Auch Lehrer müssen lernen

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Die vier jungen Lehrer, die in Ebern einen Teil ihres Referendariats verbringen, und gestern ihren ersten Schultag hatten (von links): Michael Fößel, Kathleen Losansky, Linda Michel und Jan van der Meer. Foto: Johanna Eckert
Die vier jungen Lehrer, die in Ebern einen Teil ihres Referendariats verbringen, und gestern ihren ersten Schultag hatten (von links): Michael Fößel, Kathleen Losansky, Linda Michel und Jan van der Meer. Foto: Johanna Eckert

Das Friedrich-Rückert-Gymnasium in Ebern begrüßte gestern nicht nur neue Schüler. Im Lehrerzimmer tummeln sich auch neue Pädagogen. Vier unter ihnen besuchten noch bis vor wenigen Monaten den Hörsaal der Universität.

Einiges ändert sich, wenn der Lehramtsstudent das erste Staatsexamen erst mal in der Tasche hat und die individuellen Kaffeepausen zwischen den Vorlesungen an der Universität mit dem sogenannten "ernsten Schulalltag" eingetauscht werden.
So manchen Kinderbüchern nach, beginnt der "Ernst des Lebens" eigentlich ja schon in der Grundschule. Scheint demnach anstrengend zu sein, solch ein Lehrerleben. Pädagogen sitzt der Ernst ja wohl ständig im Nacken.

Aber der Job eines Lehrers ist im Grunde ein Job wie jeder andere auch. Mal überwiegt die Freude, mal die Anstrengung, mal der Stress. Auch wenn Woche für Woche der Stundenplan derselbe ist, kein Tag ist wie der andere.

Bis zu drei Einsatzorte

Vor allem im Vorbereitungsdienst, dem sogenannten Referendariat, steht für die jungen Lehrer ordentlich was an Abwechslung auf dem Lehrplan.
Innerhalb von zwei Jahren können sie an bis zu drei verschiedenen bayerischen Gymnasien eingesetzt werden. Da muss man einfach flexibel sein.

So wie Linda Michel. Mathematik und Latein sind ihre Unterrichtsfächer. Das Friedrich-Rückert-Gymnasium in Ebern war zwar kein Wunsch auf ihrer Einsatzliste, die sie an das Kultusministerium geschickt hatte. Aber nun unterrichtet sie für mindestens ein Halbjahr in der Kleinstadt.
Ihre Flexibilität: "Ich bin auch nach Ebern gezogen", erzählt die Referendarin. Ihr erster Eindruck: "Es ist nicht einfach, eine Wohnung in Ebern zu bekommen. Die Meisterschule macht da den Markt aus."
Sie hat viele Listen abtelefoniert, sich nur eine einzige Wohnung angeschaut und wohnt nun auf 65 möblierten Quadratmetern. Ihr Lebensmittelpunkt wird weiterhin Würzburg bleiben. Dort trifft sie am Wochenende ihren Mann. Aber der Vorteil: "Ich muss nur zehn Minuten zur Schule laufen."

Kathleen Losansky aus Sonneberg wollte sich für ihren Schuldienst in Ebern auch vor Ort einnisten. Die 28-Jährige hat in Weimar Kunst studiert. Einen Teil ihres Referendariats in Ebern zu machen, war ihr Wunsch: "Denn Ebern liegt von Sonneberg jetzt nicht so weit weg." Sie bekam Listen mit Wohnungen vom Sekretariat. "Das waren aber alles Wohnungen mit drei und vier Zimmer. Für eine Person ist das viel zu groß." Nun ist Kathleen Losansky Neubürgerin von Coburg und pendelt täglich nach Ebern.

Arbeit in den Ferien

Ende Juli haben die beiden Referendarinnen sowie Michael Fößel und Jan van der Meer erfahren, dass sie ab diesem Schuljahr in Ebern unterrichten. Den Stundenplan und die Schülerzahlen haben sie erst vor wenigen Tagen erfahren. Und dann machten sie sich noch in den Ferien an die Arbeit. "Der Unterricht für die erste Woche ist komplett vorbereitet", sagt Jan van der Meer, der in Bayreuth die Fächer Geographie, Wirtschaft und Darstellendes Spiel studiert hat. "Man kann damit rechnen, dass die Vorbereitungszeit einer einzigen Unterrichtsstunde bis zu vier Stunden in Anspruch nehmen kann."

Eine Arbeitswoche mit 60 bis 70 Stunden ist für die vier Referendare normal, obwohl sie höchstens 17 Stunden pro Woche vor der Klasse stehen.

Der erste "richtige" Schultag als Lehrer ist es für die vier Referendare gestern nicht gewesen. Sie sind ja bereits mitten in ihrem Referendariat. Wie sich ihr Leben aber damals vom Studenten zum Lehrer und zur Lehrerin geändert hatte, ist ihnen aber noch mehr als präsent: "Ich sehe heute aus wie mein Seminarlehrer", erklärt Jan van der Meer und zeigt seine braunen Halbschuhe. Diese sind kombiniert mit Hemd und Stoffhose. "Man muss als Lehrer einfach probieren, ordentlich und seriös zu wirken", schmunzelt der 25-jährige Referendar, der seinen studentischen Hippie-Style in seiner Universitätsstadt Bayreuth zurückgelassen hat.

Linda Michel hat sich eine neue Schultasche gekauft. Und Folienstift. Kathleen Losansky und Michael Fößel können sich noch an die endlosen Diskussionen über Versicherungen erinnern: "Krankenversicherung, Diensthaftpflicht-Versicherung und eine Schlüsselversicherung. Denn wenn man den Schlüssel der Schule verliert, kostet das so einige tausend Euro."

Einige Herausforderungen werden die vier jungen Neuen - Linda Michel, Kathleen Losansky, Michael Fößel und Jan van der Meer - am Friedrich-Rückert-Gymnasium in Ebern meistern müssen. Sei es neben dem ganzen Unterricht auch noch an Tee und Zucker für den Abend zu denken, täglich eine Mitfahrgelegenheit von Bamberg nach Ebern zu suchen oder sich zwischen all den Testgeräten in der Physiksammlung zurechtzufinden.
Schon nach den ersten beiden Tagen waren sie überzeugt, dass das funktioniert, denn ihnen stehen hilfsbereite und offene Kollegen zur Seite. "Die sind hier alle so nett", schwärmt Linda Michel nach der ersten Lehrerkonferenz.

Jede Menge neue Namen

Der erste Schultag ist auch für die Referendare nicht ohne Hausaufgabe zu Ende gegangen. Als Kunstlehrerin wird Kathleen Losansky zwölf verschiedene Klassen unterrichten. "Das ist wohl der Fluch eines Kunstlehrers", merken die anderen drei an. Aber auch sie haben so einige Namen ihrer Schüler auswendig zu lernen. "In den ersten zwei Wochen ist das sicherlich noch der Schüler mit dem roten Pulli oder das Mädchen mit der Brille. Danach sollte es aber mit den Namen funktionieren", meint Kathleen Losansky recht optimistisch. Sie merkt sich die Namen der Schüler meistens über deren Kunstwerke.
Und ganz zum Schluss die gute Nachricht an die Schüler: Verweise haben die neuen Referendare noch nicht verteilt. Entwarnung also: Sie sind ganz nett.