"Achtung, Baum fällt!"

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Die "Aufarbeitung" der soeben gefällten Buche beginnt. Thomas und Michael Holzheid (von links) entasten den Stamm, längen ihn ab und zersägen ihn in verschiedenen Längen. Foto: Helmut WillDie "Aufarbeitung" der soeben gefällten Buche beginnt. Thomas und Michael Holzheid (von links) entasten den Stamm, längen ihn ab und zersägen ihn in verschiedenen Längen. Foto: Helmut Will
Die "Aufarbeitung" der soeben gefällten Buche beginnt. Thomas und Michael Holzheid (von links) entasten den Stamm, längen ihn ab und zersägen ihn in verschiedenen Längen. Foto: Helmut WillDie "Aufarbeitung" der soeben gefällten Buche beginnt. Thomas und Michael Holzheid (von links) entasten den Stamm, längen ihn ab und zersägen ihn in verschiedenen Längen. Foto: Helmut Will
Wichtiges Arbeitsmittel ist die Motorsäge
Wichtiges Arbeitsmittel ist die Motorsäge
 
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Thomas Holzheid (links) sägt den Fallkerb in die Buche. Dieser ist entscheidend zur Bestimmung der Richtung in die der Stamm fallen soll.
Thomas Holzheid (links) sägt den Fallkerb in die Buche. Dieser ist entscheidend zur Bestimmung der Richtung in die der Stamm fallen soll.
 
Michael Holzheid
Michael Holzheid
 
Wolfgang Gnannt
Wolfgang Gnannt
 
Thomas Holzheid
Thomas Holzheid
 
Die Rotbuche hat verloren. Mit lautem Getöse und ein Schneegestöber verursachend bahnt sie sich ihren Weg zwischen stehenden Bäumen hindurch und schlägt schließlich auf dem Waldboden auf. Forstwirt Thomas Holzheid beobachtet das Geschehen aufmerksam. Foto: Helmut Will
Die Rotbuche hat verloren. Mit lautem Getöse und ein Schneegestöber verursachend bahnt sie sich ihren Weg zwischen stehenden Bäumen hindurch und schlägt schließlich auf dem Waldboden auf. Forstwirt Thomas Holzheid beobachtet das Geschehen aufmerksam. Foto: Helmut Will
 

Die Holzheids in Ebern sind seit Generationen im Wald aktiv. Anhand einer Buche zeigen Vater und Sohn, worauf es beim Fällen eines Baums ankommt.

Es ist ein früher Nachmittag im Winter. Das Thermometer zeigt sechs Grad minus, eine dünne Schneedecke hat sich über Flur und Wald gelegt. Die Sonne versucht den kalten Winternebel im Wald bei Straßenhof zu durchdringen. Forstwirt Thomas Holzheid und sein Sohn Michael verlassen ihren Waldarbeiterwagen, in dem sie ihre Mittagspause verbrachten.
Schon seit die Nacht dem Tag um 7.30 Uhr gewichen ist, sind Vater und Sohn bei der Arbeit in der Abteilung "Bühler Holz", gelegen zwischen der Ortschaft Bühl und Straßenhof bei Weißenbrunn. Die beiden Holzfäller schlagen im Stadtwald Ebern Stammholz.


Die Fallrichtung steht fest

Zu Beginn ihrer Arbeit am Nachmittag nehmen sich die beiden Holzfäller eine starke Buche vor, die vom zuständigen Förster Wolfgang Gnannt zum Fällen ausgezeichnet wurde. Während Thomas Holzheid seine Stihl-Motorsäge anwirft, bringt sein Sohn Michael Spaltaxt und Spaltkeil in Position. Thomas sägt mit zwei Schnitten, einem waagrechten und einem schrägen, den "Fallkerb" aus dem Stamm und zwar auf jener Seite des wuchtigen Baumes, in deren Richtung der Baum fallen soll. Beide Waldarbeiter sind mit Sicherheitskleidung, Schutzhelm mit Augen- und Gehörschutz, Warnkleidung mit Schnittschutzhose, Handschuhen und dem entsprechenden Schuhwerk ausgerüstet.

Thomas Holzheid begutachtet mit einem letzten Blick den Fallkerb, bevor er zur Rückseite des Stammes tritt, um den Fällschnitt in Höhe der gedachten Bruchleiste anzusetzen. Zuvor haben er und sein Sohn sich vergewissert, dass sich niemand im Umfeld der 20 Meter langen Buche aufhält. Es ist so weit, die Lebenszeit der Rotbuche ist abgelaufen. Der Baum wird, wie Förster und Waldarbeiter sagen, geerntet.

Ein lauter Ruf: "Achtung, Baum fällt!", soll alle im Gefahrenbereich warnen. Thomas Holzheid gibt Gas.
Die Sägekette beginnt um das Sägeschwert der Kettensäge zu rotieren und als diese den Stamm an der gedachten "Bruchleiste" erfasst, schießen die Sägespäne wie eine Fontäne davon. Nachdem eine gewisse Schnitttiefe erreicht ist, setzt Michael Holzheid den Fällkeil an und schlägt ihn mit der Spaltaxt in die Schnittkerbe. "Damit", so erklärt er, "wird der Baum in die Fällrichtung gekeilt."

Thomas Holzheid sägt weiter, lässt die sogenannte Bruchstelle stehen, die etwa acht bis zehn Zentimeter stark ist. Mit dieser wird der Baum noch gehalten, als er sich unter den Schlägen von Sohn Michael bereits nach vorne neigt. Wieder der laute Ruf: "Achtung, Baum fällt."

Der stolze Buchenstamm beginn seine Krone zu neigen, immer schneller, wobei er, als er zwischen anderen Bäumen hindurchfällt eine wahre Schneefontäne auslöst, was die Sicht nach oben, wo der Blick der Waldarbeiter hin gerichtet ist, ziemlich "vernebelt".


Sicherheit großgeschrieben

Schließlich kracht der Baumstamm mit seiner Krone auf den schneebedeckten Waldboden und verursacht dort erneut ein "Schneegestöber". Es wird wieder ruhig, die Sicht klarer. Forstamtsrat Wolfgang Gnannt, der an diesem Tag mit seiner Jagdhündin "Haifa" bei den Waldarbeitern ist, erläutert, dass Sicherheit bei der Waldarbeit oberste Priorität hat. Dazu gehört eine fundierte Ausbildung, Ausrüstung, die Warnrufe und auch der stete Blick nach oben während der Baumfällung.

"Bei Starkholz ist es Vorschrift, dass immer zwei Personen zusammenarbeiten müssen", sagt der erfahrene Förster. Wenn jeder allein arbeite, müsse stets ein Sicherheitsabstand von zwei Baumlängen eingehalten werden. Die Holzheids wissen, dass alle Sicherheitsvorschriften ihrem eigenen Schutz dienen. "Dass diese eingehalten werden, darauf achtet auch Förster Gnannt akribisch". Thomas Holzheid sagt, dass er durch den Rückschlag seiner Motorsäge im Jahr 2008 einen Beinbruch erlitten habe. "Klar, es gibt immer wieder mal Situationen, wo du Glück hast, das sind sogenannte `Hallo-Wach-Erlebnisse". Da werde einem deutlich, nicht schludrig zu werden, sondern voll konzentriert bei der Sache zu sein. In der Familie der Holzheids ist die Waldarbeit schon seit Generationen Tradition. Schon die Väter und Großväter der beiden Holzfäller haben ihr Brot im Wald verdient.

Thomas Holzheid ist 52 Jahre alt. Mit 16 Jahren hat er seine Lehre zum Forstwirt begonnen und ist nunmehr schon mehr als drei Jahrzehnte im Wald tätig. Seine Arbeit wurde nur durch die Grundwehrdienstzeit unterbrochen. Gelernt hat er bei Forstwirtschaftsmeister Valentin Heilmann, sein Förster in der Lehrzeit war Eberhard Ponader. "Ich bin ein Naturmensch", sagt Thomas, der für die Stadt Ebern tätig ist. Er möchte seinen Job nicht mit einem in einer Fabrik oder auf dem Bau tauschen.

Sohn Michael ist 25 Jahre alt. Er hat mittlerweile begonnen, die Buche zu entasten. Er achtet darauf, dass sich der Stamm beim Absägen der Äste immer zwischen ihm und dem Ast befindet. "Das gibt Sicherheit", sagt er.


Spaß an der Abweschslung

Waldarbeiter wurde er, weil er hier mehr verdient als in seinem gelernten Beruf als Holzfachwerker. "Das lag nahe in unserer Familie", lacht er und mit seinem Vater komme er bei der Arbeit recht gut aus. Seit fünf Jahren ist er in die Fußstapfen seines Vaters und seines Opas getreten. Beide, Vater und Sohn sind sich einig, dass der Beruf des Forstwirts sehr abwechslungsreich ist, immer an der gesunden Luft. Abwechslungsreich deshalb, weil zur Waldbewirtschaftung neben der Holzernte auch das Pflanzen von Bäumen, die Pflege und das Schützen von Waldbeständen gehöre. Ebenso Naturschutz und Landschaftspflege, Forsttechnik und die Organisation betrieblicher Arbeit und wirtschaftliche Zusammenhänge nach Vorgabe des Försters.
Die beiden Holzfäller "arbeiten die Buche auf", wie sie sagen. Dazu gehört das Entasten, das Ablängen des Stammes. Mit der Kluppe wird der Durchmesser der Buche bestimmt und deren Länge und Durchmesser auf dem Abschnitt des Stammes geschrieben, damit Förster Gnannt die Angaben hat, wenn er das Holz klassifiziert und aufnimmt. "Hand in Hand" geht diese Arbeit von Thomas und Michael Holzheid und schon geht es weiter zum nächsten Stamm.