Betreuungsheim in Bramberg: Anlaufstelle für Kinder der Völkerwanderung

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Zwei- bis Acht-Bett-Zimmer stehen im Jugendhaus in Bramberg bereit, das bislang vom Roten Kreuz genutzt wurde, das nun den Pachtvertrag mit der Stadt kündigte. Fotos: Ralf Kestel
Zwei- bis Acht-Bett-Zimmer stehen im Jugendhaus in Bramberg bereit, das bislang vom Roten Kreuz genutzt wurde, das nun den Pachtvertrag mit der Stadt kündigte. Fotos: Ralf Kestel
Psychologin Frauke Adams, Leiterin der Gemünder Mühle, und ihr Vater, Professor Gunter Adams, und Bürgermeister Harald Pascher (von rechts), informierten über die Pläne, ab Mitte September Flüchtlings-Waise in Bramberg zu betreuen. Foto: Ralf Kestel
Psychologin Frauke Adams, Leiterin der Gemünder Mühle, und ihr Vater, Professor Gunter Adams, und Bürgermeister Harald Pascher (von rechts), informierten über die Pläne, ab Mitte September Flüchtlings-Waise in Bramberg zu betreuen. Foto: Ralf Kestel
 
Das einstige BRK-Jugendheim: Mitte September sollen dort junge Flüchtlinge untergebracht werden, die ohne Eltern unterwegs waren.Foto: Ralf Kestel
Das einstige BRK-Jugendheim: Mitte September sollen dort junge Flüchtlinge untergebracht werden, die ohne Eltern unterwegs waren.Foto: Ralf Kestel
 
Blick in eines der Sechs-Bett-Zimmer.Foto: Ralf Kestel
Blick in eines der Sechs-Bett-Zimmer.Foto: Ralf Kestel
 
Die Referenten: Petra Thomas und Georg Greb vom Jugendamt Haßberge, Frauke und Gunter Adams, Bürgermeister Pascher und Ortssprecher Heppt (von rechts). FotoRalf Kestel
Die Referenten: Petra Thomas und Georg Greb vom Jugendamt Haßberge, Frauke und Gunter Adams, Bürgermeister Pascher und Ortssprecher Heppt (von rechts). FotoRalf Kestel
 

Weil in Südbayern immer mehr Jugendliche aus Afrika aufgegriffen werden, die ohne Eltern unterwegs sind, richten das Jugendamt Haßberge und das Diakonische Werk Würzburg in Bramberg ein Betreuungsheim ein.

Die Völkerwanderung von Afrika nach Europa, die jeden Abend die Fernsehnachrichten füllt, erreicht nun auch kleine Dörfer in den Haßbergen: Ab 15. September kommen neun bis 15 Jugendliche vermutlich aus Eritrea und Somalia ins (einstige) Jugend-Rot-Kreuz-Haus. Diese Jugendlichen, die ohne Eltern oder als Waisen auf der Flucht waren und im Süden Bayerns aufgegriffen wurden, werden dann von sechs Fachleuten der evangelischen Jugendhilfe des Diakonischen Werkes in Würzburg betreut, das sich in der Gemünder Mühle schon um deutsche Jugendliche kümmert.


Anfrage aus dem Landratsamt

Diese Nähe von bestehender Einrichtung der Jugendhilfe und einem leer stehenden Haus mit nahezu idealem Zuschnitt gab den Anlass für eine Nachfrage aus dem Landratsamt, ob nach der Kündigung des Mietvertrages durch den Rot-Kreuz-Kreisverband dort unbetreute, minderjährige Flüchtlingskinder untergebracht werden können, sagte Zweiter Bürgermeister Harald Pascher (FDP) als Urlaubsvertreter von Jürgen Hennemann bei einer Informationsveranstaltung am Montagabend in der einstigen Schule von Bramberg, um damit vorhandene Informationsdefizite und Vorbehalte abzubauen.

Denn solche sind vorhanden, wie aus mehreren Wortmeldungen, so von Ortssprecher Wolfgang Heppt (SPD) und Nachbar Alois Voigt, herauszuhören war. Die Bedenken zielten auf fehlende Freizeitangebote für die Jugendlichen aus Afrika ("wir haben gerade mal eine Tischtennisplatte und nur D2-Empfang"), Probleme bei der künftigen Vermietung von Ferienwohnungen im Ort und Sorgen über die Zukunft und den späteren Zustand des Jugendhauses, das bislang auch noch als Versammlungsraum und Wahllokal genutzt wurde. "Wir wollen nicht, dass das Haus runtergewirtschaftet wird", forderte Willi Pecht.

Dessen Nachfolger als Ortssprecher, Wolfgang Heppt, fragte auch nach dem gesundheitlichen Zustand der Flüchtlings-Waisen. "Die sind robust, sonst wären sie nicht durchgekommen", wusste Professor Gunter Adams, der für das Diakonische Werk Würzburg die Einrichtung in der Gemünder Mühle begründete. "Das schaffen nur die Tüchtigsten und Intelligentesten. Auch sind kaum Mädchen dabei", weiß er, da seine Einrichtung bereits 173 unbegleitete Jugendliche in Würzburg betreut. "Die sind alle motiviert und wollen lernen. Ich kenne Fälle, dass manche innerhalb von sechs Wochen Deutsch können. Die Fußballvereine werden von den Neuankömmlingen profitieren. Das sind auch begnadete Radfahrer, wenn sie die Verkehrsregeln gelernt haben."


Erfahrungen aus Eltmann

Von besten Erfahrungen, die in einer vergleichbaren Einrichtung in Eltmann gesammelt wurden, berichteten auch Petra Thomas und Georg Greb vom Jugendamt. Bürgermeister Pascher räumte mit dem Vorurteil auf, dass schwer erziehbare oder verhaltensauffällige Kinder kommen würden. "Wir wollen Solidarität beweisen und haben in Bramberg das geeignete Gebäude und daneben eine Einrichtung mit den geeigneten Erziehern, die eine Rund-um-die-Uhr-Versorgung garantieren. Es kommen Kinder ohne ihre Eltern von weither. Das muss man sich mal selbst vorstellen", so Pascher. Er und Adams sicherten zu, den Brambergern für regelmäßig Gespräche zur Verfügung zu stehen. Adams: "Wenn wir feststellen, dass es große Probleme gibt, müssen wir uns nach einem geeigneteren Ort umschauen."

Daher werde ein Mietvertrag mit normalen Kündigungsfristen und Zweckbindung abgeschlossen. "Aber wir wollen auch unseren sechs neuen Mitarbeitern eine Sicherheit geben." Zur Aufenthaltsdauer der Jugendlichen sagte Hochschulprofessor Adams: "Die bleiben so lange, bis sie selbstständig sind."