Die Architektin verzichtet auf ihr Honorar

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Das symbolische Band zur Einweihung des Gemeindehauses in Memmelsdorf durchtrennte Pfarrerin Sonja von Aschen (rechts), assistiert qwurde sie dabei von Dekan Jürgen Blechschmidt, Vertrauensfrau Angelika Kremer, Architektin Renate Schubart-Eisenhardt und Mitglied des Kirchvorstandes Peggy Bohla (weiter von rechts). Fotos: Helmut Will
Das symbolische Band zur Einweihung des Gemeindehauses in Memmelsdorf durchtrennte Pfarrerin Sonja von Aschen (rechts), assistiert qwurde sie dabei von Dekan Jürgen Blechschmidt, Vertrauensfrau Angelika Kremer, Architektin Renate Schubart-Eisenhardt und Mitglied des Kirchvorstandes Peggy Bohla (weiter von rechts).  Fotos: Helmut Will
Für Diskussionsstoff sorgten die Kunstwerke rund ums Gemeindehaus- insgesamt sind es 31 - bei den Besuchern, die zur Einweihung gekommen waren.
Für Diskussionsstoff sorgten die Kunstwerke rund ums Gemeindehaus- insgesamt sind es 31 - bei den Besuchern, die zur Einweihung gekommen waren.
 
Von der Kirche aus ging es zum gegenüberliegenden, neuen Gemeindehaus.
Von der Kirche aus ging es zum gegenüberliegenden, neuen Gemeindehaus.
 
Der Bürgermeister (links) bei der Übergabe seines Geschenkes, seine Arbeitskraft hatte er vorher eingebracht.
Der Bürgermeister (links) bei der Übergabe seines Geschenkes, seine Arbeitskraft hatte er vorher eingebracht.
 
Den Festgottesdienst gestaltete der Gesangverein Liedertafel Memmelsdorf mit.
Den Festgottesdienst gestaltete der Gesangverein Liedertafel Memmelsdorf mit.
 
In unmittelbarer Nachbarschaft mit der Kirche steht das neue Gemeindehaus in Memmelsdorf.
In unmittelbarer Nachbarschaft mit der Kirche steht das neue Gemeindehaus in Memmelsdorf.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Konfirmandin Lea mit ihrem T-Shirt zur Einweihung des Gemeindehauses.
Konfirmandin Lea mit ihrem T-Shirt zur Einweihung des Gemeindehauses.
 
 
 
Im Schatten der Bäume zwischen Kirche und Gemeindehaus ließen sich die Besucher gerne nieder.
Im Schatten der Bäume zwischen Kirche und Gemeindehaus ließen sich die Besucher gerne nieder.
 
 

Anstelle des Gemeindehauses in Memmelsdorf entstand in den vergangenen Jahren ein Neubau, der am Sonntag feierlich seiner Bestimmung übergeben wurde.

Früher war in Pfarrhäusern alles unter einem Dach vereint. Die Wohnung des Pfarrers, Gemeinderäume, Büro und Archiv. So auch im ehemaligen Pfarrhaus in Memmelsdorf, in dem seit dem Jahr 2004 niemand mehr wohnte. An gleicher Stelle erstrahlt nun das neue Gemeindehaus, ein Schmuckstück in der Ortsmitte gegenüber der Kirche. "Unser Gemeindehaus in Memmelsdorf wird ein lange dauerndes Projekt", hatte Pfarrerin Sonja von Aschen vor einigen Jahren gesagt. Am Sonntag wurde es feierlich eingeweiht und seiner Bestimmung übergeben. 2300 ehrenamtliche Stunden Arbeit und Spendengelder stecken in der Verwirklichung des Projektes.

Lea Schindhelm aus Memmelsdorf ist zwölf Jahre alt und wird mit weiteren Kindern auf ihre Konfirmation vorbereitet. "Ich finde, das Gemeindehaus wurde sehr schön gemacht, wir haben dort jetzt immer Konfirmandenunterricht. Die Räume sind schön hell und man kann auch gut nach draußen blicken", sagt die Zwölfjährige.

Sie trägt ein bunt bemaltes T-Shirt. Was hat das auf sich? Lea lächelt und sagt: "Am Dienstag haben wir uns die weißen T-Shirts bemalt, jeder selber seines mit dem Namen und dem Hinweis auf die Einweihung unseres Gemeindehauses", erklärt das Mädchen.

Weiß sie, was die Gemälde, die das freundliche Gemeindehaus umfangen ausdrücken? Lea überlegt kurz und sagt: "Ich finde, das ist sehr schön gemacht und es war auch eine gute Idee."

Sie erklärt, dass da christliche Symbole zu sehen sind mit Jesus. Damit hat Lea in wenigen Worten gesagt, was Redner später ausführlich schilderten und darstellten.

Die Einweihungsfeier wurde am Sonntag mit einem Festgottesdienst durch Dekan Jürgen Blechschmidt begonnen.


Jesus spürbar

Der Dekan zeigte sich sicher, dass das Haus in vielfältiger Weise seine Bestimmung erfüllen werde. In diesem Haus solle Jesus spürbar werden und seine Hand schützend über alle halten, die es nutzen.

Begeistert war der Dekan beim Gottesdienst auch von den Kunstwerken, welche das Gemeindehaus umschließen. "Diese werden meist erst aus der Distanz betrachtet deutlich."

Er fand es eine gute Idee, das ehemalige Pfarrhaus als Gemeindehaus umzubauen und für die beiden Kirchengemeinden Untermerzbach und Memmelsdorf zu nutzen.

Der Gesangverein Liederkranz Memmelsdorf begleitete den Gottesdienst mit einigen Liedbeiträgen.
Nach dem Festgottesdienst wurde die Straßenseite gewechselt und es ging unter den Klängen des Posaunenchors, allen voran Dekan Jürgen Blechschmidt und Pfarrerin Sonja von Aschen, von der Kirche zum neuen Gemeindehaus, welches die Besucher des Gottesdienstes im Ortsmittelpunkt in fröhlichen Farben erwartete.
Dort sprach Dekan Blechschmidt ein Gebet für das neue Haus, stellte es unter dem Schutz Gottes und segnete es.


Sehr viel Eingenleistung

Das Band an der Treppe durchschnitt Pfarrerin Sonja von Aschen symbolisch und gab es zur Nutzung frei. Hierbei assistierten ihr von der Kirchengemeinde Angelika Kremer und Peggy Bohla, sowie vom Architektenbüro "Archise", Renate Schubart-Eisenhardt.

Pfarrerin Sonja von Aschen zeigte sich vom neuen Gemeindehaus begeistert, auch sie hat neben etwa 250 weiteren Gemeindemitgliedern in den letzten drei Jahren tatkräftig mit angepackt, mit ihnen ihre Arbeitskraft über 2300 Arbeitsstunden eingebracht.

Insgesamt, so Pfarrerin von Aschen, waren 32 Firmen an dem Bau beteiligt. Geldspenden in Höhe von 27 300 Euro halfen zur Finanzierung des Projektes mit, wofür die Geistliche allen Spendern großen Dank zollte.

Um die 427 981 Euro waren an Kosten geplant, wovon die Landeskirche Bayern 150 000 Euro übernommen habe. Eine erhebliche Summe, deutlich mehr als die Einzelspenden, brachte Architektin Renate Schubart-Eisenhardt ein, indem sie auf Honorar verzichtete.

"Jetzt sind wir auf Baukosten von 345 200 Euro gekommen", so die Geistliche.
Schon seit 2007 hatte sich der Kirchenvorstand Gedanken über eine künftige Nutzung gemacht und in die Überlegungen wurden Gemeindeglieder, Baufachleute und die Landeskirche eingebunden.


Seit 2014 in Arbeit

2014 war es dann soweit. Damals hatte Pfarrerin von Aschen gesagt: "Endlich bauen wir mit viel Eigenleistung, aber trotzdem bleiben enorme Kosten."

400 000 Euro standen für das Projekt im Raum, welches nun fertig gestellt ist. Auf einer Fläche von 15 auf acht Metern wurde ein neues Gebäude errichtet. Immer wieder, vor allem an Samstagen, konnte man beobachten, dass am Gemeindehaus zahlreiche Helfer zu sehen waren, darunter Pfarrerin Sonja von Aschen und Bürgermeister Helmut Dietz.

Im Jahr 2013 wurde das "Bilderprojekt" angepackt, das Ergebnis umfängt das neue Gemeindehaus. Der Künstler Gerhard Mayer hat es geschaffen. "Was wir heute an der Fassade des Hauses sehen, ist meiner Meinung nach ein gelungenes Stück Kunst", sagte die Pfarrerin erfreut.

Es besticht durch inhaltliche Aussagen auf biblische Geschichten. Insgesamt 31 Einzelkunstwerke zieren das Gemeindehaus rundum.

Angelika Kremer, Vertrauensfrau der Kirchengemeinde, ließ den Umbau von der Planung bis zur Fertigstellung Revue passieren, schilderte den "langen und beschwerlichen Weg".


Soziale Einrichtung

Sie nannte Details aus den vielen Arbeitsschritten. Als gelungen bezeichnete Angelika Kremer das fertiggestellte freundlich wirkende Gemeindehaus.

Sie dachte an Peter Ulrich und Günter Jakelski, welche die Einweihung nicht mehr erleben durften, sich entscheidend eingebracht hatten.

Bürgermeister Helmut Dietz (SPD) gratulierte zum gelungenen Werk. "Möge dieses Haus in vielfältiger Weise genutzt werden", sagt er.

Bürgerhäuser und Dorfgemeinschaftshäuser seien mittlerweile fester Bestandteil eines lebendigen Gemeindelebens und einer intakten Gemeindekultur, wo man sich trifft, um gemeinsame Interessen zu leben.

"Die Idee des Gemeindehauses für beide Pfarreien, Untermerzbach und Memmelsdorf, wurde uns von unserer Pfarrerin Sonja von Aschen glaubwürdig und pragmatisch nahe gebracht", sagte Dietz. "Auf gewachsenen Fundamenten, wie unsere beiden Kirchengemeinden, ein neues geräumiges Haus, eingepasst in einen gewachsenen Dorfkern zu errichten war eine große Herausforderung."

Respekt und Dank zollte Dietz allen, die angepackt hatten und er freute sich, dass die Lebensqualität durch dieses Haus gesteigert werde. Das Gemeindehaus sei eine soziale und demokratische Einrichtung.