaus Bayersdorfer, Theo Lerche und Philipp Ullrich sind bei der Jahreshauptversammlung aus dem Vorstandsgremium ausgeschieden.
Dafür konnte Eberhard Wohl für die nächsten drei Jahre neue Mitstreiter gewinnen: Frank Glock, Daniel Baiersdorfer, Fabian Weber, Jürgen Hennemann und Walter Ullrich. Sabrina Hümmer als Geschäftsführerin und Rainer Kaffer als Vereinsbeauftragter der Stadt Ebern werden das Gremium 13-köpfige Gremium ergänzen. Dieser neue Ausschuss wurde mit 27 von 28 Stimmen in den Dienst gerufen. Noch vor Ort nahmen die Neugewählten ihre Arbeit auf.
"Es wurde uns aber auch unmissverständlich in einem Atemzug mitgeteilt, dass es wahrscheinlich das letzte Mal sein wird." Dieser Satz benötigt eine eindeutige Erklärung, sicher ist aber: Die Faschingssitzungen, die der Kulturring jetzt schon seit über 40 Jahre auf die Beine stellt, gehen weiter. Aber im Jahr 2015 wird die Aula des Friedrich-Rückert-Gymnasiums mit großer Wahrscheinlichkeit zum letzten Mal als Veranstaltungsort genutzt werden können.
"Und wenn das Gymnasium renoviert oder gar neu gebaut wird, dann muss man dies auch akzeptieren." Der Kulturring ist nun auf Herbergssuche und hat schon ein Ziel im Auge.
An die Stadt ließ Eberhard Wohl einen Appell los, wie er es auch schon 2013 vor versammelter Mannschaft getan hat: "Es muss seitens der Stadt für die Nutzung der Frauengrundhalle baldmöglichst ein Konzept erstellt werden, wie es weitergehen soll." Ein Bühnenbau für diese Halle wäre ein großer Gewinn. Dann könnte auch das Maßbach Theater dort auftreten, verschiedene Musikvereine ihre Konzerte abhalten, Tanzveranstaltungen ausgerichtet und private Feiern wie Hochzeiten und Geburtstage abgehalten werden. "Es muss schnellstmöglich eine Lösung her", forderte Wohl.
Bürgermeister Jürgen Hennemann (SPD) schrieb es sich in seinen Notizblock. Er wechselte an diesem Abend die Stühle und ist nun selbst Mitglied im Kulturringausschuss.
Vorher setzte er die "Narrenkappe" als Vereinsvertreter der Stadt Ebern auf. Aber nicht nur die Sorge um die Nutzung der Frauengrundhalle nahm er an diesem Abend mit nach Hause. Auch das Gesuch, die finanzielle Vereins- und Jugendförderung der Stadt zu erhöhen. "Irgendwie fallen die Kinder unter sieben Jahren aus dieser Förderung ganz 'raus. Aber gerade diese brauchen eine sehr zeitintensive Betreuung", machte Rudi Rath von der DLRG Ebern deutlich. Waldemar Gareis unterstrich diese Aussage für den TV Ebern.
"Diese Fördermittel sind freiwillige Leistungen der Stadt. Es ist kein Muss. Aber so lange wir das Geld haben, fördern wir gerne", erklärte Stadtoberhaupt Jürgen Hennemann den Vereinsvorsitzenden, "doch kann die Stadt nicht für steigende Verbandsbeiträge einstehen." Immer wieder versuche sie, durch anderweitige Arbeiten ihre Vereine zu unterstützen. Sei es durch Leistungen des Bauhofs oder in der Verwaltung.
"Auch das ist aktive Vereinsförderung." Bürgermeister Hennemann weiß, dass es ohne die vielfältigen Vereine kein aktives Leben in Ebern geben würde. "Weit über die Stadtmauern Eberns hinaus sind unsere Vereine anerkannt und ein nicht zu unterschätzender Werbepartner", betonte Eberhard Wohl.
Deshalb will der Bürgermeister die Vereine auch immer wieder einbinden. Sei es am 15. Mai 2015, wenn Ebern vielleicht als Tagesziel von nationalen Radsportprofis auf der Bayernrundfahrt angefahren könnte, oder aber auch am Altstadtfest. Der bisherige Festwirt Stefan Kaiser möchte das Fest nicht mehr, wie all die Jahre zuvor, alleine stemmen. Deshalb sucht eine Arbeitsgruppe nun nach einem neuen Konzept.
Der Bürgermeister wirbt für eines, wie es in Sand und Zeil am Main angewandt wird: "Wir wollen die Vereine mehr mit einbinden." Die bisherigen Stimmen aus deren Reihen waren eindeutig dagegen: "Das Fest soll jemand machen, wir wollen da hingehen."
Und auch an diesem Abend hörte er nichts anderes. "Ich habe mit dem Blasorchester schon viele Großveranstaltungen organisiert", sagt Theo Lerche, "und ich glaube nicht, dass irgendein Verein mit der Organisation des Altstadtfestes etwas zu tun haben möchte." Auch Eberhard Wohl, der seine Arbeit im Kulturring mit "Idealismus und neuen Ideen" angeht, sieht die Vereine nicht als Veranstalter des Altstadtfestes: "Das sollten Profis machen, die das gelernt haben." Er ist Profi für den Fasching und bereitet sich bereits für die Machtübernahme am 11. November im Rathaus vor: "In diesem festlichen Rahmen werden wir uns auch gebührend bei den Ausschussmitgliedern verabschieden, die uns verlassen werden. Wir werden sie vermissen."