Das Auto schluckt zu viel Sprit? Mit diesen Tricks bleibt das Geld im Geldbeutel

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Gotthard Schleicher weiß, wie er Spritkosten sparen kann und seltener tanken muss.Eckehard Kiesewetter
Gotthard Schleicher weiß, wie er Spritkosten sparen kann und seltener tanken muss.Eckehard Kiesewetter
 

Mit Vernunft und Verzicht ist laut Gotthard Schleicher vom AC Ebern schon viel gewonnen, aber auch an der Tankstelle kann man sparen.

"Ohne geht's nicht", daran ist für Gotthard Schleicher nichts zu rütteln. Aber jeder Autofahrer habe es selbst in der Hand, durch bewusste Entscheidungen Sprit zu sparen. "Fuß vom Gas, ist doch einfach", lautet seine spontane Antwort auf die Frage nach Tipps für Autofahrer, "oder aber laufen!"

Doch damit geben wir uns nicht zufrieden, denn Menschen auf dem Land, die eigene Autos brauchen, um zur Arbeit zu kommen, einkaufen zu gehen und die Kinder von A nach B und zurück zu bringen, müssen nach dem Tanken bisweilen erst wieder Kraft tanken, weil der Sprit schon wieder teurer geworden ist.

Die Konzerne schlagen zu

Der 74-jährige Schleicher als begeisterter Automobilist kennt das zur Genüge. Wenn er selbst mit einem seiner Fahrzeuge, bevorzugt im stylishen italienischen Design, zum Tanken fährt, dann vergleicht er gezielt die Benzinkosten, denn die großen Konzerne wechseln mehrmals täglich die Preise. "Das kann schon mal acht bis zehn Cent ausmachen", weiß der agile Senior, seit Jahrzehnten einer der Motoren des Automobilclubs AC Ebern und Organisator der publikumsträchtigen Oldtimerveranstaltungen.

Und tatsächlich: Wenn sich an einer Tankstelle Schlangen bilden, dann liegt das oft daran, dass die App auf den Smartphones der Autofahrer hier einen unschlagbar günstigen Spritpreis gemeldet hat. Mancher nimmt dann auch schon mal eine lange Anfahrt in Kauf, um zehn Cent pro Liter zu sparen. Aber kann das die Lösung sein?

"Einsicht beginnt im Kopf und hört bei den Füßen auf", sagt Gotthard Schleicher und appelliert, unnötige Fahrten zu sparen. Kleine Wege zur Bank, zum Bäcker oder Metzger ließen sich in der Regel locker zu Fuß erledigen oder aber mit dem Fahrrad.

Öfters mal mit dem E-Bike fahren

Er schwört auf das E-Bike ("die genialste Erfindung seit dem Auto"), mit der sich auch nicht so bewegliche Menschen etwas zutrauen könnten. Er selbst nutzt sein hilfsmotorisiertes Zweirad, um sich fit zu halten und erreicht damit einen Radius von 25 Kilometern. "Wenn nicht trampeln, dann eben laufen", sagt Schleicher, der findet, dass man viel mehr sieht und Neuses erfährt, wenn man "ein paar Schritte durch den Ort latscht und nicht immer gleich ins Auto steigt".

Der öffentliche Personennahverkehr sollte ausgebaut werden, klar. Doch für Schleicher steht fest, dass man auf dem Land nicht ganz ohne Auto und damit Spritkosten auskommen wird. Den "grünen Strom" gibt es nach seiner Überzeugung nur auf dem Papier und wenn jetzt wieder die Magnetschwebebahn zwischen München Stadt und Flughafen in politischen Gedankenspielen auftaucht, dann zeuge dies nur davon, dass die Menschheit meilenweit entfernt ist von vernünftigen Transport-Lösungen. Er rät zum Bilden von Fahrgemeinschaften, wo es möglich ist, auf dem Weg zur Arbeit, zu Sportereignissen oder zum Training.

Ebern habe das Glück, mit der agilis-Bahn und dem Stundentakt Richtung Bamberg gut versorgt zu sein. "Aber die Frage tut sich auf: Was will ich in Bamberg?", sagt der Eberner und grinst. "Hier in der Stadt habe ich doch alles, was ich zum täglichen Leben benötige."

Und dann nennt er das große Zauberwort: "Ohne Verzicht auf Mobilität wird es keinen großen Fortschritt geben", prophezeit Schleicher. Aber zum Verzicht sei kaum jemand bereit, "nicht der vierjährige Hosenmatz, der partout nicht zum Kindergarten laufen will, und auch nicht die Erwachsene, die mit dem SUV zum Briefkasten fährt".

Solche kleinen Touren läppern sich zusammen, das kostet. Doch wer Vernunft walten lässt und zudem seine Fahrweise auf "sparsam" umstellt, kommt mit einer Tankfüllung ein ganzes Stück weiter. Tipps fürs Spritsparen kommen unter anderem vom Automobilverband ADAC:

Stehen lassen

Am sparsamsten ist das Auto, wenn es steht. Nicht jede Fahrt ist wirklich notwendig. Oft lassen sich mehrere Besorgungen, weil sie nicht dringend sind, zusammenlegen, so dass statt mehrerer Fahrten nur eine nötig ist. Und bei kurzen Strecken (und schönem Wetter) ist das Fahrrad eine Alternative, noch dazu mit Spaß- und Wellnessfaktor.

Abspecken

Anders als die Ameise, die ein Vielfaches ihres eigenen Gewichts tragen kann, gelingt mit dem Auto das umgekehrte Kunststück. Mit 2000 Kilogramm Auto transportiert man 100 Kilogramm Fracht (Mensch plus Bierkasten). Weil die Autos sicherer und komfortabler geworden sind, haben sie mächtig an Gewicht zugelegt: Der Golf der ersten Generation brachte knapp 800 Kilogramm auf die Waage; beim Golf 8 sind es 1400 Kilogramm.

Die Effizienzsteigerung der Motoren wurde durch das Mehrgewicht ein Stück weit zunichte gemacht. Im Umkehrschluss: Jedes Kilogramm, das nicht noch zusätzlich mitfährt, spart Sprit. Also öfter mal den Kofferraum entrümpeln, Dachgepäckständer und Skibox abbauen, wenn sie nicht benötigt werden. Faustregel: 100 Kilogramm Gewicht gleich 0,3 Liter mehr Verbrauch auf 100 Kilometer.

Abschalten

Moderne Autos - und damit sind nicht E-Autos gemeint - stecken voller Elektronik. Fast alles, was sich im Auto abgesehen von den Rädern bewegt, wird heute von Elektromotoren angetrieben: Rückspiegel, Sitzverstellung, Kofferraumklappe. Diese fleißigen Helferlein brauchen Strom, und wenn die Lichtmaschine mehr Strom liefert, braucht der Motor mehr Sprit. Weniger ist also mehr: Angenehme Dinge wie Klimaanlage, Sitz- und Standheizung muss man nicht immer laufen lassen. Eine Klimaanlage schlägt mit 0,5 bis 1,5 Litern Mehrverbrauch pro 100 Kilometer zu Buche.

Motor aus!

Autofahrer können sich bei diesem Punkt stundenlang die Köpfe heiß reden: Lohnt es sich, den Motor an der roten Ampel abzuschalten? Wird der Spareffekt nicht durch mehr Verschleiß (Anlasser) zunichte gemacht? Die Tatsache, dass bereits viele Autos serienmäßig eine Start-Stopp-Automatik haben, zeigt, dass das Sparmodell funktioniert. Ab 20 Sekunden Wartezeit, so der ADAC, ist das Abschalten des Motors effektiv.

Luftdruck

Es sollte beim Tanken Routine sein: den Luftdruck der Reifen prüfen. Wer zu wenig Luft in den Pneus hat, plagt nicht nur Motor und Geldbeutel, sondern muss früher in die Werkstatt, weil die Reifen schneller und ungleichmäßig verschleißen. Eine Tabelle mit dem (je nach Zuladung) richtigen Luftdruck findet man in der Betriebsanleitung und bei vielen Modellen auf der Innenseite des Tankdeckels. Im Zweifel: Ein bisschen zu viel Druck schadet nicht.

Fahrweise

Die elektronische Verbrauchsanzeige im Cockpit sagt es in Echtzeit: Beim Beschleunigen verbraucht das Auto am meisten Sprit. Deshalb ist der Verbrauch im Stadtverkehr mit dem ständigen Stopp und Go besonders hoch: Die Energie, die man beim Beschleunigen ins Auto steckt, wird beim Bremsen wieder vernichtet. Der Rat der Auto-Experten: vorausschauend und möglichst gleichmäßig fahren ("Grüne Welle"), frühzeitig schalten und bei konstanter Geschwindigkeit im höchsten Gang entspannt "cruisen".

Testlauf

Man muss das Spritfahren nicht verbissen sehen und kann so etwas wie einen Sport daraus machen: mal eine Tankfüllung mit normaler Fahrweise leeren und dann eine zweite bewusst spritsparend. Der Unterschied kann beachtlich sein. Selbstversuch: Turbodiesel älterer Bauart mit 110 PS, Tankvolumen 60 Liter. Bei Stadtverkehr und Fahrten mit Anhänger leuchtet die Tankanzeige nach 750 Kilometern auf. Konsequent sparsam gefahren und auch auf der Autobahn nicht schneller als 120 km/h: Dann schafft der Diesel locker 1000 Kilometer!