Bei Obersteinbach führt ein Rundkurs vor Augen, wie sich Tun und Lassen in der Forstwirtschaft auswirken können. Der Stationen-Weg wurde gestern eingeweiht. Am Sonntag sind viele Aktionen für Eltern mit Kindern geplant.
Als großartige und hervorragend gelungene Einrichtung wurde der "Pfad der Artenvielfalt" gelobt bei der Eröffnung am Freitag. "Es hat zugegeben etwas länger gedauert, aber das Ergebnis ist rund", sagte Ulrich Mergner zufrieden. Der Leiter des Staatsforstbe triebs Ebrach war mit Rauhen ebrachs Altbürgermeister Oskar Ebert vor zwei Jahren der Initiator des umweltpädagogischen Erlebnispfades, die Staatsforsten finanzierten auch den Löwenanteil der 150 000 Euro Gesamtkosten. Förderer waren der Naturpark Steigerwald und die Gemeinde Rauhenebrach.
Moralische Verpflichtung "Wir haben eine moralische Verpflichtung, uns um alle Arten zu kümmern. Unser Handeln und die Artenvielfalt hängen eng zusammen. Viele Arten sind verschwunden, weil wir das Land nutzen, andere sind dadurch entstanden", das erklärte Ulrich Mergner bei der Vorstellung des Weges.
Dieses Verständnis der Zusammenhänge wolle der Weg mit spielerischen und anschaulichen Stationen verbessern.
Die Bedeutung solcher Einrichtungen unterstrich das prominente Interesse. Bürgermeister Matthias Bäuerlein freute sich über die Präsenz von Staatssekretär Gerhard Eck (CSU) mit den beiden Landtagsabgeordneten Steffen Vogel (CSU) und Hans-Jürgen Fahn (FW) ebenso wie von den Landräten Wilhelm Schneider (Haßberge), Johann Kalb (Bamberg) und stellvertretender Landrätin Christine Bender (Schweinfurt) sowie einiger Bürgermeister aus der Nachbarschaft.
Geschickt an Fördermittel gelangt "Der Staatsforstbetrieb Ebrach ist besonders rührig, Fördermittel auszuschöpfen", lobte Stephan Thierfelder vom Landwirtschaftsamt die Aktivitäten von Mergners Team.
Mergner selbst ergänzte, dass es die "Mittel für besondere Gemeinwohlleistungen" aber nur geben kann, weil die Staatsforsten Gewinne erwirtschaften, die oftmals so kritisiert werden.
"Noch nie konnte ich so viele Projekte im Bereich Tourismus und Naturschutz umsetzen wie in den zehn Jahren, seit es dieses Programm gibt", sagte Mergner, der daraus mittlerweile einen siebenstelligen Betrag für Projekte in seinem Zuständigkeitsbereich abgerufen hat.
Er würdigte die Hilfe seiner Forstarbeiter unter der Regie von Dietmar Herold, die die Ideen in erlebbare Wegestationen umsetzten. Der Weg der Artenvielfalt zeige beispielhaft die zwei Strategien zur Sicherung der Artenvielfalt: Im Naturwaldreservat Kleinengelein das "Nichts mehr Tun", im Weilersbachtal das Tun, ohne das die offene Landschaft zuwachsen würde. Das Naturschutzgebiet im Weilersbachtal sei altes Kulturland mit einer hohen Artenvielfalt am Bachlauf und in den Wiesen.
Etwa auf der Hälfte des rund sechs Kilometer langen Lehrpfades liegt die Waldabteilung "Kleinengelein", die vor vier Jahren auf 50 Hektar Fläche als Naturwaldreservat ausgewiesen wurde. Hier steht die höchste Buche Frankens mit rund 50 Metern, und auch ihre Nachbarn auf rund fünf Hektar sind sehr eindrucksvoll.
1800 Stunden Arbeit und viele Ideen Hier werde man beobachten, wie die Stilllegung sich in der Artenvielfalt niederschlägt. Ideen haben wir viele, aber der Didi setzt sie mit seinen Leuten in die Realität um", sagte Ulrich Mergner mit Dank an die Mitarbeiter. 1800 Stunden Arbeit und enorm viel Engagement und handwerkliches Geschick investierten Bedienstete des Forstbetriebs in Planung und Realisierung des Weges mit seinen informativen Tafeln, Biber-Bau und Schmetterlingen, Stegen, Spechthöhle und Sitzmöbeln für die Rast.
Dazu kamen Leistungen örtlicher Firmen, die die Umsetzung des Pfades ebenso als Herausforderung nahmen wie die Mitarbeiter.
Diese Leidenschaft, sich für die Region zu engagieren und Besonderes zu schaffen, sei hier greifbar, lobte Staatssekretär Gerhard Eck. Ein ganzes Netzwerk von Menschen habe zusammengearbeitet, um ein weiteres Leuchtturmprojekt zu schaffen. Der Steigerwald sei beispielhaft dafür zu zeigen, wie eine rücksichtsvolle und ausgewogene Waldbewirtschaftung zur Artenvielfalt beitragen kann und gleichzeitig zur Wertschöpfung.
Das gute Zusammenwirken betonte auch Landrat Wilhelm Schneider. Er kündigte an, dass für den Landkreis Haßberge im Netzwerk Steigerwald noch ein weiteres Projekt geplant sei. Stephan Thierfelder erklärte, dass noch viele Bausteine für die Vernetzung des Steigerwald-Zentrums mit der Region "in der Schublade liegen" und Zug um Zug umgesetzt werden.
Unter anderem entstehe derzeit ein zentrales Besucher-Informationssystem für Handynutzer.
Unterstützt von Rauhenebracher Schulkindern mit kräftigem Gesang, spendete Pfarrer Kurt Wolf dem Erlebnispfad den kirchlichen Segen. Die Kinder erkundeten gleich die Stationen, die die breite Öffentlichkeit ab Sonntag, 14 Uhr, beim Aktionstag erleben kann.