Baustelle: Eberns Freie Wähler liegen am Boden

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Trotz aufwendiger Werbekampagne im Vorfeld kamen am Montagabend keine neuen Interessenten zu einer Versammlung der Eberner Freien Wähler, die derzeit mit zwei Vertretern im Stadtrat sitzen. Jetzt sollen durch gezielte Ansprache junge Leute und Frauen gewonnen werden, auch für den Kreistag.

Der Aufruf war ebenso spektakulär wie von Verzweiflung getrieben: Per (teurer) Zeitungsanzeige warb der Stadtrat der Freien Wähler, Thomas Wagner, für die Teilnahme an einer Versammlung seiner Gruppierung am Montagabend. Der Hilferuf verhallte ungehört. Statt der erhofften "bunten, unangepassten Spinner und Visionäre mit Rückgrat und Durchhaltevermögen" (Zitat) kamen außer Wagner gerade mal drei (Alt-)Bekannte Unterstützer plus drei Mitglieder der Kreistagsfraktion.

Irritiert hingegen zeigten sich einige Stammanhänger über Wagners Vorpreschen. Sein Fraktionskollege Toni Welsch wusste am Samstagabend noch nichts von der Anzeigenkampagne und andere kündigten gar ihren Austritt an. Dabei hatte die Wagner'sche Initiative doch darauf abgezielt, den Freien Wählern eine breitere Basis zu verschaffen.
Das gelang am Montag mitnichten.

Spitzenplätze versprochen

Dabei wollte sich Wagner nach 18 Jahren eigentlich selbst etwas zurücknehmen. "Ich will nicht vorne stehen." Und Herbert Stang las daraus einen weiteren Vorzug ab: "Wir sind vermutlich die einzige Liste, bei der man problemlos auf Platz 1 kommen kann."

Oskar Sauerteig schließlich sprach interne Fehler an: Es müssen auch unterschiedliche Meinungen etwas gelten." Leo Bibelriether ging auf ein anderes Problem ein: "Bei unserer überalterten Mitgliederstruktur wird's schwierig, Nachwuchskräfte zu gewinnen." Herbert Stang wusste um die Gründe: Die Junge Liste hat uns viele Kandidaten weggeschnappt."

Einstmals vier Vertreter im Rat

Ein Thema, das nicht neu ist: Wir versuchen seit zehn Jahren, junge Leute her zu zaubern", stöhnte Thomas Wagner. Die Freien Wähler hätten sich nach dem Krieg in Ebern etabliert, wobei der Zulauf unter Vertriebenen groß gewesen sei, weil "die hatten die Schnauze von Parteien voll". Glorreiche Tage hatte auch Herbert Stang im Hinterkopf: "In unseren Glanzzeiten hatten wir vier Vertreter im Stadtrat." Selbst Bürgermeister Rolf Feulner (später CSU) sei aus den Reihen der Freien Wähler hervorgegangen, klagte Wagner.

Klagelieder, die den auswärtigen "Freien" gar nicht gefielen. "Ein Neuanfang muss gelingen", gab Kreisvorsitzender Oskar Ebert aus Untersteinbach als Devise aus. Es wäre fatal, wenn es in Ebern keine Freien Wählern mehr gebe.

Ihm schweben für die Kreisliste mindestens zwei Kandidaten aus dem Raum Ebern vor, bestenfalls auch eine Frau darunter. "Freie Wähler sind wichtig für jede Gemeinde, weil wir nicht parteigebunden sind und überall dort, wo wir vertreten sind, ausgleichend wirken. Da gibt's keinen Zoff zwischen CSU und SPD." Ebert: "Wir brauchen auch mehr Frauen, deshalb ist es wichtig, Leute gezielt anzusprechen statt zu jammern. Da gibt es in Ebern mit seinen Festen und seinem Gewerbe doch ein großes Potenzial." Und Ludwig Bock, FW-Kreisrat aus Salmsdorf, ergänzte ebenso wie seine Kollegin Sabine Weinbeer aus Unterschleichach, dass "ein Fortbestand der Freien Wähler in Ebern wichtig ist für die Stadt und den Landkreis".

Nochmaliger Versuch

Vereinbart wurde, bis Oktober geeignete Kandidaten für eine Stadtrats- und Kreistagsliste anzusprechen und dann eine erneute Versammlung mit der aus Römmelsdorf stammenden Landrätin Tamara Bischoff, als Vorzeigefrau der Freien Wähler, anzusetzen.