Den Schmal-Sattel-Bikern in die Pedale getreten

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Helga Siebert am Samstagabend in den Frankenstuben. Foto: Ralf Kestel
Helga Siebert am Samstagabend in den Frankenstuben. Foto: Ralf Kestel
 
Siebert schlüpfte in mehrere Rollen.
Siebert schlüpfte in mehrere Rollen.
 
So auch in die des Scheidungskindes, das die Elternteile gegeneinander ausspielt. "Papa lässt jetzt seine Unterhosen woanders runter und waschen."
So auch in die des Scheidungskindes, das die Elternteile gegeneinander ausspielt. "Papa lässt jetzt seine Unterhosen woanders runter und waschen."
 
"Die Pille für den Mann wird es nie geben, so lange Männer daran forschen. Nie wird sich ein Mann freiwillig so viele Jahre lang mit Chemie vollschmeißen."
"Die Pille für den Mann wird es nie geben, so lange Männer daran forschen. Nie wird sich ein Mann freiwillig so viele Jahre lang mit Chemie vollschmeißen."
 
"Es wäre von Vorteil, wenn man das Klimakterium direkt in den Heizkörper einspeisen könnte, da ließe sich Energie sparen."
"Es wäre von Vorteil, wenn man das Klimakterium direkt in den Heizkörper einspeisen könnte, da ließe sich Energie sparen."
 
Die Männer wollen alle nur das eine: Ihre Ruhe.Fotos. Ralf Kestel
Die Männer wollen alle nur das eine: Ihre Ruhe.Fotos. Ralf Kestel
 

Helga Siebert rühmt sich ihrer politischen Überzeugung sowie Auftritten bei Parteien und Gewerkschaften. Und rechnet mit denen jetzt schonungslos ab.

"Fraureif", klingt wie eine Mischung aus Raureif und frühreif. War's auch. Eine kunterbunte Mischung aus überholten Bilder von der Frau und ein Angriff auf die Mannsbilder.

Nicht auf alle - aber auf die eingebildeten Schnösel, die Machos, die Schmal-Sattel-Biker die sich mit ihren Touren zumindest zeitweise ihrer Männlichkeit berauben, oder die Warmduscher, die sich den Spaß am Sex im Auto selbst verderben, weil es mit der Potenz ob der Sitzheizung ("Eierkocher") nicht mehr hoch her geht.

Diesem genüsslichen Rundumschlag unterzogen sich rund 50 Zuhörer- hoher Frauenanteil - am Samstagabend beim Kabarettabend der VHS mit Helga Siebert in den Frankenstuben. Sie mussten sich nicht wegducken (Anwesende waren immer ausgeklammert), spitzten aber die Ohren über die Hamburgerin mit Obermain-Connection, da der Ehemann dort als Lehrer tätig ist.

Sie gehöre als Kabarettistin zwar nicht zum Fernseh-Hochadel, erklärte Siebert, die keinen Hehl daraus machte, dass "ich mein Herz links trage". Womit die politische Haltung gemeint war, was aber keinen Freibrief für gelackmeierte Gewerkschafts-Funktionäre darstellte. Im Gegenteil.

Zwei Mal trat sie im "Scheibenwischer" an der Seite von Dieter Hildebrandt auf. Dem haben die bisweilen giftigen Spitzen auf Männlichkeit und Weibsbilder bestimmt auch gefallen.

Eine Mischung, die mit Gedicht und Gesang gewürzt, der reifen Frau gut zu Gesicht stand, zumal sie auch mit Selbstironie nicht geizte: "Füllen Sie großen Hallen?" - "Nee. eigentlich niht so gern." Aner als "1. Senioren-Beauftragte des deutschen Kabaretts" ist sie prädestiniert für Programme von "der Begattung bis zur Bestattung oder von der Zeugung bis zur Zerlegung".