Bildeiche bei Prölsdorf erzählt eine Geschichte

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Mehrere Meter über dem Boden hängt an einer Eiche das "Stocksbild".
Mehrere Meter über dem Boden hängt an einer Eiche das "Stocksbild".
Die Prölsdorfer Bildeiche
Die Prölsdorfer Bildeiche
 
Die imposante Kilianseiche oberhalb von Falsbrunn Fotos: Klaus Schmitt
Die imposante Kilianseiche oberhalb von Falsbrunn  Fotos: Klaus Schmitt
 
Der Stumpf steht noch: die Reste der Steineiche in Trossenfurt
Der Stumpf steht noch: die Reste der Steineiche in Trossenfurt
 

Am Dienstag ist der Tag des Baumes. Deshalb geht der Blick auf besondere Exemplare, die mehr sind als nur ein Baum. Ein solcher Baum steht bei Prölsdorf.

Wer mit offenen Augen durch die Natur geht, findet sie an vielen Orten: Bäume, an denen ein Bild oder eine Heiligenfigur angebracht ist. Oft sind es Eichen, und deshalb nennt man solche Eichen auch Bildeichen. Sie gelten als Symbole für die Frömmigkeit der Menschen. Sie bezeichnen Naturdenkmale oder dienen an besonders exponierten Stellen als Wegweiser. Oder sie erinnern an Geschehnisse in früherer Zeit. Wie in Prölsdorf.
Dort steht oberhalb des Ortes, etwa einen Kilometer von dem Dorf in der Gemeinde Rauhenebrach entfernt, an einer Weggabelung eine Eiche. Sie würde wahrscheinlich nicht auffallen, wäre da nicht eine Madonnenfigur in mehreren Metern Höhe in einem Holzkasten mit einem Glasfenster davor angebracht. Eine Ummantelung aus Blech schützt die Konstruktion, die im Volksmund das "Stocksbild" genannt wird. Der Prölsdorfer Rupert Stock steht vor dem Baum mit der Madonna und kennt die Geschichte des "Stocksbildes", die auch der Heimatgeschichtliche Arbeitskreis in der Gemeinde Rauhenebrach niedergeschrieben hat.

Die Madonna hat vermutlich der Urgroßvater von Rupert Stock an der Eiche anbringen lassen. Genau weiß man es nicht, auf wen die Heiligenfigur genau an dieser Stelle zurückgeht, erzählt der Urenkel Rupert Stock. Aber nach seiner Meinung "spricht alles dafür", dass es der Urgroßvater war.

Die Familie Stock war 1895 aus dem Raum Würzburg nach Prölsdorf gekommen und hatte ein Anwesen erworben, das heute mitten im Ort liegt und von Rupert Stock mit seiner Familie bewohnt wird. Ferdinand Stock war Kaufmann und betrieb ein Geschäft für Schnittwaren, Colonialwaren und Eisenlager. Geschäftlich hatte der 1862 geborene Händler auch im Raum Burgwindheim zu tun, das im parallel zum Tal der Rauhen Ebrach verlaufenden Talgrund der Mittleren Ebrach liegt. Die Höhen des Steigerwaldes trennen die beiden Täler

Vermutlich um das Jahr 1900 herum war Ferdinand Stock zwischen Prölsdorf und Burgwindheim unterwegs. Da wurde er an der Stelle, an der heute das "Stocksbild" an der Eiche hängt, von Räubern überfallen. "Vermutlich hatte er Geld dabei", von dem die Räuber wussten, schildert Rupert Stock. Der Überfallene, der offenbar verletzt wurde, schaffte es, sich ins Gebüsch zu schleppen. Ferdinand Stocks Hund rannte nach Prölsdorf und schlug Alarm. Die Bürger machten sich auf die Suche und fanden den Verletzten. Ferdinand Stock überlebte. Wie schwer er verletzt wurde, "weiß man nicht", sagt Rupert Stock. Auch ist nicht bekannt, ob die Räuber jemals gefasst wurden.


Aus Dankbarkeit?

Vermutlich aus Dankbarkeit, dass er den Überfall überstanden hatte, hat Ferdinand Stock die Madonna an der Eiche an der Stelle anbringen lassen, an der er unter die Räuber geraten ist. Urenkel Rupert Stock kümmert sich heute noch um das Bild und schaut immer wieder nach, ob alles in Ordnung ist. Ferdinand Stock ist im Jahr 1934 in Prölsdorf gestorben.

Der Heimatgeschichtliche Arbeitskreis in Rauhenebrach hat die Geschichte des "Stocks-bildes" und von weiteren Bildeichen sowie von Bäumen mit besonderer Geschichte zusammengetragen. Der für den Steigerwald zuständige Kreisheimatpfleger, Christian Blenk aus Kirchaich, kann weitere besondere Bäume nennen, die nicht weit weg von der Eiche mit dem "Stocksbild" stehen oder standen. Da gibt es oberhalb des Prölsdorfer Nachbarortes Falsbrunn die sogenannte Kilianseiche. Der mächtige Baum soll der Legende nach den Ort bezeichnen, an dem einst der Frankenapostel Kilian gepredigt hat.

Und in Trossenfurt stehen die Reste der Steineiche. Der mehrere Meter hohe Stumpf, der seitlich aus einer Steinformation (mit Kellereingängen) herauszuwachsen scheint, macht deutlich, welch imposante Eiche dort einst gestanden haben muss. Der Baum selbst, ein Naturdenkmal, musste vor einigen Jahren gefällt werden, weil er zu einer Gefahr für die Menschen geworden ist.