Als die Bänker an Silvester die Zinsen per Hand errechneten

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Früher wurde noch in den Wirtshäusern gespart. In solchen Sparkästen, wie Vorstandssprecher Christian Senff, Bürgervereinsvorsitzender Ingo Hafenecker und Vorstand Norbert Knorr (von links) einen präsentieren. "In Fitzendorf hängt noch heute einer."
Früher wurde noch in den Wirtshäusern gespart. In solchen Sparkästen, wie Vorstandssprecher Christian Senff, Bürgervereinsvorsitzender Ingo Hafenecker und Vorstand Norbert Knorr (von links) einen präsentieren. "In Fitzendorf hängt noch heute einer."
Die Schreibmaschine im Vordergrund, eine Fortuna aus Suhl, ist wie die Bank selbst genau 90 Jahre alt. Fotos: Ralf Kestel
Die Schreibmaschine im Vordergrund, eine Fortuna aus Suhl, ist wie die Bank selbst genau 90 Jahre alt. Fotos: Ralf Kestel
 
Für den Bürgerverein freute sich Ingo Hafenecker (rechts), dass nach dem TV Ebern mit der Raiffeisenbank eine weitere Institution aus dem Stadtgebiet die Räume des Heimatmuseums für eine Ausstellung nutzt.
Für den Bürgerverein freute sich Ingo Hafenecker (rechts), dass nach dem TV Ebern mit der Raiffeisenbank eine weitere Institution aus dem Stadtgebiet die Räume des Heimatmuseums für eine Ausstellung nutzt.
 
Relikte aus der Zeit, als die Schüler noch sparten: "Heute macht das kaum noch ein Jugendlicher", hat Christian Senff festgestellt.
Relikte aus der Zeit, als die Schüler noch sparten: "Heute macht das kaum noch ein Jugendlicher", hat Christian Senff festgestellt.
 
Mit diesem C-Netz-Telefon wurde 1990 die Verbindung in die Geschäftsstellen in Thüringen hergestellt, zeigt Vorstandssprecher Christian Senff.
Mit diesem C-Netz-Telefon wurde 1990 die Verbindung in die Geschäftsstellen in Thüringen hergestellt, zeigt Vorstandssprecher Christian Senff.
 

Die Eberner Raiffeisenbank zeigt genossenschaftliche Artefakte aus ihrer 90-jährigen Geschichte. Im Heimatmuseum wird ein geschichtlicher Schnelldurchlauf möglich.

Es hat sich viel geändert im Verlauf der vergangenen 90 Jahre. Schreibmaschinen gibt es kaum noch mehr und die, die verblieben sind, sind auch nicht mehr so schwer, dass man damit jemand erschlagen könnte. Die tragbaren Telefon passen jetzt in die Hosentasche, während früher noch richtige Koffer vonnöten waren. Und: Im Haus neben dem Grauturm residiert nicht mehr die Sparkasse. Seit Donnerstag bestimmen dort die gekreuzten Pferdeköpfe in unterschiedlichen Varianten das Bild. Das Markenzeichen der Raiffeisenbanken. Denn im Heimatmuseum präsentiert die benachbarte Raiffeisenbank zum 90. Jubiläum die Geschichte der Genossenschaft.

Die datiert eigentlich weiter - bis zu 150 Jahre - zurück, aber der Darlehenskassenverein Ebern eGmuH, die Keimzelle der jetzigen Hauptstelle, wurde 1925 im Gasthaus Stern gegründet, woran Direktor Christian Senff bei der Ausstellungseröffnung am Donnerstagabend erinnerte.
Initiator damals war Baywa-Lagerhaus-Verwalter Höfer.

Den ersten Vorstand bildeten Hans Heinert, Georg Hagel und Max Schmitt, allesamt Landwirte, sowie der Kaufmann Peter Oppelt und der Baustoffhändler Hans Batzner. "Schnell waren 46 Gründungsmitglieder gefunden", las Senff aus den Analen heraus und spannte den Bogen in die Gegenwart. "Jetzt haben wir fast 9000 Mitglieder."

Das erste "Geschäftslokal" befand sich im Haus des Rechners Johann Adam Schmitt in der Mühlgasse. Spätere Stationen waren das Deringer-Haus (jetzt Asia-Grill), das Stastny-Haus am Marktplatz und dann der Neubau in Klein-Nürnberg anstelle von Liebender- und Wappeshaus.


Vorreiter in einstiger DDR

Drei großformatige Zeichnungen von Erich Wolfert zeigen die Außenansichten der letzten drei Häuser in der Ausstellung. Senff ging auch auf die verschiedenen Strukturbereinigungen und Fusionen ein, die 1960 mit der Raiffeisenkasse Heubach (gegründet 1924) begannen.

Eine Zeittafel, von Bank-Azubis zusammengestellt, zeigt die Fusionen mit weiteren Genossenschaften im Umkreis von Ebern bis hin zur deutschlandweit ersten Übernahme einer einstigen DDR-LPG anno 1990. Die älteste Genossenschaften, die in der Raiffeisen-Volksbank Ebern aufgingen, waren die in Untermerzbach (1868 gegründet), Lichtenstein (1889) und Jesserndorf (1899).

Zu so manchem "genossenschaftlichen Artefakt" steuerte Senffs Vorstandskollege Norbert Knorr eigene Erfahrungen bei, da "wir an Weihnachten und Silvester arbeiten mussten, um die Zinsen per Hand durchzustaffeln". Seither habe die Technik eine rasante Entwicklung genommen. "Früher gab es ein Telefon in jedem Ort, jetzt in jeder Wohnung mindestens drei."

Von "schwindelerregenden Veränderungen" sprach Christian Senff, doch "bei allem Hype um die Technik ist der persönliche Kontakt zu den Kunden die wichtigste Prämisse geblieben", so Senff. "Eine regionale Genossenschaftsbank mit 110 Mitarbeitern, die aus der Region kommen", ergänzte Norbert Knorr.