Altes Bauernhaus in Köslau wird renoviert

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Silvia Schuhmann bei ihrem "Winterhobby": Der barocke Stuck in dem alten Bauernhaus liegt unter einer dicken Farbschicht. Einst stand dieses Haus am viel befahrenen Rennweg. Die früheren Bewohner waren wohlhabend genug, um ihre "gute Stube" mit Stuck ausstatten zu lassen.
Silvia Schuhmann bei ihrem "Winterhobby": Der barocke Stuck in dem alten Bauernhaus liegt unter einer dicken Farbschicht. Einst stand dieses Haus am viel befahrenen Rennweg. Die früheren Bewohner waren wohlhabend genug, um ihre "gute Stube" mit Stuck ausstatten zu lassen.
Blick auf die alten (zum Teil neuen, rechts) Fenster des Köslauer Brauhauses. Brauereiinventar ist nicht erhalten. Alte Köslauer können sich nicht erinnern, dass hier Bier gebraut wurde. Offenbar wurden die Kessel im Ersten Weltkrieg eingeschmolzen. Nur die Darre ist erkennbar.
Blick auf die alten (zum Teil neuen, rechts) Fenster des Köslauer Brauhauses. Brauereiinventar ist nicht erhalten. Alte Köslauer können sich nicht erinnern, dass hier Bier gebraut wurde. Offenbar wurden die Kessel im Ersten Weltkrieg eingeschmolzen. Nur die Darre ist erkennbar.
 
Ein weiter Blick über Land erschließt sich hinter dem Anwesen, das an der Straße liegt. Einst direkt am Rennweg. Silvia Schuhmann hat einen barock anmutenden Garten angelegt.
Ein weiter Blick über Land erschließt sich hinter dem Anwesen, das an der Straße liegt. Einst direkt am Rennweg. Silvia Schuhmann hat einen barock anmutenden Garten angelegt.
 
Die Toranlage sieht zwar so aus, doch hier gibt es nur einen Stein, der sich hinten im Garten fand. Schuhmanns haben alles nach einem alten Foto fertigen lassen. Die Türflügel sind natürlich selbstgemacht.
Die Toranlage sieht zwar so aus, doch hier gibt es nur einen Stein, der sich hinten im Garten fand. Schuhmanns haben alles nach einem alten Foto fertigen lassen. Die Türflügel sind natürlich selbstgemacht.
 
Die Haustüre des Bauernhofs trägt die Initialen des Erbauers und die Jahreszahl 1822
Die Haustüre des Bauernhofs trägt die Initialen des Erbauers und die Jahreszahl 1822
 
Das Werkzeug zum vorsichtigen Freilegen des Stucks hat sich Silvia Schuhmann zum Teil selbst gebastelt, etwa den abgekürzten Maurerspatel (links). Fotos: Brigitte Krause
Das Werkzeug zum vorsichtigen Freilegen des Stucks hat sich Silvia Schuhmann zum Teil selbst gebastelt, etwa den abgekürzten Maurerspatel (links). Fotos: Brigitte Krause
 
Modernes im alten Gemäuer - so sieht das doch gut aus!
Modernes im alten Gemäuer - so sieht das doch gut aus!
 
Fachwerk in Reinkultur
Fachwerk in Reinkultur
 
Ein Türbeschlag im Original erhalten. Man benutzte geschmiedete Nägel, um die Holztüre am Eisen zu befestigen.
Ein Türbeschlag im Original erhalten. Man benutzte geschmiedete Nägel, um die Holztüre am Eisen zu befestigen.
 
Ebenfalls im Original erhalten: der Griff an einer Holztüre, die jahrelang zugemauert war.
Ebenfalls im Original erhalten: der Griff an einer Holztüre, die jahrelang zugemauert war.
 
Die steinerne Türfassung und die Türe selbst waren jahrelang unsichtbar. Schuhmanns haben sie wieder freigelegt und erhalten.
Die steinerne Türfassung und die Türe selbst waren jahrelang unsichtbar. Schuhmanns haben sie wieder freigelegt und erhalten.
 

Silvia und Thomas Schuhmann haben im Königsberger Stadtteil Köslau ihren Traum gefunden. 2003 kauften sie einen alten Bauernhof, ein altes Brauhaus ist dazugekommen. Jetzt befindet sich das Ensemble auf dem Weg zum modernen Feriendomizil.

Wenn man nachts auf die Terrasse tritt, hört man - nichts. Vielleicht in der Ferne einen Hund. Köslau liegt weitab, aber immer noch mittendrin in der Tourismusregion Franken. Genau dafür geben die Feriengäste von Silvia Schuhmann ohne zu murren viel Geld aus.

Sie und ihr Mann Thomas sind Oberfranken. Aus Wiesengiech bei Scheßlitz. Hinter dem Mond? Schuhmanns sind der Typ Franken, der jeden Großstädter eines besseren belehrt.

Der Junior ist schon im Boot

Inzwischen in der fünften Generation mit der Familienschreinerei erfolgreich, Sohn Valentin (24 Jahre) ist bereits im Boot, hatten sie sich eigentlich, wie Silvia Schuhmann plaudert, "für danach zum Wohnen" etwas gesucht.
In Köslau fanden sie es.

Ihr Altersdomizil erhielt nicht nur den Baukultur-Staatspreis 2009, es ist auch auf dem Weg, eine veritable Ferienburg zu werden, Klassifizierung fünf, höchste Stufe: Mit Heimkino, kostenlosem Wlan für die Feriengäste und gehobener Wohnaustattung. Die Räume in der Scheune, dem ältesten Bau in dem Ensemble, ursprünglich als barrierefreie Seniorenwohnung für sie selbst gedacht, vermietet die Geschäftsfrau locker "von Ostern bis November, über Weihnachten/Silvester und an ein paar Wochenenden im Winter".

"99 Prozent meiner Gäste" finden sie übers Internet (fewo-direkt.de). Per Facebook geben sie und ihr Mann Einblicke. Ja, Facebook: Vor drei Jahren wollte Silvia Schuhmann "nur gucken, was die Kinder machen", da erkannte sie, dass das "interessant ist. Eine gute Plattform, um sich darzustellen".

Im Brauhaus nebenan, das die Schuhmanns 2011 kauften, sollen auch Ferienwohnungen entstehen. Ein Gebläse pumpt Zelluloseflocken unters Dach. Dort wird ein Panoramafenster einen gigantischen Blick öffnen - eine Mischung aus Altem und Neuem, wie an vielen Stellen im Ensemble.

Vielleicht Erdwärme?

"Wir wollen den Passivhaus standard erreichen", konkretisiert Silvia Schuhmann die Pläne für das Brauhaus. Ganzjährig vermieten? Da gibt es eine Nuss zu knacken. Wie man nämlich dieses Gebäude aus Sandstein und Bruchsteinmauern günstig beheizt.

In Finnland zapfen sie Erdwärme aus einem 600 Meter tiefen Loch. Kosten: 25.000 Euro Ob sich das hier umsetzen lässt? Das Bergamt in Bayreuth muss Bohrungen über 100 Meter absegnen. Ebenso das Wasserwirtschaftsamt wegen der "wasserführenden Schichten".

"Die Leute denken immer: ,Die müssen Geld haben‘", sagt Silvia Schuhmann freimütig und lächelt. Aber so ist das auch wieder nicht. Geldausgaben wollen gut bedacht sein. Das begann schon beim Kauf. Die Fränkische Schweiz ging nicht, "das war zu teuer." Der Vierseithof in Köslau kostete 40.000 Euro. "Aber da steckt man leicht das Zehnfache rein." Gut, dass der Handwerker viel machen kann.

Ein Geben und Nehmen

Und auch gut, dass die Schuhmanns neben dem Sinn für das Schöne, Alte einen praktischen Sinn haben: Sie einigten sich mit den Denkmalschützern oft nach dem Prinzip Geben und Nehmen. So sortierten sie gut erhaltene Ziegel von dem 1822 errichteten Haupthaus aus und deckten damit die alte Scheune. Sie legten eine kleine Tür in den Raum mit den Stuckdecken frei, erhielten alte Balken.

Der teils etwas "schwachen" Wand zum Nachbaranwesen setzten sie innen Holzständer entgegen. Wiederum sahen die Denkmalpfleger ein, dass die Schuhmanns die frühere Stallwand durchbrechen und einen Wintergarten errichten wollten, um den Blick zu genießen. Kompromisse für ein Leben im Denkmal.

Sehr reale Glücksmomente

Schuhmanns vermissen den Urlaub nicht unbedingt, der für sie in den letzten zehn Jahren ausfiel. Die Glücksmomente, sich am Freitag ins Auto setzen zu können, um nach einer harten Geschäftswoche in der halben Stunde über Baunach von Wiesengiech hierher zu fahren, wiegen alles auf. Schon als sie das erste Mal hierher fuhren, sagte das Bauchgefühl Silvia und Thomas Schuhmann: "Das ist es!"

Zielstrebig und mit langem Atem

Die 49-Jährige und ihr Mann setzen ihre Vision mit langem Atem um. Und mit gepflegten Händen. Die lassen nicht ahnen, dass die Geschäftsfrau in den letzten drei Wintern mit dem Maniküre-Spatel Schicht für Schicht behutsam die barocke Stuckdecke wieder freigekratzt hat. Tausende Bröckelchen liegen auf dem Parkettboden, den Thomas Schuhmann schon verlegt hat - eines Tages werden die Schutzdecken vom Boden gezogen in der "guten Stube".