Cleverem Maroldsweisacher fällt Betrugsmasche gleich ins Auge

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Uwe Rettig fand diese dubiose Postkarte (Details siehe Fotos unten) in seinem Briefkasten. Der 60-Jährige ließ sich von dem in Aussicht gestellten 120000-Euro-Gewinn nicht beeindrucken. "Mir war sofort klar: Das ist ein faules Ei", sagt der Maroldsweisacher.Andreas Lösch
Uwe Rettig fand diese dubiose Postkarte (Details siehe Fotos unten) in seinem Briefkasten. Der 60-Jährige ließ sich von dem in Aussicht gestellten 120000-Euro-Gewinn nicht beeindrucken. "Mir war sofort klar: Das ist ein faules Ei", sagt der Maroldsweisacher.Andreas Lösch

Uwe Rettig reagierte sofort, als er eine dubiose Postkarte im Briefkasten fand.

Keine Sekunde habe er überlegt, sagt Uwe Rettig. "Mir war sofort klar: Das ist ein faules Ei", erzählt der Maroldsweisacher. Anfang der Woche fand er in seinem Briefkasten eine Postkarte, auf der der Betrag von 120 000 Euro vermerkt ist und der Hinweis, dass dieses Geld bald schon dem glücklichen Postkartenempfänger gehören könnte. Man müsse nur die "kostenlose Gratis-Hotline" (Man beachte: Eine Gratis-Hotline, die auch noch kostenlos ist - echt klasse!) und die angegebene persönliche Referenz-Nummer mitteilen.


Professionell aufgemacht


Rettig tat nichts dergleichen. Der 60-Jährige findet zwar, dass die Postkarte professionell aufgemacht ist und auf den ersten Blick einen seriösen Eindruck vermittelt. Aber von solchen "billigen Tricks" (unter anderem ist ein Stempel auf die Karte gedruckt mit dem Wortlaut "Geprüft und freigegeben PSN/Prüfstelle Nord" sowie Unterschriften darunter) lässt er sich nicht einlullen: "Die Nummer habe ich natürlich nicht angerufen", sagt Rettig.


Dubiose Firma

Stattdessen hat er im Internet recherchiert und fand mehrere Hinweise, unter anderem von der Verbraucherzentrale Sachsen-Anhalt, die vor der Masche der Firma"HCC GmbH" warnt, die in Hamburg im Handelsregister eingetragen ist, und solche Postkarten immer wieder verschickt. Die dubiose Firma will erreichen, dass leichtgläubige Bürger die Hotline anrufen, da es illegal wäre, wenn sie selbst bei den Empfängern anriefe, um Lose und sonstige Schnick-Schnack-Produkte zu verkaufen.

Die Verbraucherzentrale hat probehalber einen Anruf getätigt und herausgefunden, dass der Anrufer als potenzieller Gewinner begrüßt werde. Dann soll er "mehrere Lose für knapp 80 Euro im Monat" erwerben und zudem die Kontoverbindung nennen. Die Verbraucherzentrale Sachsen-Anhalt warnt davor, sich auf diesen Anruf überhaupt einzulassen. Auch, wenn man keine Verträge abschließe oder Käufe tätige, gelange die Firma HCC durch geschicktes Fragen in Besitz der "persönlichen Daten des Verbrauchers".

Das bedeutet: "Jetzt können Adresse, Telefon- und Kontonummer problemlos zusammengeführt und zu Marketingzwecken weiter genutzt oder verkauft werden", schreibt die Verbraucherzentrale.


Polizei: Zahlreiche Fälle bekannt

Der Polizei im Landkreis Haßberge sind solche Maschen, bei denen Bürgern das Geld aus der Tasche gezogen werden soll, bekannt. Laut Norbert Mohr, Chef der Polizeiinspektion, gibt es zahlreiche solcher Fälle, die entweder direkt als Betrug entlarvt werden können oder sich in einer rechtlichen Grauzone bewegen. "So etwas gibt es ständig", sagt Mohr. Gängig sei etwa auch das Verschicken von Emails, in denen der Empfänger aufgefordert wird, eine angeblich offene Rechnung zu begleichen, meist werden dazu bekannte Firmenlogos eingefügt, um seriös zu erscheinen. "Das kriege ich sogar auf den Dienstrechner zeitweise", sagt Mohr.

Auch behördliche Autorität werde missbraucht, so gibt es Betrugsfälle, bei denen sich der Absender als "Bundeskriminalamt" ausgibt und zum Beispiel eine Strafgebühr einfordert. Mohr rät in jedem Fall, keineZahlungen zu leisten. Und angebliche Gewinne sollten den "glücklichen Gewinner" immer misstrauisch werden lassen, dazu reiche es schon, sich zu fragen, ob man überhaupt an dem Gewinnspiel teilgenommen hat.

Falls nicht: Woher soll da plötzlich ein Gewinn kommen? Solche Mails oder Postkarten gehören laut Mohr in den Müll. Wer dennoch übers Ohr gehauen wurde, kann sich an die örtliche Polizei wenden, die dann die Ermittlungen übernimmt. Aber in den seltensten Fällen gelingt es, verlorenes Geld wieder zurückzubekommen, oftmals sitzen die Betrüger im Ausland und sind nicht greifbar.

Uwe Rettig jedenfalls hat die Postkarte nicht weggeworfen. Der Grund: Er wollte die Öffentlichkeit darüber informieren und hat sich an die Zeitung sowie die Polizei gewandt. "Ich möchte einfach, dass das andere Leute auch mitbekommen und die Finger davon lassen", sagt er.