Mit Musik geht alles besser. Vielleicht auch der Erhalt eines Familiensitzes. So lädt am nächsten Wochenende Baron Rotenhan zum Musikfest nach Eyrichshof bei Ebern. Was wohl Marianne Mumm und das "Bartele" davon halten?
Im "Blauen Salon" von Schloss Eyrichshof bei Ebern hängt ihr Porträt: Marianne von Rotenhan schaut selbstbewusst und tatkräftig in die Welt. Kein Wunder, denn ihr Vater war der Champagnerproduzent Georg Hermann Mumm von Schwarzenstein, der mit der Marke GH Mumm - die heute nach jedem Formel-Eins-Sieg in Strömen fließt - ein Vermögen machte. Vor 150 Jahren heiratete Marianne Baron Sigmund von Rotenhan und folgte ihm auf sein Schloss, wo die begüterte Erbin ordentlich investierte, die Räume im Stil des Historismus‘ umgestaltete und die Orangerien renovierte. Vor allem aber erweiterte sie 1889 den Gutshof und ließ um ein Karree von der Größe eines Fußballfeldes Scheunen, Remisen und Nebengebäude errichten.
Ein zweiter Anziehungspunkt"Das Geld war gut angelegt, denn als die Inflation kam, lösten sich die Wertpapiere in Luft auf.
Die Gebäude aber stehen heute noch", sagt Mariannes Ur-Urgroßenkel Hermann Freiherr von Rotenhan, der heutige Schlossbesitzer. Trotzdem muss das gewaltige Anwesen erhalten werden, zumal die Familie die Landwirtschaft bereits vor über 15 Jahren aufgab und man zur Sektkellerei längst keine Verbindung mehr hat. Das brachte den Baron auf die Idee, neben den Gartentagen zu Pfingsten, die heuer bereits zum elften Mal stattfanden und Tausende von Besuchern locken, im Spätsommer einen zweiten Anziehungspunkt zu bieten: ein Musikfest, dessen Bühne auf Mariannes Gutshof aufgebaut wird.
Rock und Pop, Salsa und JazzFreilich: Ein weiteres Klassik-Festival wollte Rotenhan nicht etablieren. "Da gibt es in unserer Region genug, und auch wir haben ja eine solche Veranstaltung im Oktober.
Ich dachte an etwas Modernes", räumt der 46-Jährige ein, der selbst nicht nur klassische Musik hört, sondern sich auch für David Bowie, Sisters of Mercy oder Jamie Cullum begeistern kann. So werden ab kommenden Freitag also Rock- und Popmusik, Salsa und Jazz in unmittelbarer Nähe zum altehrwürdigen Familiensitz erklingen.
Privater Wohnsitz Seit 1330 ist das Schloss privater Wohnsitz der Rotenhans, deren gleichnamige Vettern im benachbarten Rentweinsdorf residieren. In Eyrichshof, wo auch schon öfters Filmdreharbeiten stattfanden, werden einige der etwa 200 Räume für geschlossene Veranstaltungen geöffnet. Im Haupt- und in den zahlreichen Nebengebäuden sind insgesamt zwölf Mietwohnungen eingerichtet.
Nachdem sich die Eltern auf ein Schlösschen bei Eisenach zurückgezogen haben, ist ihr ältester Sohn Hermann der Hausherr und wohnt hier mit Ehefrau Ana - die in München eine Praxis als Kinderzahnärztin leitet - und den drei kleinen Kindern Lavinia, Paul und Alexis.
"Jede Generation muss ihren Weg gehen, um das alles zu erhalten", sagt Rotenhan, der Rechtsanwalt, Land- und Forstwirt ist. Natürlich erinnert er sich an sorglose Kindertage in Eyrichshof, als der riesige Park und der gewaltige Dachboden für ihn und die beiden Geschwister ein einziger Abenteuerspielplatz waren. "Doch nun bin ich der Erbe und der Druck ist groß. Schließlich möchte man nicht der Loser sein, der das alles nach so vielen Generationen versemmelt", stellt der 46-Jährige fest.
Manchmal macht er sich den Spaß und fragt Touristen, die sich in den Innenhof verirren: "Möchten Sie's haben?" Bislang hat keiner ja gesagt.
Das Dach ist ein MillionenprojektImmer muss etwas gerichtet werden und in absehbarer Zeit wird das Dach an der Reihe sein - ein Millionenprojekt: "Ich darf gar nicht daran denken!" Vielleicht also ist das Musikfest ein kleiner finanzieller Baustein dazu, auch wenn die Eintrittspreise im ersten Jahr niedrig gehalten wurden. "Es soll auf jeden Fall keine Eintagsfliege sein", stellt der Baron klar. Mit dem Bamberger Gastronom und Konzertveranstalter Volker Wrede hat Rotenhan einen Fachmann an seiner Seite, der für das richtige Equipment sorgen kann.
Und auch ein langjähriger Mieter macht mit: Norbert Wirner, der eine Werbeagentur und ein Immobilienbüro führt, darf seinem Hobby frönen und Schloss und Hof mit LED-Scheinwerfern und Projektoren von mehreren Hundert Brennstellen aus illuminieren.
Da wird das "Bartele" von Eyrichshof aus dem Schauen gar nicht mehr herauskommen. Seit Jahrhunderten steht die lebensgroße Holzfigur in über 30 Metern Höhe am obersten Fenster im Giebel des Schlosses und überblickt das Geschehen. "Die Kirche, die meine Familie hier gebaut hat, ist St. Bartholomäus geweiht und wir vermuten, dass die Figur bei einem Brand des Gotteshaus gerettet wurde und auf dem Schloss-Dachboden landete", erzählt der Baron und denkt lachend daran, dass er sich als Bub ganz schön gefürchtet hat.
Auch die Dorfbewohner und das Gesinde hatten stets Respekt vor ihrem "Bartele", das über allen wachte.
Was der hölzerne Geselle wohl denkt, wenn er ab Freitag das Musik- und Lichtspektakel beobachtet? Vielleicht nickt er ja wohlwollend. Und vielleicht zwinkert im "Blauen Salon" Marianne, die Sekt-Baronin, aus dem schweren Goldrahmen heraus ihrem Ur-Urgroßenkel aufmunternd zu: "Gut gemacht. Weiter so!"
Das Programm des Musikfestes
Freitag, 5. 9.: Purple Heart spielt Classic Rock der 60er, 70er und 80er Jahre (Einlass 17, Beginn 19 Uhr).
Samstag, 6. 9.: "Mywood" mixt klassische Klänge mit Folk, Rock und Metal. Ihr Auftritt beginnt um 17.30 Uhr (Einlass 16 Uhr). Den Abend gestalten Dr. Kingsize feat. T.C. King mit ihrer Show "Cash and King" und Liedern von Johnny Cash und Elvis Presley (ab 21 Uhr).
Sonntag, 7.
9.: Jazz und Latin spielen Cotton Club zur Matinee ab 11 Uhr (Einlass 10 Uhr). Vorgruppe für den Abend sind "Miss Sophy and The Groove" (ab 16 Uhr). Danach bieten "Soneros de Verdad" die kubanischen Sänger und Musiker Luis Frank und Mayito Rivera auf, die bereits im Umfeld des Buena Vista Social Club mitmischten (ab 20 Uhr).
Jeden Abend gibt es Feuer- und Lichtershows mit Flammenwerfer Detlef Vogt und Illuminator Norbert E. Wirner.
Eintritt Karten sind erhältlich über die kostenfreie Hotline der Mediengruppe Oberfranken (Tel. 0800/9009100), in den Geschäftsstellen des Fränkischen Tags in Bamberg, den bekannten Vorverkaufsstellen sowie an der Abendkasse. Die Preise liegen zwischen 10 (Freitag bzw. Matinee) und 23 bzw. 27 Euro. Das Drei-Tage-Ticket kostet 42 Euro (weitere Informationen unter www.musikfest-eyrichshof.de).