Die Überraschung ist gelungen. Beim Frühlingskonzert des Blasorchesters Ebern wurde Theo Lerche zum Ehrenvorsitzenden ernannt. Er ist erst die vierte Persönlichkeit in der Vereinsgeschichte, die diese hohe Auszeichnung erhielt.
Theo Lerche dachte, das Konzert des Blasorchesters Ebern am Samstagabend würde ein ganz gewöhnliches werden. Er schnürte die Haferlschuhe, band die Krawatte und trällerte seine Notenläufe noch einmal in Gedanken, bevor er in der Frauengrundhalle auf die Bühne trat. Wie immer saß er ganz links außen. Wie immer waren all seine Einsätze perfekt.
Von einer Sache, die nicht im offiziellen Programm stand, wusste der 50-Jährige nichts. Er wurde eiskalt erwischt. Für all sein Engagement für den Verein auch fernab der Konzertbühne wurde er nach Franz Reich, Ottmar May, Fritz Hagel zum Ehrenvorsitzenden des Blasorchesters Ebern ernannt.
Eintritt nicht ganz freiwillig Theo Lerche war als Jungmusiker 1973 nicht ganz freiwillig in die Knabenkapelle Ebern eingetreten.
Seine Eltern waren musikbegeistert, der kleine Theo ein lebhafter Bub, und sie wollten ihn in "eine geregelte und erfüllte Freizeitbeschäftigung mit Erziehungscharakter überführen", wie Laudator Stefan Lurz berichtete.
Und er wusste noch mehr über die Anfänge des Musikers, zum Beispiel erinnerte er an die Phase, in denen er zum Leidwesen der Eltern die Proben schwänzte. Damals hätte wohl niemand gedacht, dass aus diesem Klarinetten buben einer der größten "Manager" des Blasorchesters Ebern werden würde. Theo Lerche wirkte 18 Jahre im Vorstand mit. 1995 wurde er zum Zweiten Vorsitzenden gewählt, 1998 übernahm den Posten des Vorsitzenden.
Ein "weiser Ratgeber" Zeitgleich wurde dem dreifachen Familienvater das Malergeschäft von seinem Schwiegervater übertragen. Laudator und Musikkollege Stefan Lurz zog den Hut.
Er machte bewusst, dass ein Ehrenamt zwar viel Freude, aber eben auch sehr viel Arbeit und Entbehrungen mit sich bringe - "manchmal zum Leidwesen der Familie und natürlich alles parallel zum Beruf". Als aktiver Musiker und "weiser Ratgeber" wird Theo Lerche weiter eine feste Größe im Orchesterkörper sein.
Als Vorsitzender hat Theo Lerche ein Gesamtpaket an Aktivitäten geschnürt, das den gesamten Verein nach vorne gebracht hat. Er initiierte den Rosenmontagsball in der Dreifachturnhalle, er forcierte die Nachwuchsausbildung, die mittlerweile Hand in Hand mit der Ausbildungsstätte "Luftgeflüster" läuft, er schaffte die Kniebundhosen für die weiblichen Musiker ab und wagte sich an die finanzielle Herausforderung, fränkische Trachtendirndl zu kaufen. "Ein Meilenstein", merkte Lurz an.
Sie war'n schon zwei Mal in New York Unter der Führung von Lerche organisierte das Blasorchester Ebern zwei Bundesbezirksmusikfeste, bekam die Pro-Musica-Plakette, reiste zwei Mal zur Steuben-Parade nach New York und pflegte die Musikerfreundschaft nach Straß im Zillertal, Kraisdorf und Roggenbeuren.
Stefan Lurz sprach von "unermüdlichem Einsatz". Derartiges sei heute kaum noch vorstellbar. Nicht umsonst präsentiert sich das Blasorchester Ebern seit Monaten mit einer Lücke im Vorstand. Der Nachfolger, der in diese Fußstapfen tritt, ist noch nicht gefunden.