Allianz braucht auch einen Nahverkehr

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Großbus, Kleinbus, Ruftaxi - wie könnte die Zukunft des öffentlichen Nahverkehrs im Bereich zwischen Ebern, Pfarrweisach, Maroldsweisach bis Ermershausen künftig aussehen? Eine Momentaufnahme vom "Verkehrsknotenpunkt Sandhof" vom gestrigen Montag, wo der Berufschulbus durchrauschte. Eine Thema für die Baunach-Allianz. Foto: Ralf Kestel
Großbus, Kleinbus, Ruftaxi - wie könnte die Zukunft des öffentlichen Nahverkehrs im Bereich zwischen Ebern, Pfarrweisach, Maroldsweisach bis Ermershausen künftig aussehen? Eine Momentaufnahme vom "Verkehrsknotenpunkt Sandhof" vom gestrigen Montag, wo der Berufschulbus durchrauschte. Eine Thema für die Baunach-Allianz. Foto: Ralf Kestel

Bei den Eingaben zur kommunalen Zusammenarbeit in Baunach-, Itz- und Lautergrund spielen öffentliche Buslinien eine besondere Rolle.

Drei verbindende Bänder schlängeln sich zwischen den Hauptorten der Baunach-Allianz: Das Flüsschen, das der Kooperation den Namen gibt, die Bundesstraße 279 und die Bahnstrecke von Breitengüßbach her. Alles bestens zwischen Baunach und Ebern.

Doch am Endbahnhof ist es vorbei mit der Herrlichkeit des öffentlichen Nahverkehrs. In Richtung Pfarrweisach/Maroldsweisach verkehren nur die so genannten Berufsschulbusse an Werktagen. Am Wochenende ruht der öffentliche Nahverkehr in diesem Streckenabschnitt.

Ein Mangel, den auch viele Teilnehmer an der Online-Umfrage zur Baunach-Allianz beklagen.
Vor der nächsten Zusammenkunft am Dienstag, 28. März, um 19 Uhr in der Geracher Laimbachhalle haben sich schon viele Mitmacher und -denker gemeldet, die Vorschläge und Anregungen unterbreiten.


VG Baunach aktiver

Im Vorfeld zu dieser Regionalkonferenz wird auch deutlich, dass die Bereitschaft zum Mittun bislang im Bereich der VG Baunach größer ist als in der VG Ebern.

Zum öffentlichen Nahverkehr kam beispielsweise folgende Bemerkung: "Die Mobilität mit öffentlichen Verkehrsmitteln lässt in ländlichen Gegenden zu wünschen übrig. In nahezu allen Orten werden Busverbindungen vermisst. Sowohl regelmäßigere Anschlüsse als auch eine generelle Einrichtung der Verbindung werden erhofft. Anschlüsse zu Nah- und Fernverbindungen im Bus- und Zugverkehr als auch zu den großen Städten in näherer Umgebung sind nötig. In kleineren Orten sollten Bürgerbusse oder andere Möglichkeiten (z. B. Mitfahrerbänke) eingerichtet werden, um die Mobilität auch von eingeschränkten Personen zu gewährleisten."


Takt nach Maroldsweisach

Konkret wünscht sich Juliane K., dass "die Busse der Linie Ebern-Maroldsweisach zukünftig mindestens im Zwei-Stunden-Takt verkehren mit Anschluss an den Agilis-Zug Ebern -Bamberg. Auch am Wochenende soll die Anbindung gesichert sein. Zusätzlich sollen unter bahn.de und im Bayern-Fahrplan die Fahrplanauskünfte dieser Linie - wieder - erscheinen".

Nicht anders sieht das Arthur E.: "Die Busse der Linie Ebern-Maroldsweisach verkehren unterirdisch selten. Anschluss an Agilis (nach Bamberg) nur zweimal am Tag. In den Fahrplanauskünften von bahn.de und Bayern-Fahrplan erscheinen nicht alle Verbindungen bzw. gar keine. Am Wochenende offenbar keine Bedienung der Strecke. Verbesserung: Mindestens ein Zwei-Stunden-Takt mit Anschluss an den Agilis-Zug Ebern-Bamberg, mit Wochenendverkehr." Und noch eine Stimme: "Die Busverbindungen in den Ferien und in den Ortsteilen von Ebern lassen sehr zu wünschen übrig. Die Verbindung von Ebern nach Coburg ist eine Zumutung!"

Peter W.: "Die Anbindung der Dörfer/kleinen Gemeinden an die Städte mit Geschäften, Ärzten, Ämtern ist äußerst dürftig. Außer evtl. einem Schulbus morgens und abends gibt es kaum Möglichkeiten, in Städte wie Ebern, Bamberg oder Haßfurt zu gelangen. Dort wird wohl immer mehr zentralisiert (siehe Haßfurt), aber für die Erreichbarkeit per ÖPNV wird nichts getan. Für Behinderte und ältere Personen ein untragbarer Zustand. In anderen Regionen gibt es Rufbusse, mit denen sich die Landbewohner bei Bedarf in die Stadt oder zur Bahn bringen lassen können. Das je nach Bedarf und zum Tarif des ÖPNV. Ein Beispiel dafür wurde eben in Scheßlitz realisiert. Eine solche Lösung würde auch den Bewohnern der Gemeinden im Baunachgrund eine große Hilfe sein."

Und weiter: "Weiterhin sind diese Rufbusse auch unter dem Aspekt Tourismus interessant. Viele Touristen wandern im Baunachgrund und in der Umgebung oder fahren Rad. Mit dem ÖPNV kommen sie vielfach nicht mehr an ihren Ausgangsort zurück. Zum Beispiel waren Wanderer im vergangenem Jahr auf Burg Altenstein. Sie wanderten nach da oben, fanden keine geöffnete Gastwirtschaft und konnten mit dem Bus nicht an Ihren Ausgangspunkt zurück. Die Kosten für das gerufene Taxi forderten sie von der Tourist-Info zurück. Das Ganze, obgleich die Burg auf dem Burgweg als touristischer Höhepunkt dargestellt ist. Das zeigt, dass die Infrastruktur nicht dem Anspruch nach Tourismus entspricht."


Heimlich eingeschlafen?

Klaus D. ergänzt: "Diese Schwachpunkte dominieren den Burgenwinkel insgesamt. Zum einen die fehlende Gastronomie vor Ort bzw. die nur mangelhafte Anbindung durch die öffentlichen Verkehrslinien! In Bezug auf den ÖPNV könnte ein mit dem VGN vertakteter Nahverkehrsplan der Allianz Verbesserungen bringen."
Arthur E. hat diesbezüglich weitergehende Recherchen angestellt und hegt sogar Argwohn: " Ich verstehe nicht, wie der Bus-Wochenendverkehr Ebern-Maroldsweisach so sang- und klanglos eingestellt werden konnte. Warum wurde die Öffentlichkeit nicht informiert? Warum nicht im Vorfeld mit einbezogen? Auf der Website des Deutschen Burgenwinkels ist noch der Link zu einer Fahrplanauskunft, die auch nicht mehr funktioniert, weil Maroldsweisach in der Internet-Fahrplanauskunft fehlt. Mir scheint, dass ordentlich was schief gelaufen ist. Da sollen die Bürger Ideen sammeln und dann wird das, was noch rudimentär an Infrastruktur da ist einfach (ja: quasi heimlich) weggewischt!"


Brisantes Thema

Die Brisanz des Themas hat Philipp Rujstorfer, der Moderator des Büro aus Erfurt, das die Baunach-Allianz in Form gießen will, erkannt. "In den bisherigen Veranstaltungen, aber auch auf der online-Beteiligungsplattform, gab es bereits zahlreiche Vorschläge und Ideen, die wir natürlich mit nach Gerach bringen, so dass vertieft diskutiert werden kann."

Bei der Vielzahl von Ideen, Stärken und Schwächen fiel dem Diplom-Geographen vorrangig die alternative Mobilität auf, aber auch so Punkte wie Erhalt oder Ansiedelung von Geschäften und Ärzten, Natur- und Umweltprojekte, Lösungen für leer stehende Immobilien und touristischen Ideen.