Die Eberner Stadträtin Irene Jungnickl besucht das Konzert von Bob Dylan in Bamberg. Zuvor traf sie sich mit Gleichgesinnten zunächst in ihrem Bauernhaus in Frickendorf, danach dann in einem Bamberger Café.
Er ist allgegenwärtig, in jedem Zimmer, im Keller: Bob Dylan. Poster, Schallplatten, Tickets, Textbücher, DVDs, Fotos, Kalender, Zeitungsartikel, T-Shirts an jeder Wand, auf jedem Tisch. Im einstigen Bauernhaus der Jungnickls dreht sich alles um den scheuen Weltstar, der am Dienstagabend in der Bamberger Brose-Arena gastierte.
Ganz vorne dabei: Irene Jungnickl. Die SPD-Stadträtin verehrt den 74-jährigen Sänger und Lyriker, vergöttert ihn aber nicht. Zwei seiner Konzerte der laufenden Tour hat sie am Wochenende - in Mainz und Tübingen - schon besucht. Nach Bamberg ist noch Lörrach an der Reihe und im Oktober drei Abende nacheinander in der Royal Albert Hall in London.
Schon 25 Konzerte gesehen Rund 25 Mal hat sie Dylan schon auf der Bühne erlebt. Im Vorjahr ist sie deswegen eigens bis nach Chicago geflogen. "Da gibt es noch viel Verrücktere", weiß die Sekretärin bei FTE aus vielen Begegnungen. Uschi aus Recklinghausen (63, Ärztin), eine der Besucherinnen aus dem Kreis der Bobcats, wie sich die Mitglieder der weltweit riesigen Fangemeinde nennen, beispielsweise war schon bei 120 Konzerten. "Es gibt aber auch Leute, die bei 1000 waren", erzählt Gastgeberin Jungnickl vor der Abfahrt zum Pre-Show-Gathering, einem Treffen zum Vorglühen, das vor dem Konzert im Café Rondo an der Promenade stattfand.
Dabei kommen aber nicht nur ergraute Späthippies zusammen. Mit dabei auch Harald aus Homburg/Saar, der ebenfalls zum Stelldichein beim "Edelfan" in Frickendorf aufkreuzte. Der ist erst 31 Jahre alt und Irene Jungnickl hat ihn im vergangenen Jahr beim Tollwood-Festival in München kennen gelernt. "Er ist mir aufgefallen, weil er ein Dylan-T-Shirt trug."
Völkerverbindend Von dieser Sorte gibt es noch viel mehr: "In Tübingen waren wir ein Haufen aus elf Nationen, lauter fremde Sprachen", amüsiert sich die multilinguale Sekretärin. "Als wir am Montagabend zurückgekommen sind, haben wir im Bamberger "Spezi" gleich wieder einen davon, einen Schweden, getroffen."
Kein Wunder, über Facebook hat Irene Jungnickl den Dylan-Freunden Tipps für ihren Besuch in Bamberg gegeben, die Brauereien und einen Spaziergang vom Dom zum Kloster Michelsberg empfohlen. "Für Bamberg habe ich schon über 800 Klicks."
Was begeistert sie an Robert Zimmermann, wie Dylan mit bürgerlichem Namen heißt? Sind es seine Texte, die Musik, die Ausstrahlung? "Alles zusammen", meint die 59-Jährige, die eigentlich erst nach dem Besuch eines Konzertes im Jahr 2010 in Nürnberg zum Edelfan reifte. "Aber es ist auch die Erinnerung an die Lieder, die man schon zur Jugendzeit gehört hat, und der Austausch mit so vielen Gleichgesinnten auf der ganzen Welt." Mit denen kommuniziert sie rund um den Globus und rund um die Uhr übers Internet unter expecting rain.
Hat sie den Meister eigentlich schon persönlich getroffen? "Möcht' ich gar nicht." Und warum nicht? "Das ist doch ein Künstler." Noch dazu ein ziemlich entrückter. "Der sagt nicht Hello und Ade, stellt auch seine Musiker nicht vor."
Und trotzdem hechelt sie ihm von Konzert zu Konzert nach. "So kommt man in Orte, die man sonst nie besuchen würde. Das ist wie Sightseeing und am Abend geht's zur Arbeit, zum Konzert." Der Arbeitsplatz gestern: Bamberger Arena, Reihe 4. 82 Euro für ein paar Stunden. In Tübingen hat das Ticket 86 Euro gekostet. Viel Geld für eine Gemeinschaftsdusche mit 9000 anderen Besuchern im strömenden Regen. "Es war einfach genial", open-air-Feeling halt.