Diabetes ist nicht nur eine Sache der Altersmedizin. Das Haus Ebern der Haßberg-Kliniken präsentierte sein Angebot für Diabetespatienten beim Gesundheitstag.
Heinrich VIII. ist im Jahr 1547 in England gestorben. Seine Jugendjahre werden noch heute als "athletisch und charismatisch" beschrieben. Er führte sechs Ehen. Doch bewegte er sich im Alter immer weniger. "Fettleibigkeit", ist das Wort, das die Geschichtsbücher für sein Auftreten im Alter benutzen. Der medizinhistorischen Forschung nach ist der schlanke Jüngling Heinrich VIII. an einem Diabetischen Fuß gestorben.
Der König von England ist ein Beispiel, dass Diabetes keine Erkrankung der Moderne ist. Es sei der jetzige Lebensstil, der jedoch in der heutigen Zeit immer mehr Menschen an Diabetes erkranken ließe, machte Dr. Frank Schröder, Diabetologe und Leiter der Akutgeriatrie im Haus Haßfurt der Haßberg-Kliniken, am Sonntag in Ebern deutlich.
Bei herbstlichem Sonnenschein lud eine Kooperation der Haßberg-Klinik Haus Ebern, der Informations- und Kontaktstelle für Selbsthilfe, der VHS Ebern und dem
Friedrich-Rückert-Gymnasium zum Gesundheitstag in die Schule ein.
Bereits zum vierten Mal fand solch ein Informationstag in Ebern statt. Der Themenanstoß "Diabetes bewegt uns" kam in diesem Jahr aus dem Bayerischen Gesundheitsministerium von Staatsministerin Melanie Huml (CSU). Und das Thema Diabetes hat die Eberner Bevölkerung wirklich bewegt. Zahlreiche Interessierte kamen zu den Fachvorträgen rund um die Erkrankung, deren Entstehen, entsprechende Behandlungsmethoden und Auswirkungen auf den ganzen menschlichen Körper.
"Diabetes ist eine böse Sache", machte Ants Lohmus, Chefarzt der Inneren Medizin im Krankenhaus Ebern, deutlich. Deutschlandweit werden jährlich bis zu 30 000 Beinamputationen bei Diabetespatienten durchgeführt. Das führte zu enormen Kosten. "Aber es ist so, dass nur bei knapp 20 Prozent der Diabetiker die Füße regelmäßig kontrolliert werden.
Das ist ein Fehler von Patienten und Ärzten. Denn hier hätten wir große Chancen." Im Krankenhaus in Ebern werden in diesem Rahmen diabetische Fußbetreuung und Sprechstunden angeboten.
Diabetes entsteht nicht nur durch erbliche Veranlagung. "Auch Bewegungsmangel, Übergewicht und das Alter sind Faktoren, die in Kombination zusammen eine Diabeteserkrankungen hervorrufen", sagt Frank Schröder. Darüber gab es an diesem Nachmittag reichliche Informationen in der Mensa des Gymnasiums. Das Sportstudio Schorn informierte über sein Fitness-Angebot, die Krankenkasse AOK über den Curaplan Diabetes mellitus und bei den Diätassistentinnen konnten die Gäste ihr Wissen über eine reichhaltige und vollwertige Ernährung testen.
"Mit solch einem Gesundheitstag wollen wir immer wieder auf wichtige Themen aufmerksam machen", sagte Stephan Klock, Vorstandvorsitzender der Haßberg-Kliniken.
"Die Ärzte können sich dabei präsentieren und die Eberner Bevölkerung soll an ihr Krankenhaus gebunden werden. Und natürlich geht es hier auch um Prävention", ergänzt Karin Kramer von der Abteilung für Öffentlichkeitsarbeit der Haßberg-Kliniken. Prävention fängt bei Diabetes schon im Kindesalter an. Aber auch im Haus Ebern der Haßberg-Kliniken steht das auf dem Tagesplan: "Bei jedem Patienten, der bei uns im Haus aufgenommen wird - egal mit welchen Beschwerden -, führen wir ein Screening durch. Sind die Zuckerwerte auffällig, veranlassen wir weitere Untersuchung", erklärt Chefarzt Dr. Ants Lohmus.
Schwerpunktpraxis Diabetespatienten im Landkreis Haßberge wird bald mehr an Beratung und Betreuung geboten.
Im November startet eine diabetologische Schwerpunktpraxis in Haßfurt.
Haßfurt — Im November eröffnet im Medizinischen Versorgungszentrum (MVZ) eine diabetologische Schwerpunktpraxis. Damit wird das Angebot für Diabetespatient im Landkreis Haßberge verdichtet. Privatdozent Dr. Frank Schröder, Facharzt für Innere Medizin, Angiologie, Diabetologie und Geriatrie, wird in dieser zusammen mit der Diabetesberaterin Diana Kerzinger tätig werden. "Vorher mussten die Leute nach Schweinfurt oder Bamberg fahren, um die Angebote solch einer Praxis wahrzunehmen. Jetzt gibt es dieses vielfältige Angebot auch bei uns im Landkreis", sagt Diana Kerzinger.
Die Frau aus Haßfurt hat bei der Deutschen Diabetes Gesellschaft eine Fortbildung absolviert und ist staatlich geprüfte Diabetesberaterin. In der Praxis wird sie verschiedene Schulungen und Beratungen anbieten: "Erstmal geht es um die Insulin- und Medikamenteneinstellung.
Darüber hinaus gibt es strukturierte Schulungen für Diabetiker mit Typ I und Typ II. Und auch vielfältige Zusatzangebote." Dazu zählen ein Bewegungsprogramm vor und nach der Blutzuckermessung, individuelle Einzelgespräche und ein Blick auf die Auswirkungen von Diabetes. "Denn bei Diabetes geht es nicht nur um die Ernährung. Diabetes und der Führerschein oder das soziale Leben eines Diabetespatienten sind weitere Themen."
Frank Schröder wird als Leiter der Akutgeriatrie im Haus Haßfurt der Haßberg-Klinik die Arbeit von Diana Kerzinger mit der notwendigen ärztlichen Versorgung von Diabetespatienten ergänzen. Belastungs-EKG, Ultraschall des Herzens, Untersuchung der Halsschlagader sind nur einige Kontrolluntersuchungen, die bei Diabetespatienten regelmäßig durchgeführt werden sollen.
Auch für Frauen mit Schwangerschaftsdiabetes ist die neue Praxis eine Anlaufstelle.
"Weil es einfach Spaß macht", ist die prompte Antwort von Diana Kerzinger auf die Frage, warum sie sich beruflich mit der Krankheit Diabetes beschäftigt: "Man bleibt einfach bei der Therapie nie stehen. Es gibt immer wieder Neues. Und, ich lerne den Menschen hinter dem Patienten kennen." Mit der Praxis wollen die Diabetesberaterin und Frank Schröder eine "Serviceleistung mit umfangreichem Beratungsangebot bieten" für Jung und Alt: Hausbesuche soll es für die älteren Patienten geben und die Jüngeren können sich das moderne Schulungsprogramm mit Smartphone & Co.
in den Alltag integrieren.
Kontakt:
Diabetologische Schwerpunktpraxis im MVZ Haßfurt
Hofheimer Straße 63
97437 Haßfurt
Telefon: 09521/9474-2200
diabetologie@mvz-hassfurt.de
www.mvz-hassfurt.de
Sprechstunden beginnen im November, Termine können bereits jetzt vereinbart werden
Seit 43 Jahren Diabetes Elisabeth Preisinger-Franz lebt seit 43 Jahren mit Diabetes. Sie lässt sich von der Krankheit nicht unterkriegen.
Haßfurt — Elisabeth Preisinger-Franz war damals gerade 18 Jahre alt. Sie klagte über Fußschmerzen und ging zum Arzt. Dann kam eine Leberentzündung hinzu und schnell wurde ihr eine Diagnose gestellt: Diabetes. "Mir wurde gesagt, ich solle Diät machen.
Zucker durch Fruchtzucker ersetzen, kein Weißmehl und insgesamt einfach weniger essen", kann sich die heute 61-jährige Frau noch an die damaligen Ratschläge erinnern. Ihre Zuckerwerte wurden aber nicht kontrolliert. Die Diät war die einzige Behandlung, zu der ihr die Ärzte geraten haben.
Heute hat Elisabeth Preisinger-Franz vier Kinder, acht Enkelkinder, steht mitten im Leben und trägt ihr Schicksal tapfer. "Beim vierten Kind hat mir mein Frauenarzt gesagt, ich müsse jetzt spritzen. Mein Blutzuckerwert war bei 500 und ich war nur noch benebelt, mir war es schwindelig und ich hatte keine Energie mehr." Seit 24 Jahre nun spritzt sich Elisabeth Preisinger-Franz. Täglich so oft, wie sie irgendwelche Nahrungsmittel zu sich nimmt.
Wie sie ein Leben mit Diabetes beschreiben würde? "Am Anfang ist es die Hölle! Man braucht Disziplin und es ist ein Lernspiel." Nach all den Jahren weiß Elisabeth Preisinger-Franz, bei welchem Biss sie aufpassen muss, wie sie ihre Muskelarbeit zum Zuckerabbau einsetzen kann und wie viele Runden sie nach einer Praline durch den Park drehen muss. Beim Essen ist sie zwar diszipliniert, aber das Ganze gelassen und entspannt anzugehen, hat ihr über die Jahre sehr geholfen. Diese Erkrankung liegt bei ihr in der Familie. "Diabetes quillt uns aus den Augen. Meine Eltern, meine Großeltern und meine Tanten haben Diabetes."
Auch durch ihren Beruf als Intensivkrankenschwester leidet Elisabeth Preisinger-Franz an vielen Folgeerkrankungen. "Meine Augen und meine Nieren sind zwar gefährdet. Aber zum Glück noch sehr gut", zeigt sich die engagierte Rentnerin sehr froh.
Vor wenigen Tagen ist sie von einer sechswöchigen Reise nach Gambia (Westafrika) zurückgekehrt. Auf diese lange Tour hat sie nicht nur Insulin und diabetische Hilfsmittel für sich, sondern auch für 80 afrikanische Kinder, die an Diabetes erkrankt sind, mitgenommen. Unter dem Dach des Diabetiker Bundes Bayern und der Diabgroup Gambia Friends Bayern ist sie immer wieder an derartigen Hilfsaktionen beteiligt.
Förderverein Krankenhaus EbernAuf Initiative des Ersten Bürgermeisters der Stadt Ebern fand am 18. Juli dieses Jahres eine Informationsveranstaltung zur Gründung eines Fördervereins für das Haus Ebern der Haßberg-Kliniken statt. Das Krankenhaus Ebern, welches im Jahr 2012 sein 100-jährigen Bestehen feiern konnte, ist ein Standortfaktor und eine wichtige Einrichtung zur Versorgung der Bevölkerung in der Region Ebern. Ziel des Vereins wird es sein, die Klinik vor Ort zu begleiten, zu unterstützen und für den Erhalt zu sorgen.
Weitere Information hierzu im Vorzimmer des Bürgermeisters bei Ute Linß (Tel.: 09531/629-24).