Seit dem 13. Jahrhundert gibt es in Franken Feldgeschworene, die "Siebener" genannt werden. Auch wenn sich dieses älteste Ehrenamt in Bayern im Lauf der Zeit ein wenig gewandelt hat, unterstützen die Siebener noch heute die staatlichen Vermessungsbehörden bei Abmarkungen und arbeiten zudem unter bestimmten Bedingungen selbstständig. 29 Männer aus dem Landkreis Haßberge, die letztes Jahr vereidigt worden waren, erhielten im Landratsamt Haßberge ihre theoretische und praktische Ausbildung.
"Feldgeschworene dürfen einmal gesetzte Grenzzeichen suchen und aufdecken, wenn ein Grundstückseigentümer dies beantragt. Sie dürfen aber auch unter bestimmten Voraussetzungen Abmarkungshandlungen in eigener Zuständigkeit und Verantwortlichkeit vornehmen", erklärte der Leiter des Amtes für Digitalisierung, Breitband und Vermessung Schweinfurt (ADBV), Gerhard Hartmann, bei der Schulung.
Wenn also ein Grundstückseigentümer es beantragt, dürften die Feldgeschworenen unveränderte Grenzzeichen aufrichten oder auswechseln, höher oder tiefer setzen sowie gefährdete Grenzzeichen sichern. Dabei müsse auch das geheime Zeichen der Feldgeschorenen, das "Siebenergeheimnis", unversehrt vorhanden sein. Wenn alle betroffenen Grundstückseigentümer es übereinstimmend wollten, dürften die Feldgeschworenen fehlende Grenzzeichen wiedereinbringen.
Beim Einbringen und Aufrichten von Grenzzeichen haben sie laut Hartmann zu berücksichtigen, dass die ursprüngliche Lage der Grenzpunkte auf Grund der geheimen Zeichen laut dem "Siebenergeheimnis" oder sonstiger Unterlagen zentimetergenau feststehen muss.
Peinlich genaues Protokoll Über die Abmarkung, die selbst einen Verwaltungsakt darstellt, müssen die Feldgeschworenen ein Protokoll anfertigen, das dem Amt für Digitalisierung, Breitband und Vermessung zur Aufbewahrung zugesandt wird.
Die theoretischen Grundlagen, zu denen die gesetzlichen Regelungen der Abmarkung der Flurstücke, die selbstständige Abmarkung durch die Feldgeschworenen, die Gebührenregelungen bei Vermessungen durch die Behörde, die Gebühren der Feldgeschworenen und ihre Ausstattung zählen, erläuterte Gerhard Hartmann.
Später durften die Siebener in der Praxis auf dem
Parkdeck am Landratsamt den Ablauf einer selbstständigen Abmarkung vom Sichern und Wiedereinbringen eines Grenzpunktes bis hin zur zeichnerischen Dokumentation der Sicherung und Abmarkung sowie der rechtlichen Dokumentation durch Abfassen eines Abmarkungsprotokolls üben. Da die meisten der "jungen" Siebener noch nie bei einer Abmarkung dabei waren, war vor allem dieser praktische Unterricht sehr wertvoll.
Gute berufliche Ergänzung Stefan Kern aus Bischofsheim beispielsweise war bisher noch nie als Siebener tätig. Auch gab es in seiner Familie bisher keinen Siebener. "Ich habe mich für dieses Amt zur Verfügung gestellt, weil es eine gute Ergänzung zu meinem Beruf ist", sagte der 40-Jährige. Er ist gelernter Straßenwärter und staatlich geprüfter Bautechniker und ist als Straßenmeisteranwärter auch im Vermessungswesen tätig.
"Ein Großteil der Theorie war mir zwar schon bekannt, dennoch fand ich die Schulung interessant und spannend", teilte er mit.
Diese Erfahrung machte auch Günther Amend aus Unterschwappach. Der 52-Jährige ist Straßenwärter bei der Autobahnmeisterei in Knetzgau und hat sich ebenfalls aus beruflichen Gründen zum Siebener vereidigen lassen. "Die theoretischen Grundlagen und die Praxis waren für mich völlig neu", erklärte er.
"Die Siebener, die übrigens bei jedem Wetter unterwegs sind, helfen unserem Amt Kosten zu sparen", begründete Gerhard Hartmann die Notwendigkeit ihrer Tätigkeit. "Wenn wir sie nicht hätten, bräuchten wir doppelt so viele Leute wie heute." Daher sei es wunderbar, dass im Landkreis Haßberge zurzeit 1027 Feldgeschworene tätig seien - übrigens auf Lebenszeit.
Denn das Amt kann nur aus einem wichtigen Grund niedergelegt werden.
Die neuen Siebener An der Schulung nahmen teil: Jürgen Höchner, Nassach; Martin Eltschka, Schönbach; Maximilian Schäfer, Üschersdorf; Günther Amend, Unterschwappach; Georg Bauer, Prölsdorf, Gido Böhm, Memmelsdorf; Ralf Denninger, Ibind; Stefan Dinkel, Marco Langguth, beide Buch/Untermerzbach; Simon Graser, Kirchaich; Günther Höhn, Hafenpreppach; Fabian Käb, Rudendorf; Tobias Karl, Mathias Posekardt, beide Wüstenwelsberg; Stefan Kern, Bischofsheim; Günter Krause, Prölsdorf; Erich Meixner, Gereuth; Dieter Multerer, Erich Brohm, beide Holzhausen; Dieter Rauscher, Gerhard Streng, beide Eichelberg; Wilfried Schmidt, Christian Schorn, beide Recheldorf; Andreas Schmitt, Hofstetten; Daniel Sinner, Königsberg; Bernhard Warmuth, Neuses; Edwin Zang, Gleusdorf-Hemmendorf; Aegid Barth, Bischwind; Gerhard Grob, Sulzheim (Kreis Schweinfurt).