Zurück in die Natur will das Wasserwirtschaftsamt Bad Kissingen die Baunach im Bereich Ebern führen. Am Sonntag informierte die Behörde über die geplante Renaturierung des Flusses.
"Sie ist in einem unbefriedigenden Zustand", so die Information, die Besucher am Sonntag in der Rathaushalle in Ebern über die Baunach erfahren mussten. Nun soll das Gewässer mächtig in Kurven gelegt werden und ein neues Bett bekommen - nämlich ihr altes, zumindest annährend.
Bereits im Jahr 2013 hatte das Wasserwirtschaftsamt Bad Kissingen die Pläne zur Renaturierung der Baunach vor Ort vorgestellt. "Die Rückmeldungen waren durchwegs positiv", kann sich Norbert Schneider, Impulsgeber für das Baunachprojekt im Bereich Ebern, heute noch erinnern.
Gemessen an der Wasserrahmenrichtlinie der Europäischen Union aus dem Jahr 2000 entstand der Anspruch, der Baunach ihre ursprüngliche Form wieder zurückzugeben. "Die Richtlinien fordern, dass alle Gewässer in einen ökologisch guten Zustand gebracht werden müssen. Dabei spielen nicht nur die Gewässer selbst eine Rolle, sondern auch die Struktur, die Biologie, die Ökonomie, die Chemie, die Wasserpflanzen, Algen und Fische", erklärte Norbert Schneider. Für letztere ist die Baunach im Bereich Ebern in ihrem derzeitigem Zustand überhaupt nicht durchgängig. Das Wehr bei Eyrichshof können die Fische und andere Lebewesen einfach nicht überwinden.
An die Bauern gedacht Warum die Baunach heute nicht in ihrem natürlichen Bett fließt? In den 1950er Jahren wurden im Rahmen einer Flurbereinigung dem mäandrierenden Fluss die Kurven genommen. "Damals dachte man an die Landwirtschaft", formulierte es Fritz Mörth, Mitarbeiter vom Wasserwirtschaftsamt Bad Kissingen. Denn ein geradliniger Fluss brachte mehr Nutzen für die Bauern. Zusätzlich fand eine Entwässerung der Baunach statt, um die Bewirtschaftung zu verbessern.
Hochwasser nicht beachtet "An das Hochwasser hat dabei niemand gedacht", führte Fritz Mörth weiter aus, "die Fließgeschwindigkeit wurde durch die Geradlinigkeit viel schneller. Heute wissen wir, dass damals in die falsche Richtung gedacht wurde."
Das Wasserwirtschaftsamt Bad Kissingen verspricht durch die Renaturierung eine Naherholung direkt vor der Stadt, auch für die Menschen. "Sie sollen kommen, genießen und beobachten", meinte Norbert Schneider, der auch den Vorteil für Flora und Fauna sah.
Die Baukosten der Renaturierung der Baunach im Bereich Ebern belaufen sich auf etwa 1,5 Millionen Euro. Das ist aber nicht alles. "Schon vor Jahrzehnten haben wir damit angefangen, Grundstücke entlang der Baunach zu erwerben. 20 Hektar haben wir schon", teilte Norbert Schneider mit, "etwa vier bis fünf Grundstücke fehlen uns noch."
Im Zuge einer Flurbereinigung, die noch in diesem Jahr vom Amt für Ländliche Entwicklung angeordnet werden soll, werden die Flächen im Wiesengrund der Baunach neu aufgeteilt. Nur somit kann die Baunach in ein natürliches Bett gebracht werden. "Für die Eigentümer entsteht dadurch kein Verlust. Sie müssen später einfach nur an einer anderen Stelle bewirtschaften", sagte Norbert Schneider. Bereits seit Jahren führt der Fachmann Gespräche mit den Beteiligten. Er weiß, dass er nicht alle auf seiner Seite haben kann.
Pappeln tanzen aus der Reihe Ein eigenes Kapitel wird der Pappelwald in Eyrichshof werden. "Dieser Wald ist sehr naturfern. Überhaupt nicht typisch für hier. Dort stehen die Bäume in Reih und Glied", sagte Norbert Schneider. Doch Veränderungen gibt es bereits. "Da ein naturnaher Auenwald auch einen Fluß braucht, wird dort die ,neue" Baunach durchfließen", so Schneider weiter, "dann ist es ein ganz natürlicher Wald. Urwald, sozusagen."
Die Renaturierung der Baunach in diesem Bereich muss auch den Höhenunterschied der Wasserstände entlang des Pappelwaldes beinhalten: "Dort werden wir Rampen einsetzten, mit Stufen von zehn Zentimetern. So kommen auch die Fische nach oben."
Das Wasserwirtschaftsamt Bad Kissingen plant mit einem Baubeginn im Jahr 2017. Norbert Schneider rechnet mit einer Bauzeit, die nur wenige Wochen betragen wird, im Gegensatz zur Planung, die Jahre dauerte. "Nach Baubeginn kann das Projekt in drei bis fünf Jahren abgeschlossen werden", vermutete Schneider. Gebaggert werden sollen ein Bachbett und Uferstreifen. Fertig.
Ohne Anpflanzungen Dann kommt die Eigendynamik ins Spiel. "Wir werden nichts anpflanzen. Das kommt von alleine", teilte Schneider mit, der zudem auf das Strahlwirkungsprinzip hofft. "Nur knapp 20 Prozent der Baunach werden wir verlegen. Das renaturierte Flussbett hat dann auch Auswirkungen auf das alte."
An diesem Punkt setzt Justus Vogt, Mitglied im Anglerverein Ebern, mit seiner Kritik an: "Das alte Bett bekommt die Baunach durch die Renaturierung nicht wieder. Sie bekommt nur ein paar Schlingen wieder." Aber für ihn ist das besser als nichts. Denn schon damals, als er noch im Vorstand des Anglervereins mitmischte, hatte er sich für die Renaturierung der Baunach stark gemacht.
"Der Fluss hat eine gute Wasserqualität. Nicht umsonst leben dort Wasseramseln und Eisvögel", sagt Vogt, "aber der Eisvogel braucht eine Steilküste. Und die sollte auch nach der Renaturierung noch vorhanden sein."
Infobox:
Renaturierung der Baunach
Die geplanten Veränderungen, die an der Baunach durchgeführt werden sollen, betreffen eine Länge von etwa vier Kilometer von der Hetschingsmühle bis nördlich von Eyrichshof:
• Anlegen eines neuen naturnahen Baches mit wechselnden Böschungsneigungen und Querschnitten, sowie eines mäandrierenden Verlaufs auf einer Länge von 2350 Metern
• Ausweisung eines beidseitigen, durchgehenden Uferstreifens, unter anderem auch zur Rückhaltung landwirtschaftlicher Einträge
• Naturnahe Augengestaltung mit Uferabtrag zur Förderung der Zugänglichkeit und Sozialfunktion der Baunach
• Bau von Umgehungsgerinnen zur Schaffung der Durchgängigkeit von zwei Wehren
• Verbreiterung des Abflussquerschnitts für den Hochwasserabschluss
In Sachen Hochwasser plant das Wasserwirtschaftsamt Bad Kissingen ein entsprechendes Projekt. Die Kosten dafür werden sich jedoch auf etwa drei Millionen Euro belaufen. Es könnte sinnvoll mit dem Baunachprojekt kombiniert werden.